Documenta IV in Kassel beendet

 

Ereignis

Was geschah

Die „documenta IV“ des Jahres 1968 schließt in Kassel nach 100 Tagen ihre Pforten. Die seit dem 27. Juni gezeigte Kunstschau, die den Anspruch vertritt, sich dem Publikum als eine umfängliche Ausstellungsplattform zur zeitgenössischen Kunst zu präsentieren, stand in diesem Jahr aufgrund des Ausschlusses fortschrittlicher zeitgenössischer Kunstformen wie Happening und Fluxus im Kreuzfeuer kontroverser Diskussionen. Die besonders aus den Reihen der Studentenbewegung (darunter die Gruppe „Kultur und Revolution“ des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes) geäußerte Kritik am Auswahlverfahren richtet sich unter anderem auch gegen die deutliche Dominanz US-amerikanischer Künstler. Das Schlagwort von der „americana“ entsteht als Verballhornung des eigentlichen Namens „documenta“. Bereits am 26. Juni 1968 war es auf der einleitenden, vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung für den Besucherverkehr abgehaltenen Pressekonferenz zu einem Eklat gekommen, als eine Gruppe von Personen, unter ihnen der Happening- und Fluxus-Pionier Wolf Vostell (1932–1998), der Aktionskünstler Jörg Immendorff (1945–2007) und der Maler und Grafiker Werner Schreib (1925–1969), die Veranstaltung zur Durchführung einer Störaktion genutzt hatten, um gegen die (so Vostell) „Vorherrschaft des Tafelbilds“ und das Fehlen „intermedialer Zeugnisse“ auf der Ausstellung zu protestieren. Die letztmalig unter der künstlerischen Leitung ihres „geistigen Vaters“, des Kasseler Hochschullehrers und Kunstpädagogen Arnold Bode (1900–1977) durchgeführte Ausstellung und ihre Macher standen unter dem Zwang zum Sparen und mussten Einschränkungen bei der Auswahlfreiheit hinnehmen, nachdem die vorangegangene documenta III im Jahr 1964 (damals erstmals in großem Umfang auch international als die „wichtigste europäische Kunst-Ausstellung des Jahrzehnts“1 wahrgenommen) über die bereits zugesagten Zuschüsse hinaus die Haushalte des Landes Hessen und der Stadt Kassel mit einem Defizit in Höhe von 400.000 DM belastet hatte.
(KU)

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Nachweise

Fußnoten

  1. So das US-amerikanische Magazin TIME.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

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„Documenta IV in Kassel beendet, 6. Oktober 1968“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1255_documenta-iv-in-kassel-beendet_documenta-iv-in-kassel-beendet> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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