Georg-Büchner-Preis an Paul Celan

 

Ereignis

Was geschah

Der Lyriker Paul Celan (1920–1970) erhält in diesem Jahr den Georg-Büchner Preis für seine Dichtung und sein Wirken in der deutschsprachigen, zeitgenössischen Literatur. Celan erlangte durch seine Gedichtbände „Sand aus den Urnen“, „Mohn und Gedächtnis“, „Von Schwelle zu Schwelle“ und „Sprachgitter“ Bekanntheit.1 Er stammt aus einer deutschsprachigen jüdischen Familie, verlor seine Eltern im Holocaust und musste selbst Zwangsarbeit in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern und Ghettos leisten. Nach dem Krieg arbeitete Celan in Bukarest als Lektor und Übersetzer, seit 1948 lebt er in Paris.2 Der Nationalsozialismus, der Holocaust, die Deportation und der Tod seiner Eltern sind wiederkehrende Themen in den Gedichten Celans. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrt den Lyriker mit den Worten: „Aus der Tiefe poetischer Eingebungen geholt, findet in seinem Werk das Wort zur Inständigkeit des Dauernden. Auch seine Übertragungen französischer und russischer Lyrik haben dem deutschen Gedicht eine neue Sensibilität gegeben“.3 Zudem erhält Celan ein Preisgeld in Höhe von 8.000 DM.4 Marie Luise Kaschnitz (1901–1974), selbst Büchner-Preis-Trägerin aus dem Jahr 1955, versucht in ihrer Lobrede auf Paul Celan dessen lyrischen Stil zu beschreiben: „Der falschen Vertrautheit des Alletageredens enthoben, war er imstande, diese mit soviel Bitterkeit geliebte deutsche Sprache für sich neu zu entdecken und auf eine neue Weise über sie zu verfügen, schöpferisch und frei. [...] Es sind Worte großartig, unverbunden, hingesetzt, wie überhaupt neben der Aussage über die magische Rolle der Sprache immer auch die Sprachkunst in all ihren Möglichkeiten zur Wirkung gelangt. Diesen von Celan verwendeten Kunstformen, seinen dringenden Wiederholungen und kühnen Entsprechungen, seinen schöpferischen Übertreibungen und genialen Worteinsparungen werden die Literaturhistoriker einmal nachgehen und aus ihnen Celans Eigenart erklären.“5 Ursprünglich 1923 von der hessischen Landesregierung ins Leben gerufen, wurde der Georg-Büchner-Preis 1951 durch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zum Literaturpreis umfunktioniert, der deutschsprachige Schriftsteller*innen auszeichnet, „die an der Gestaltung des gegen­wärtigen deutschen Kultur­lebens wesentlichen Anteil haben.“6 Im Rahmen der jährlich in Darmstadt stattfindenden Herbsttagung der Akademie wird er durch die Jury zum Abschluss des Tagungsprogramms überreicht.7
(NT)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.5.1960, S. 20: Büchner-Preis für Celan.
  2. Suhrkamp / Insel Verlag: Autoren: Paul Celan.
  3. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner-Preis: Paul Celan: Urkundentext
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.5.1960, S. 20: Büchner-Preis für Celan.
  5. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Paul Celan: Lobrede.
  6. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.1960, S. 24: Der Büchner-Preis für Celan.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Georg-Büchner-Preis an Paul Celan, 22. Oktober 1960“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/5528_georg-buechner-preis-an-paul-celan> (aufgerufen am 27.11.2025)

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