Räumung des Hüttendorfs an der Startbahn 18 West

 
Bezugsort(e)
Frankfurt am Main
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Das Hüttendorf der Protestbewegung gegen den Bau der Startbahn West in Frankfurt am Main wird geräumt. Als Reaktion auf den geplanten Bau einer neuen Flugzeugstartbahn für die ein großes Stück Wald abholzt werden soll, entsteht bereits in den siebziger Jahren eine große Protestbewegung sogenannter Startbahngegner*innen. Der lange anhaltende Konflikt um das Bauvorhaben spitzt sich 1980 zu, als der Hessische Verwaltungsgerichtshof den Bau der Startbahn endgültig beschließt. Im folgenden Jahr finden viele kreative und großangelegte Protestaktionen auf dem Gelände das für die Startbahn bereitgestellt werden soll, statt. Unter anderem errichten Aktivist*innen ein „Hüttendorf“, um das Gebiet langfristig zu blockieren und schneller auf Rodungsabsichten reagieren zu können. Dieses Hüttendorf wird am Morgen des 2. November durch zwei Polizeihundertschaften geräumt. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung überraschen diese „die Waldbewohner, die zum Teil noch schliefen.“1 Auf Grundlage einer Verfügung des Frankfurter Polizeipräsidenten wird die Räumungsaufforderung ausgesprochen, begründet wird sie dadurch, dass „eine Störung der öffentlichen Sicherheit, die sofort zu beseitigen sei“, vorliege.2 Zur Entscheidung beigetragen haben laut Polizeipräsident Karlheinz Gemmer auch gewalttätige Ausschreitungen einiger Protestierenden am vergangenen Sonntag auf dem Flughafengelände. Während ein Großteil der im Hüttendorf anwesenden Aktivist*innen das Gelände freiwillig verlässt, kommt es zur Verhaftung zweier Personen, die sich der Räumung aktiv widersetzen.3 Obwohl der Polizeieinsatz relativ reibungslos verläuft, wird in den darauf folgenden Wochen wieder verstärkt protestiert, so werden etwa am Abend des 3. November die Gleise des Frankfurter Hauptbahnhofes von mehreren tausend Menschen blockiert.4 Ziel des Protestbündnisses gegen den Bau der Startbahn West ist dabei die Genehmigung eines Volksbegehrens, um basisdemokratisch über die Rodung des Waldes und das Bauvorhaben entscheiden zu können.5 Als das Verwaltungsgericht die Rechtswidrigkeit der unerwarteten Räumung des Hüttendorfes durch Polizeieinsatzkräfte aus Frankfurt feststellt, ist das Empören der Startbahngegner*innen um so größer.6 Indes fordert Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006; SPD) die Protestbewegung dazu auf, zur Gewaltlosigkeit zurückzukehren.7
(OV/NT)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.1981, S. 1: Im Morgengrauen überrascht.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.1981, S. 1: Im Morgengrauen überrascht.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.1981, S. 1: Im Morgengrauen überrascht.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.11.1981, S. 3: Tausend Startbahngegner stoppten alle Züge.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.1981, S. 7: Startbahngegner halten an dem Verlangen nach einem Volksbegehren fest.
  6. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.11.1981, S. 27: Verwaltungsgericht: Räumung rechtswidrig.
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.11.1981, S. 1: Börner fordert Rückkehr zur Gewaltlosigkeit.

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Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Räumung des Hüttendorfs an der Startbahn 18 West, 2. November 1981“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1610_raeumung-des-huettendorfs-an-der-startbahn-18-west> (aufgerufen am 26.11.2025)

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