Beratungen im Führerhauptquartier Adlerhorst bei Butzbach

 

Ereignis

Was geschah

Im Führerhauptquartier Adlerhorst bei Ziegenberg (Butzbach) erstattet Generaloberst Heinz Wilhelm Guderian (1888–1954), der Chef des Generalstabs des Heeres („mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt“), vor Adolf Hitler (1889–1945) Bericht über die Vorbereitungen der Sowjetunion zum Angriff im Osten. Angesichts der bedrohlichen Überlegenheit der Roten Armee und des sowjetischen Durchbruchs im nordwestlichen Ungarn fordert Guderian, den Schwerpunkt der deutschen Kräfte nach Osten zu verlegen. Hitler erwidert ihm: Der Osten muß sich allein helfen und mit dem auskommen, was er hat. Guderians Angaben über die Truppenstärke der Roten Armee bezeichnet er als völlig idiotisch.1 Hitler befindet sich zur Überwachung der am 16. Dezember 1944 gestarteten Ardennen-Offensive seit dem 11. Dezember 1944 im Bunkerkomplex des Führerhauptquartiers Adlerhorst und verlässt die ursprünglich als Befehlsstelle für die Invasion Englands vorgesehenen militärischen Anlagen, die unter anderem auch das Barock-Schloss Ziegenberg umfassen, am 16. Januar 1945 mit Ziel Berlin.
(OV/KU)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Guderian erzählt das Gespräch mit Hitler in seinen 1951 erschienenen Memoiren („Erinnerungen eines Soldaten“) unter Verweis auf Informationen aus der Hand des Leiters der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) des deutschen Generalstabs, Reinhard Gehlen (1902–1979) wie folgt: „Gehlen hatte sehr sorgfältig die Unterlagen über die Feindlage ausgearbeitet, einige Karten und Schaubilder, welche die Kräfteverhältnisse veranschaulichten. Hitler geriet in großen Zorn, als ich diese Ausarbeitungen vorlegte, erklärte sie für ‚völlig idiotisch‘ und verlangte, daß ich den Bearbeiter sofort in ein Irrenhaus sperren sollte. Da erfaßte mich der Zorn, und ich erklärte Hitler: ‚Die Ausarbeitungen stammen von dem General Gehlen, einem meiner tüchtigsten Generalstabsoffiziere. Ich hätte sie Ihnen nicht vorgetragen, wenn ich sie mir selbst nicht zu eigen gemacht hätte. Wenn Sie verlangen, daß der General Gehlen in ein Irrenhaus kommt, dann sperren Sie auch mich gleich dazu!‘ Das Verlangen Hitlers, den General Gehlen abzulösen, lehnte ich schroff ab. Daraufhin hatte der Orkan ausgerast.“ Bereits an Heiligabend 1944 hatte Guderian bei einem Lagevortrag im Führerhauptquartier Adlerhorst Hitler die Lage auseinandergesetzt: „Mein Vortrag schilderte die feindlichen Gliederungs- und Stärkeverhältnisse [...]. Die Arbeit meiner Abteilung ‚Fremde Heere Ost‘ war mustergültig und absolut zuverlässig. Ich kannte ihren Chef, den General Gehlen, lange genug, um ihn und seine Mitarbeiter, seine Methoden und Ergebnisse beurteilen zu können. Die Voraussagen Gehlens haben sich bewahrheitet. Das ist eine geschichtliche Tatsache. Hitler sah die Dinge anders. Er erklärte die Angaben der Abteilung ‚Fremde Heere Ost‘ für Bluff [...] ‚Das ist der größte Bluff seit Dschingis Khan‘, rief er aus, ‚wer hat diesen Blödsinn ausgegraben?‘“ Zitiert nach Der Spiegel 39/1954, 22.9.1954, S. 12 ff.

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Beratungen im Führerhauptquartier Adlerhorst bei Butzbach, 9. Januar 1945“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/2365_beratungen-im-fuehrerhauptquartier-adlerhorst-bei-butzbach_beratungen-im-fuehrerhauptquartier-adlerhorst-bei-butzbach> (aufgerufen am 26.11.2025)

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