Basisdaten
Während des Dreißigjährigen Krieges wird durch Fürstabt Bernhard Schenk zu Schweinsberg von Fulda ein Benediktinerinnenkloster in der Stadt neu gegründet, das bis heute existiert. Es unterstützt als Ort des Gebetes und einer Schule die Katholisierung Fuldas. Heute betreiben die Nonnen verschiedene kunsthandwerkliche Werkstätten, einen Klostergarten sowie einen Klosterladen.
Orden
Benediktinerinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Bistum Würzburg (strittig); seit 1752: Bistum Fulda
Heutige Diözesanzugehörigkeit
Bistum Fulda, Dekanat Fulda
Typ
Frauenkloster
Territorium
- Vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Alten Reiches zur Fürstabtei Fulda gehörig. Nach 1806 Verwaltungsorganisation vgl. Stadt Fulda
Historische Namensformen
- Jungfräulicher Convent ad S. Mariam (17. - 19. Jahrhundert) [Schannat, Dioecesis Fuldensis, S. 176-177]
- Benediktiner-Nonnen-Convent zu Fulda (19. Jahrhundert)
- Jungfräuliches Benediktiner-Kloster ad S. Mariam (19. Jahrhundert)
Lage
Das Kloster liegt am Rande der Altstadt in der Nonnengasse 16, die auf die Schlossstraße in der Nähe des Stadtschlosses einmündet.
Geschichte
Als äußeres Zeichen einer geistlichen Reform wird 1626 in Fulda das Benediktinerinnenkloster durch den Abt Bernhard Schenk zu Schweinsberg gegründet und mit Einkünften untergegangener Frauenklöster in der Rhön ausgestattet. Die ersten Nonnen kommen aus Zella (Eichsfeld), müssen 1626 in die Propstei Johannesberg aufgrund drohender Kriegsgefahr umziehen. Der Konvent vergrößert sich durch zahlreiche Frauen aus angesehenen Bürgerfamilien Fuldas und 1630 durch die Ankunft weiterer Nonnen aus Kühbach (Oberbayern, Bezirksamt Aichach). In den Krisenjahren des Dreißigjährigen Krieges müssen die Nonnen mehrfach flüchten, finden in Hammelburg und Würzburg Zuflucht. 1640 werden die Klosteranlagen geplündert und ausgeraubt.
Nach dem Kriege werden die wirtschaftlichen Verhältnisse neu geordnet, das Kloster erhält umfassenden Grundbesitz; eine Paramentenstickerei und der Verkauf eines Spezialgebäcks (Gravenegglein bzw. Nonnenseufzer) sichern die Einnahmen ab. Die Kirche wird 1678 eingeweiht.
1803 nach Auflösung des Hochstifts Fulda lässt Wilhelm Friedrich von Nassau-Oranien das Kloster weiter bestehen mit der Auflage, eine öffentliche Schule für Mädchen zu betreiben. Es ist damit das einzige verbliebene Benediktinerkloster im Reichsgebiet.
1875 wird das Kloster aufgrund des Preußischen Klostergesetzes geschlossen, die Nonnen fliehen in die Schweiz, später nach Frankreich; die Schule wird geschlossen. 1887 kehren die Schwestern nach dem Ende des Kulturkampfes aus dem Exil zurück; 1898 erhebt der Papst das Kloster zur Abtei, Kirche und Klostergebäude werden instand gesetzt. Im Ersten Weltkrieg arbeiten die Nonnen in Lazaretten in Fulda. In den folgenden wirtschaftliche Krisenzeiten werden sie besonders durch amerikanische Spender unterstützt. Das Kloster orientiert sich seit den 20er Jahren an der Benediktinerabtei Maria Laach und der Beuroner Kongregation, in die es 1980 offiziell inkorporiert wird. Im Zweiten Weltkrieg muss die Abtei Gebäude für die Standortverwaltung abgeben, 1943 Bewohner des ausgebombten Altersheimes St.Elisabeth aus Bremen aufnehmen. Im großen Fliegerangriff auf Fulda am 11.09.1944 werden die Kirche und das Konventsgebäude stark zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschließt sich das Kloster durch den Aufbau eines Ateliers für Email- und Goldschmiedearbeiten und dem Vertrieb von Produkten aus dem biologisch ausgerichteten Gartenbau (Kompostaktivator) neue Einkommensquellen.
Gründungsjahr
1626
Gründer
Abt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg
Patrozinien
Maria
Besitz
An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen: Gläserzell, Kesselhof, Hammelburg, Untererthal, Untereschenbach, Obereschenbach, Hundsfeld, Diebach, Blankenauer Gehölz (bei Istergiesel), Gerstengrund, Hochrain, Maberzell, Rodges
Ausstattung
Gebäude
Die Abtei ist in in den Formen der Spätgotik und Renaissance erbaut; sie wird 1631 vollendet, 1678 die Kirche geweiht.
Nachweise
Quellen
- Stand 2004 bei Elvert, Artikel Fulda, St. Maria, S. 508-511
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 55
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Elvert, Artikel Fulda, St. Maria, S. 505-506
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 55
Literatur
- Stand 2004 bei Elvert, Artikel Fulda, St. Maria, S. 506-508
- St.Andreas in Fulda-Neuenberg
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 290
- Denkmaltopographie Stadt Fulda, S. 211-215
- Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, Bd. 2, S. 317
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 55
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Fulda, Benediktinerinnenabtei St. Maria“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7719_fulda-benediktinerinnenabtei-st-maria> (aufgerufen am 25.11.2025)
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