Uraufführung des Sternheim-Stücks „1913“ im Frankfurter Schauspielhaus

Das Bühnenstück „1913“ des sozialkritischen expressionistischen Dramatikers Carl Sternheim (1878–1942) wird im Opern- und Schauspielhaus der Stadt Frankfurt am Main uraufgeführt. „1913“, ein Schauspiel in drei Aufzügen, ist Teil des dreiteiligen Zyklus „aus dem bürgerlichen Heldenleben“ und Fortsetzung der 1911 bzw. 1914 erstmals auf der Bühne gezeigten Komödien „Die Hose“ und Der Snob. Erzählt wird darin (als Fortsetzung von „Der Snob“) die Geschichte des gealterten Konzernchefs Christian Maske von Buchow, der – siebzigjährig – mithilfe eines Waffengeschäfts nochmals die eigene Macht gegenüber seinen Erben demonstrieren will. Während seine älteste Tochter Sofie gegen ihn intrigiert, zeigt sein Sohn Ernst Philipp kaum Interesse fürs Geschäft. Maskes jüngste Tochter Ottilie erfüllt die in sie gesetzten Hoffnungen des Vaters nicht und wendet sich von der Halbwelt des neureichen Industrieadels ab. „1913“, das in den Jahren 1913/14 entstand, war bereits 1915 zur Aufführung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters angenommen worden (unter Leitung des Regisseurs Max Reinhardt, der bereits für die Uraufführung von „Der Snob“ verantwortlich zeichnete), wurde aber von den Behörden mit der Begründung, es sei in der gegenwärtigen Zeit geeignet, den „inneren Frieden zu stören“, nicht freigegeben. Carl Sternheim brandmarkt mit seinem Stück die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der wirtschaftlichen Elite an der Spitze der wilhelminischen Gesellschaft. Die geschickt eingeflochtene Kritik an Bonzentum und Intrigen, übertriebenem Monetarismus, Geschäftemacherei, Ausbeutung und verkrusteten Strukturen in einer gewissenlosen Wegwerfgesellschaft lassen das Schauspiel zeitlos aktuell erscheinen.
(KU)

• Chronik deutscher Zeitgeschichte 1, S. 29
• Robert Theel, „Der Epoche Essentielles“. Carl Sternheims zeithistorische Epochenbilanz in dem Schauspiel „1913“, in: Deutsche Schillergesellschaft (hrsg. Körperschaft): Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft: internationales Organ für neuere deutsche Literatur 39 (1995), S. 324/349.

• Peter Sprengel, Vorschau im Rückblick. Epochenbewußtsein um 1918, dargestellt an der verzögerten Rezeption von Heinrich Manns ‚Der Untertan‘, Sternheims ‚1913‘, Hesses ‚Demian‘ und anderen Nachzüglern aus dem Kaiserreich in der Frühphase der Weimarer Republik, in: Michael Klein (Hrsg.): Literatur der Weimarer Republik: Kontinuität – Brüche, Innsbruck 2002, S. 29, 44
• Wikipedia: Carl Sternheim (eingesehen am 23.1.2023)
• Wikipedia: Max Reinhardt (eingesehen am 23.1.2025)

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

„Uraufführung des Sternheim-Stücks „1913“ im Frankfurter Schauspielhaus, 23. Januar 1919“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1874_urauffuehrung-des-sternheim-stuecks-1913-im-frankfurter-schauspielhaus_urauffuehrung-des-sternheim-stuecks-1913-im-frankfurter-schauspielhaus_urauffuehrung-des-sternheim-stuecks-1913-im-frankfurter-schauspielhaus> (aufgerufen am 26.11.2025)

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