Proklamation der Hessischen Republik

 
Bezugsort(e)
Darmstadt
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Am Abend des 8. Novembers erreicht Darmstadt die Nachricht, dass im Griesheimer Lager Soldatenräte gewählt wurden.1 Noch in der Nacht ziehen die revolutionären Soldaten aus Griesheim nach Darmstadt, die dort anwesenden Regimente schließen sich an. Eine Gruppe von etwa 5000 Soldaten versammelt sich schließlich vor dem neuen Palais, fordert lautstark den Rücktritt des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und versucht, den Palais zu stürmen.2 Dem Gewerkschaftssekretär des Bauarbeiterverbandes, Heinrich Delp (1878–1945), gelingt es, die Menge zu beruhigen. Am nächsten Tag findet auf dessen Initiative hin eine von den Unternehmen geduldete Kundgebung der Darmstädter Arbeiterschaft statt, es bildete sich spontan ein Arbeiter- und Soldatenrat, bestehend aus vier SPD-Abgeordneten und einem Mitglied der bürgerlichen Demokraten, den Vorsitz erhält der Redakteur Wilhelm Knoblauch (1874–1939).3 Am selben Tag veröffentlicht der neu gegründete Arbeiter- und Soldatenrat einen Aufruf im Hessischen Volksfreund, der neben der Proklamation Hessen-Darmstadts als freie sozialistische Republik verkündet, die Regierungsgewalt übernommen zu haben und an die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung appelliert.4 Als der sozialdemokratische Abgeordnete Carl Ulrich (1853–1933) am Vormittag des 9. November in Darmstadt ankommt, erhält er den Auftrag, als Ministerpräsident die Staatsgeschäfte zu übernehmen und den Großherzog offiziell abzusetzen.5 In einer konstituierenden Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrats wird die Wahl Knoblauchs als Vorsitz bestätigt, außerdem wählen sowohl Arbeiterschaft als auch Soldaten ihre Vertreter und es werden Ausschüsse für zivile und militärische Belange gebildet. Es wird eine Einigung auf die Beauftragung Ulrichs mit der Bildung einer sozialdemokratischen Regierung getroffen, der Bolschewismus als Regierungsmodell wird hingegen einstimmig abgelehnt.6 Am 13. November entlässt Carl Ulrich als neuer Ministerpräsident die großherzoglichen Minister und bildet am folgenden Tag ein neues Staatsministerium, bestehend aus Sozialdemokraten, Vertretern der Demokratischen Partei und der Zentrumspartei.7
(NT)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984), Frankfurt am Main 1984, S. 246 f.
  2. Vgl. Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984), Frankfurt am Main 1984, S. 246 f.
  3. Vgl. Haren, Tobias: Der Volksstaat Hessen 1918/1919. Hessens Weg zur Demokratie (Zeitgeschichtliche Forschungen Bd. 19), Berlin 2003, S. 93.
  4. Vgl. Haren, Tobias: Der Volksstaat Hessen 1918/1919. Hessens Weg zur Demokratie (Zeitgeschichtliche Forschungen Bd. 19), Berlin 2003, S. 95-96.
  5. Vgl. Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984), Frankfurt am Main 1984, S. 251.
  6. Vgl. Haren, Tobias: Der Volksstaat Hessen 1918/1919. Hessens Weg zur Demokratie (Zeitgeschichtliche Forschungen Bd. 19), Berlin 2003, S. 98.
  7. Vgl. Haren, Der Volksstaat Hessen 1918/1919. Hessens Weg zur Demokratie, Berlin 2003, S. 102.

Literatur

Kalender

M
T
W
T
F
S
S
28
29
30
31
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
1
2
3
4
5
6
7
8

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Proklamation der Hessischen Republik, 10. November 1918“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/2446_proklamation-der-hessischen-republik> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/2446