Eröffnung der Hessischen Volkskammer in Darmstadt
Ereignis
Was geschah
Ministerpräsident Carl Ulrich (1853–1933; SPD) eröffnet in seiner Eigenschaft als Alterspräsident die erste Sitzung der am 26. Januar gewählten Volkskammer der Republik Hessen im Darmstädter Ständehaus. Er gibt einen kurzen Rückblick auf seine eigene parlamentarische Tätigkeit und erklärt seinen Werdegang vom Schlossergesellen zum Ministerpräsidenten als ein Symbol für den Aufstieg der Arbeiterklasse, der er sein ganzes Leben gewidmet habe. Der Feind habe zwar den Sieg errungen, aber im Innern müsse uns die Niederlage besseren Zielen entgegenführen. Das Wahrzeichen der Zeit sei gemeinsame Arbeit und der Sieg der Menschlichkeit.
Im Anschluss daran findet die Wahl des Präsidenten der Volkskammer statt. Dabei wird mit 64 von 67 Stimmen der Beigeordnete Bernhard Adelung (1876–1943; SPD) aus Mainz mit großer Mehrheit gewählt. In seiner kurzen Ansprache führt Adelung aus, daß die Volkskammer souverän sein und das Regiment des Staates ausübe. Des Volkes Wille sei das oberste Gesetz. Damit müsse sich jeder, welche Meinung er auch sonst haben möge, abfinden. In den bevorstehenden ernsten Zeiten sei die Demokratie die Heilquelle, aus der neue Kraft und neues Leben geschöpft werden müsse. Schließlich entbietet er der Nationalversammlung [in Weimar] den herzlichen Gruß der Volkskammer und legt feierlich und mit allem Nachdruck Verwahrung gegen alle Loslösungsbestrebungen ein.
Zum Vizepräsidenten der Volkskammer werden der Zentrumsabgeordnete Justizrat Dr. Adam Joseph Schmitt (1855–1928) aus Mainz und Justizrat Heinrich Reh (1860–1946; DDP) aus Alsfeld gewählt.
Nach Schluss der Konstituierung der Volkskammer verliest der Präsident ein Schreiben des Großherzogs Ernst Ludwig an den Ministerpräsidenten Ulrich und die Volkskammer. Die Abgeordneten nehmen den Brief mit Beifall auf.
Erstmals in der Geschichte Hessens sind auch fünf weibliche Abgeordnete anwesend, nachdem das aktive und passive Frauenwahlrecht ein Jahr zuvor durchgesetzt worden war. Es handelt sich dabei um Karoline Balser (1873–1928; Deutsche Demokratische Partei), Else Bierau (1877–1966; Deutsche Volkspartei), Elisabeth Hattemer (1870–1948; Zentrumspartei), Anna Maria Rauck (1871–1953) und Margarethe Steinhäuser (1874–1955; beide SPD).
(OV/JH/LV)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Schulthess’ Europäischer Geschichtskalender, 1919, S. 69 f.
- Langer, Zwölf vergessene Frauen, Frankfurt am Main 1989, S. XV
Weiterführende Informationen
Kalender
Siehe auch
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Personen
- Hessische Biografie: Adelung, Bernhard
- Hessische Biografie: Balser, Karoline
- Hessische Biografie: Bierau, Else
- Hessische Biografie: Ernst Ludwig, Hessen-Darmstadt, Großherzog
- Hessische Biografie: Hattemer, Elisabeth
- Hessische Biografie: Rauck, Anna Maria
- Hessische Biografie: Reh, Heinrich
- Hessische Biografie: Schmitt, Adam Joseph Johann
- Hessische Biografie: Steinhäuser, Margarethe
- Hessische Biografie: Ulrich, Carl
Quellen und Materialien
- Parlamentarismus in Hessen: Adelung, Bernhard
- Parlamentarismus in Hessen: Balser, Karoline
- Parlamentarismus in Hessen: Bierau, Else
- Parlamentarismus in Hessen: Hattemer, Elisabeth
- Parlamentarismus in Hessen: Rauck, Anna Maria
- Parlamentarismus in Hessen: Reh, Heinrich
- Parlamentarismus in Hessen: Schmitt, Adam Joseph Johann
- Parlamentarismus in Hessen: Steinhäuser, Margarethe
- Parlamentarismus in Hessen: Ulrich, Carl
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung der Hessischen Volkskammer in Darmstadt, 13. Februar 1919“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/2059_eroeffnung-der-hessischen-volkskammer-in-darmstadt> (aufgerufen am 25.11.2025)
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