Heiligenrode

Dorf · 185 m über NN  
Gemeinde
Niestetal
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

4,5 km südöstlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Ursprünglich geschlossenes Dorf mit einfachem regelhaftem Grundriss und geringer Siedlungsdichte an den westlichen Ausläufern des Kaufunger Waldes südlich des Bachlaufs der Nieste. Kirche in zentraler Lage. Einschneidende Veränderungen erfolgen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs-, Rüstungs- und Kriegspolitik durch die Errichtung der Reichsautobahn I (heute A 7) im Westen sowie die Anlage von Industriebetrieben und Lagern (s. Heiligenrode, Lager für Zwangsarbeiter, alte Schule Heiligenrode, Unterkunft für Zwangsarbeiter, Gaststätte „Zum Niestetal“, Niestetal, Flakabteilung 112). Nach Kriegsende Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, Wiederaufbau und Siedlungsentwicklung in alle Richtungen.

Ersterwähnung

1123

Siedlungsentwicklung

Bronzezeitliche Hügelgräber am Mühlenberg nordöstlich von Heiligenrode. Heiligenrode entstand vermutlich im 11. Jahrhundert als Rodungsdorf des Klosters Kaufungen.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Ellenbach und Windhausen.
Starke Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1943.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1123)
  • Dorf (1387)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1939 (Reichsautobahn)

Älteste Gemarkungskarte

1693

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3540486, 5686038
UTM: 32 U 540396 5684203
WGS84: 51.307705° N, 9.579534° O

Statistik

Ortskennziffer

633020010

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 956, davon 669 Acker (= 69.98 %), 137 Wiesen (= 14.33 %), 44 Holzungen (= 4.60 %)
  • 1961 (Hektar): 1466, davon 453 Wald (= 30.90 %)

Einwohnerstatistik

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Kassel, Gericht vor der Neuenstadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
  • 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
  • 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Niestetal (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis

Kassel

Gemeindeentwicklung

Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinden Heiligenrode und Sandershausen zur neuen Gemeinde Niestetal, deren Ortsteil Heiligenrode wurde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Sandershausen.

Gericht

  • Zweiter Schöppenstuhl
  • bis 1822: Amt Waldau
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel I
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • 1123 gibt Kaiser Heinrich V. dem Kloster Kaufungen Güter zurück, die es in Heiligenrode und Umbach im Kaufungerwald durch gewaltsamen Eingriff vermutlich Gosmars von Reichenbach und seiner Brüder verloren hat.
  • 1366 übertragen Landgraf Heinrich von Hessen und sein Sohn Otto das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Heiligenrode an das Martinsstift in Kassel, 1372 muss der Dechant von St. Martin die landgräfliche Genehmigung zur Umwandlung des Zehnten in eine Pfründe einholen. 1386 erhält die Familie Fleck ein landgräfliches Gut in Heiligenrode. 1458 ist Heiligenrode nach Ausweis des Pflugscharregisters dem landgräflichen Amt Neustadt eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1123 erhält Kloster Kaufungen von Kaiser Heinrich V. das Dorf zurück und ist bis zur Reformation wichtigster Grundherr in Heiligenrode. Teile des Besitzes gelangen an das Ritterschaftliche Stift Kaufungen.
  • 1366 gelangt das das Kasseler Kloster Ahnaberg in den Besitz der Obersten und der Niedersten Mühle sowie des Crummenhofes in Heiligenrode und ist noch 1405 dort begütert. 1402 erwirbt die Nikolauskapelle in Kaufungen Besitz in Heiligenrode.
  • Die von Berlepsch besitzen in Heiligenrode neben dem Zehnten (s. dort), 1476 Haus und Hof mit Land und 1527/28 kaufunger Lehen, die noch im 18. Jahrhundert verwaltet werden.

Zehntverhältnisse

1126 gibt der Mainz Erzbischof Adelbert I. dem Kloster Kaufungen den Novalzehnten in Heiligenrode, Umbach, Bettenhausen und Eschenstruth zurück, den er eine zeitlang in Anspruch genommen hat. Die Äbtissin hatte nachgewiesen, dass dem Kloster der Zehnte von allen Rodungen zusteht.
1372 geht ein Viertel des Zehnten als Lehen der Landgrafen und denen von Berlepsch an das Martinsstift Kassel, das hierüber mit dem Stift Kaufungen 1401-1403 in Streit gerät.
1746 ist der größte Teil des Zehnten im Besitz des Martinsstiftes in Kassel.

Kirche und Religion

Ortskirchen

Pfarrzugehörigkeit

1585 und 1872 gehört Sandershausen zur Pfarrei Heiligenrode. 1994 gehört zur neu benannten Evangelischen Kirchengemeinde Niestetal die Filialgemeinde Sandershausen des früheren Kirchspiels Heiligenrode.

Patronat

1366 überträgt der Landgraf das Patronatsrecht dem Martinsstift in Kassel, 1527 fällt das Recht an die Landgrafen zurück

Diakonische Einrichtungen

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 72 Gemeindestation mit einer Schwester

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Mathes Birtunhen 1517 bis nach 1569, unklar, seit wann evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat von St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold
1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Kaufungen

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit vier Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Ursprünglich Landwirtschaft, um 1600 vorübergehend ein Eisenhammer (HStAM Bestand 55 a Nr. 1469)

Mühlen

1366 werden eine Oberste und eine Niederste Mühle in Heilgerode erwähnt (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 101-102, Nr. 253). In der Klemmschen Mühle am nördlichen Ortsausgang an der Niestetalstraße wurde zunächst mit dem Wasser der Nieste ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. Von etwa 1943 bis 1970 wurden zwei Turbinen zum Antrieb von zwei Walzenstühlen, zwei Mahlgängen, eine Dreschmaschine und eine Kreissäge eingesetzt. Die Paulsche Mühle am Nordrand wude gleichfalls zunächst über ein oberschlächtiges Wasserrad mit dem Wasser der Nieste angetrieben. Von 1908 dann bis zur Einstellung des Betriebs 1950 diente eine Turbine zum Antrieb der Mahl- und schließlich nur noch der Schrotmühle.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Heiligenrode, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2268_heiligenrode> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2268