Stadterweiterungsvertrag ermöglicht Ausbau der Mainzer Neustadt
Ereignis
Was geschah
Wie in vielen anderen deutschen Städten bildete auch in der damals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Stadt Mainz der Festungsgürtel, der die Stadt auf allen Seiten einfasste, zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Erschwernis für die Stadtentwicklung. Er verhinderte die flächenmäßige Ausdehnung der Stadt und damit eine entsprechende Zunahme der Einwohnerzahl, wie sie in den Nachbarstädten Frankfurt und Wiesbaden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts feststellbar war.
1866 legte deshalb der neue Stadtbaumeister Eduard Kreyßig (1830–1897) einen ersten Bebauungsplan für das nördlich vor der Stadt liegende Gartenfeld vor. Seine Grundidee war die Erschließung des Gebietes durch ein symmetrisches, gitterförmiges Straßensystem aus Längs- und Querachsen, das durch grüne Alleen und Plätze aufgelockert werden sollte.
Nach langen Verhandlungen erfolgt am 21. September 1872 die Unterzeichnung des Stadterweiterungsvertrags zwischen der Stadt Mainz, seit 1871 Reichsfestung, und der Festungsverwaltung, der im Gegenzug zur Erweiterung eine neue Festungsmauer, den Rheingauwall, um die Neustadt vorsah. Nach mehreren Korrekturen wurde der gesamte Plan, der die Verlegung der Eisenbahntrasse an die Westseite der Stadt, einen neuen Hauptbahnhof am Rand der Neustadt und eine Straßenbrücke über den Rhein enthielt, 1873 durch die preußische Regierung genehmigt. Parallel zur ehemaligen nördlichen Wallmauer wurde eine breite Prachtstraße (Kaiserstraße) als Verbindung vom Hauptbahnhof zum Rheinufer angelegt.
Prägend für das städtebauliche und architektonische Gesicht der Neustadt war Stadtbaumeister Eduard Kreyßig. Nach seinen Plänen entstanden zahlreiche öffentliche und private Bauten, unter anderem die große Stadthalle – damals Deutschlands größter Hallenbau – und die evangelische Christuskirche, die als städtebaulicher Gegenpol zum Dom konzipiert war.
Die alten Festungsanlagen wurden erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg endgültig abgerissen, sodass die Stadt nun ungehindert expandieren konnte.
(UH)
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Nachweise
Literatur
- Hedwig Brüchert (Hrsg.), Die Neustadt gestern und heute. 125 Jahre Mainzer Stadterweiterung, Mainzer Geschichtsblätter 1997, Mainz 1997
- Paul-Georg Custodis, Der Stadtbaumeister Eduard Kreyssig und die Bauentwicklung der Stadt Mainz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, (Diss. Aachen 1979), Mainz 1979, S. 47-79
- Michael Kläger, Die Mainzer Stadt- und Festungserweiterung. Kommunale Politik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, Mainz 1988
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Mainz-Neustadt (eingesehen am 21.9.2023)
- regionalgeschichte.net: Mainz wird Reichsfestung (eingesehen am 21.9.2025)
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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„Stadterweiterungsvertrag ermöglicht Ausbau der Mainzer Neustadt, 21. September 1872“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7186_stadterweiterungsvertrag-ermoeglicht-ausbau-der-mainzer-neustadt_stadterweiterungsvertrag-ermoeglicht-ausbau-der-mainzer-neustadt_stadterweiterungsvertrag-ermoeglicht-ausbau-der-mainzer-neustadt> (aufgerufen am 26.11.2025)
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