Georg-Büchner-Preis an George Tabori
Ereignis
Was geschah
Der Dramatiker George Tabori (1914–2007) erhält in Darmstadt den mit 60.000 DM Preisgeld versehenen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.1 Tabori ist damit der erste Preisträger, der nicht in deutscher Sprache schreibt. Die Jury begründet die Auszeichnung mit den Worten: „Wir bewundern darin seinen Mut, dem Publikum mit Witz und Ironie und doch mit der Leidenschaft des Opfers und der Distanz des Weisen die unheilvolle gemeinsame Geschichte der Deutschen und Juden vor Augen zu führen.“2
George Tabori wurde in Ungarn geboren und ist Drehbuchautor, Schauspieler, Sprecher, Schriftsteller, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrierte er während des Zweiten Weltkriegs nach England, nach dem Krieg lebte er in den USA, in Österreich und in Deutschland. In seinen Theaterstücken thematisiert Tabori als Holocaust-Überlebender meist den Nationalsozialismus und arbeitet die Themen Massenmord und Rassismus auf bizarre und schwarzhumorige Art auf. Zu seinen bekanntesten Stücken zählen „Die Kannibalen“, „Mutters Courage“ und „Mein Kampf“.
Eine vielbeachtete Lobrede hält der Preisträger des vergangenen Jahres, Wolf Biermann: „Ich wünschte mir eine Welt, in der diese entscheidende Nichtigkeit gar nicht erwähnt werden müßte. [...] Wir könnten einfach über den Stückeschreiber reden, über den bezaubernden Entzauberer und schnoddrigen Wortakrobaten.“3 Tabori selbst äußert sich anlässlich der Auszeichnung, er „liebe zwar weder Deutschland noch die Deutschen, wohl aber einzelne Deutsche und deutsche Orte.“4
Der Georg-Büchner-Preis, der ursprünglich als Stiftungspreis der Hessischen Regierung zur Ehrung herausragender Persönlichkeiten aus Hessen, wird seit 1951 als Literaturpreis durch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung anlässlich der jährlichen Herbsttagung an Schriftsteller*innen vergeben.
(NT)
Bezugsrahmen
Nachweise
Fußnoten
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 1: Büchner-Preis an Tabori verliehen. ↑
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 26: Unlesbarer Titel. ↑
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 26: Unlesbarer Titel. ↑
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 1: Büchner-Preis an Tabori verliehen. ↑
Literatur
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 1: Büchner-Preis an Tabori verliehen
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.10.1992, S. 26: Unlesbarer Titel
Weiterführende Informationen
- Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis (eingesehen am 14.3.2019)
- Wikipedia: Georg-Büchner-Preis (eingesehen am 14.23.2019)
- Wikipedia: George Tabori (eingesehen am 14.3.2019)
Kalender
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Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an George Tabori, 10. Oktober 1992“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/5568_georg-buechner-preis-an-george-tabori> (aufgerufen am 27.11.2025)
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