Berich, Augustiner-Chorfrauenstift

Ansicht der Klosterkirche von Südosten
Basisdaten
Ende des 12.Jahrhunderts wird das Frauenkloster Berich nahe der Eder gegründet und durch die Grafen von Waldeck gefördert. Viele Töchter des regionalen Adels leben hier. Eine gotische Kirche mit beeindruckenden Glasfenstern wird im 13. Jahrhundert gebaut. In der Reformationszeit wird das Kloster aufgelöst. Heute befinden sich die Ruinen auf dem Grunde des Ederstausees.
Orden
Augustiner-Chorfrauen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter in Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
Typ
Frauenstift
Territorium
- Grafschaft Waldeck, dann Fürstentum Waldeck
Historische Namensformen
- conventus in Beriche (1216) [ HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8272 = Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Urkundenbuch, S. 39-42, Nr. 12, 2]
- Klosters Berich (keine originale Quellenangabe) (1220) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8273]
- prepositus de Beriche (1223) [Westfälisches Urkundenbuch 4,1, S. 75, Nr. 109]
- prepositus et conventus monalium in Beriche ordinis St. Augustini (1250) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o.J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 4-5, Nr. 7]
Lagebezug
14,5 km südöstlich von Korbach
Lage
Heute wüst im Edersee gelegen; Flurbezeichnung Klausgrund
Geschichte
Das Kloster wird 1196 von dem Edlen Egelolf gegründet und 1196 von Erzbischof Konrad I. von Mainz in Schutz genommen. Es untersteht keinem Vogt sondern einem bischöflichen Procurator. Der regionale Adel unterstützt es mit zahlreichen Stiftungen und Schenkungen. Im Landesausbau übernimmt das Kloster eine wichtige Rolle. Die Nonnen leben nach den Klosterregeln des Augustinerordens; nach Arolsen ist dies die zweite Niederlassung des Ordens in Waldeck.
Die Niederlassung wird im Zug der Klosterreformen des 15. Jahrhunderts verändert: Graf Wolrad I. wendet sich 1461 an den Erzbischof von Mainz mit der Bitte um Unterstützung. 1463 wird das Kloster durch abgesandte Mönche aus dem westfälischen Kloster Böddeken reformiert und der Windesheimer Kongregation, die ein strengeres Klosterleben ausüben, angeschlossen. Die Grafen von Waldeck gewähren daraufhin dem Kloster Freiheit von allen Abgaben und Pflichten, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führt.
1532 kommt es zum Bildersturm im Kloster durch den Pfarrer, Schulmeister und die Bevölkerung. 1535 schließt sich das Stift der Reformation an, die Nonnen werden mit ihrem eingebrachten Besitz entschädigt. 1552 wird von den Grafen von Waldeck ein Verwalter eingesetzt. 1566 stirbt die letzte Priorin Anna v. Weiters, das Klostergelände wird 1577 in eine Meierei umgewandelt und zehn Erbpächtern übergeben; der Erlös geht an die Alte Landesschule, das Gymnasium in Korbach.1580 verlässt die letzte Chorfrau das Stift. 1617 übernehmen die Waldecker Grafen wiederum die Meierei im Austausch mit Ober-Werbe.
Heute befinden sich die Überreste des Klosters im Edersee.
Ersterwähnung
1196
Gründungsjahr
um 1196
Gründer
Edler Egelolf
Organisation
1470 leben 13 Ordensfrauen im Konvent. Dazu kommen zwei Novizinnen, eine Schülerin, eine Küchenmeisterin, sechs Laienschwestern, vier Laienbrüder, 18 Knechte und Mägde. Die Klosterbewohner stammen zum größten Teil aus Westfalen, dem Rheinland und Hessen.
Patrozinien
Katharina
Besitz
1226 verfügt das Kloster über Güter in Alraft, Banfe, Basdorf, Berich, Beltershausen (bei Altendorf), Bettenhausen, Ermerode, Niederwerbe, Steinbach, Wengershausen und Wilbershausen (Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Urkundenbuch, S. 44-45, Nr. 14). 1470 werden im Güterverzeichnis des Klosters Besitzungen und Einkünfte in folgenden Orten genannt: Altenstädt (bei Naumburg), Altendorf,Affoldern, Anraff, Banfe, Basdorf, Beltershausen (bei Altendorf), Böhne, Bringhausen, Buhlen,Dilbershausen, Elleringhausen, Ervenrode, Fritzlar,Gellershausen, Giflitz, Hemfurth, Heghenstat, Hertingshausen, Kleinern, Mandern, Mehlen,Metze, Nieder-Waroldern, Niederwerbe, Nilach, Obervorschütz, Rickersbach, Ritte, Sachsenberg, Sachsenhausen, Selbach, Steinbach, Todenhausen (bei Elben), Ungedanken, Verlo, Vöhl, Waldeck, Wega, Wengershausen, Wevelshagen und in Wilbershausen.
Niederlassungen
1232 schenkt der hessische Landgraf Konrad in Fritzlar das dortige Vogteihaus dem Kloster Berich.
Ausstattung
Gebäude
Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Neu-Berich, Augustinerinnenkloster St. Katharina
Sonstiges
Zum Kloster gehört eine kleine Klause, die bald wegen eines wunderwirksamen Kreuzes zum Wallfahrtsort wird.
1467 erhält das Augustinnerinnenkloster eine wertvolle Bibelhandschrift geschenkt. Der Stifter ist ein reicher Kölner Kaufmann, der aus Korbach stammt. Die restaurierte Bibel befindet sich heute in der Lippischen Landesbibliothek in Detmold.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 10
Gedruckte Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 10
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Römer, Kloster und Dorf, in: 100 Jahre Neu-Berich, S. 9-22
- Römer, Kloster Berich, in: Geschichtsblätter für Waldeck 91 (2002), S. 43-86
- Jürgen Römer, Klöster in Waldeck, S. 39-45
- Neumann, Kirche, S. 89, 138ff.
- Bockshammer, Grafschaft Waldeck, S. 73-74, 79-83
- Grüneisen, Klostervogteipolitik der Erzbischöfe von Mainz, S. 170, 189
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 10
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Berich, Augustiner-Chorfrauenstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7690_berich-augustiner-chorfrauenstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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