Verbrennung englischer Ware in Marburg

 

Ereignis

Was geschah

Napoleon (1769–1821) führt durch seine „Kontinentalsperre“ einen Handelskrieg gegen Großbritannien, den er nach der Vernichtung seiner Flotte bei Trafalgar im Oktober 1805 beginnt. Um seinen Bruder zu unterstützen, verfügt Jérôme von Westphalen (1784–1860) die Verbrennung von britischer Ware in Marburg. Die aus dem Wetzlarer Handelshaus Wendecker & Co. beschlagnahmte Ware soll auf dem Marktplatz verbrannt werden. Dies ist nicht der erste Versuch, den Handelskrieg zu erweitern und andere Nationen einzubeziehen, so wurde beispielsweise im Januar 1806 die Stadt Frankfurt am Main von Marschall Pierre François Augereau (1757–1816) zu einer Straf-Kontribution von vier Millionen Gulden gezwungen, da sie mit Großbritannien handelten. In Berlin wurde am 21. November 1806 ein Dekret zur Blockade des Inselreichs veröffentlicht, sodass nun Schiffe und Waren beschlagnahmt werden. Im Herzogtum Nassau war das Importieren durch ein Dekret vom 10./12. Dezember 1807 verboten. Dies weitete sich am 3. August 1810 weiter aus, sodass Sperrzölle von 40 % bis 50 % auf sämtliche „Kolonialwaren“ verhängt wurden, die ab dem 26./28. September für Frankfurt und ab dem 15. Oktober dann für das Großherzogtum Hessen gelten. Frankfurt nahm dies zuerst nicht ernst, doch wurde die Ernsthaftigkeit durch französische Soldaten in Form von Hausdurchsuchungen und Konfiskationen verdeutlicht. Die Verbrennung der Güter erfolgte auf der Pfingstweide der Stadt und waren im Wert von 50.000 Gulden. Um eine Beschlagnahmung zu umgehen, wurde die Ware durch Schmiergelder auf „sächsisch“ oder „schweizerisch“ umgeschrieben. Ab dem 19. November gilt die Verbrennung englischer Importe im gesamten Großherzogtum Hessen. Allerdings entsteht durch die Kontinentalsperre ein Schwarz- und Schleichhandel, der erst durch die Unterstützung von den Niederlanden an der deutschen Nordseehälfte eingedämmt werden kann. Die Sanktionen treffen vor allem Hafenstädte, den Handel und die Landwirtschaft, wo beispielsweise die Hausweberei des hessischen Vogelsberg Einbußen durch den fehlenden Export ihrer „Schockleinen“ nach Großbritannien erleidet. Allerdings ist auch ein Ausbau der französischen Metallindustrie in Lothringen und der Textilindustrie im Rheinland festzustellen.
(StH)

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Verbrennung englischer Ware in Marburg, 11. Dezember 1808“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6055_verbrennung-englischer-ware-in-marburg> (aufgerufen am 25.11.2025)

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