Lorch

Stadt · 86 m über NN  
Gemeinde
Lorch
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

11 km nordwestlich von Rüdesheim am Rhein

Lage und Verkehrslage

Stadt am oberen Mittelrhein an der Einmündung der Wisper. Nach dem Durchbruch durch die Felsenenge des Binger Lochs hat sich der Rhein in den Hunsrückschiefern ein breiteres Bett geschaffen. Das weite untere Wispertal bot der Stadt auf seinem Mündungsschuttfächer und im hochwassergeschützten Bereich der breiten Talsohle bessere Ausdehnungsmöglichkeiten als der schmale, an die Wispermündung rheinaufwärts anschließende Niederterrassensaum, der erst später besiedelt wurde. Der Umriss der Stadt, gebildet durch einen schmalen Siedlungsstreifen am Rheinufer und einen breiteren, weit ins Wispertal hinaufreichenden Siedlungssporn, ist daher winkelförmig. Von Lorch ausgehender vorgeschichtlicher Höhenweg und römischer Rheinübergang, der sich offenbar auf die Inseln (große und kleine Lorcher Werth) stützte, zeigen die schon früh erkannte Verkehrsbedeutung des Platzes. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wiesbaden – Oberlahnstein ("Rheintalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 22.2.1862).

Ersterwähnung

1085

Siedlungsentwicklung

Alemannisches Grab beben dem Hilchenhaus.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1085);
  • Flecken (16. Jahrhundert);
  • Stadt (1582);
  • 1885 wird Lorch als Stadtgemeinde gezählt

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

  • Ehem. starke Befestigung als Eckpfeiler des kurmainzischen Territoriums, bestehend aus 7 Toren oder Pforten. Die Ortsbefestigung reich vermutlich bis in das 13./14. Jahrhundert zurück. und wurde 1816 größtenteils abgebrochen.

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3414349, 5545993
UTM: 32 U 414308 5544215
WGS84: 50.044053° N, 7.803198° O

Statistik

Ortskennziffer

439010020

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 2449, davon 465 Acker (= 18.99 %), 119 Wiesen (= 4.86 %), 1317 Holzungen (= 53.78 %)
  • 1961 (Hektar): 2450, davon 1464 Wald (= 59.76 %)

Einwohnerstatistik

  • 1525: 244 Herdstellen (mit Lorchhausen)
  • 1700: 154 Bürger und Beisassen (mit Lorchhausen)
  • 1820: 1646
  • 1885: 2152, davon 109 evangelisch (= 5.07 %), 2039 katholisch (= 94.75 %), 4 andere Christen (= 0.19 %)
  • 1961: 2811, davon 255 evangelisch (= 9.07 %), 2544 katholisch (= 90.50 %)
  • 1970: 3501

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1604: Kurfürstentum Mainz, Rheingau,sogenanntes Unterhalbamt Lorch (bis 1659 jedoch noch unter unmittelbarer erzstiftischer Herrschaft; zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Rüdesheim und Amtsvogtei Geisenheim
  • 1803: Nassau-Usingen, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Rüdesheim
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Rüdesheim
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VIII (Kreisamt Rüdesheim)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Rüdesheim
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis
  • 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingaukreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis

Altkreis

Rheingaukreis

Gemeindeentwicklung

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Lorch. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Lorch.

Gericht

  • 1816: Amt Rüdesheim
  • 1849: Justizamt Rüdesheim
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Rüdesheim
  • 1867: Amtsgericht Rüdesheim am Rhein

Herrschaft

  • Die starke Präsenz des Adels in Lorch ist in der sogenannter Schuljunkerschaft institutionalisiert, einer Verwaltungsbehörde, die neben dem Rat aus 6 Adligen mit dem Mainzer Dompropst an der Spitze besteht. Sie kam im 16. Jahrhundert auf, hatte im 17. Jahrhundert ein Aufsichtsrecht über das Kirchen-, Hospital- und Haingerichtswesen und verlor ihre Stellung 1769 (letzte Privilegien 1848).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Der Rheingau, zu dem Lorch auf Grund landesherrlicher Ausdehnung des Gaunamens auf überhöhisches Gebiet gehörte, wurde zuwischen 983 und dem 11. Jahrhundert vom Erzbischof von Mainz erworben, der die seit dem 12. Jahrhundert lehnsabhängigen Rheingrafen um 1280 verdrängte und die Verwaltung im Rheingau einem beamteten Vitztum und Landschreiber übertrug. Lorch war Sitz einer eigenen Amtsschultheißerei, seit dem 16. Jahrhundert eines Halbamts, bis dies 1770 in der damals geschaffenen Amtskellerei Rüdesheim aufging. Seit 1803 zu Nassau (-Usingen), seit 1866 zu Preußen (Regierungsbezirk Wiesbaden), seit 1945 zu Hessen. Seit 1816 im Amt Rüdesheim, das 1867 dem Rheingaukreis (ebenfalls mit Sitz in Rüdesheim) unterstellt und 1885 aufgehoben wurde.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1254 Pleban
  • 1304: Kapelle St. Maria und Georg
  • 1486 Heilig Kreuzkapelle (1677 neu geweiht)

Patrozinien

  • Martinus [1401]

Pfarrzugehörigkeit

1342 gehört Lorchhausen mit Kirche zum Kirchspiel, 1401 Stephanshausen mit Kapelle und Kaplan. Außer diesen sind Espenschied und Presberg, die wiederum 1655 von Lorch getrennt und selbstständig werden, sowie Ransel und Wollmerschied zur Pfarrei Lorch zu rechnen.

Patronat

1364 hat der Dompropst von Mainz das Patronatsrechte inne, 1498 ist die Pfarrei der Dompropstei inkorporiert.

Bekenntniswechsel

Evangelische Regungen im Bauernkrieg. Die Reformation konnte sich im Erzbistum Mainz nicht durchsetzen. Wiedertäufer 1524 und 1537 verfolgt, damals 51 Personen ausgewiesen, 81 mit Geldbuße und Halseisen bestraft. Der Ort blieb katholisch.
Evangelische erst seit Anfang 19. Jahrhundert, nach Kaub eingepfarrt.

Kirchliche Mittelbehörden

Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz. Die Katholischen 1803-22 zum Regensburger Generalvikariat in Aschaffenburg, 1822-27 zum Trierer Generalvikariat in Limburg, seit 1827 zum Bistum Limburg.

Juden

1326 und 1360 der Judenborn erwähnt.
1363/64 Juden bezeugt
1560 und 1589 die Judengasse bezeugt
1647 und 1671: 3 Familien, 1690: 2 Familien

Kultur

Schulen

Schulmeister zu Lorch 1398 erwähnt. Neubau der Volksschule 1934.

Hospitäler

1347 Spital; 1859 Krankenanstalt und Ortsarmenheim

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Zum Unteramt Lorch gehörten 1604 neben Lorch Lorchhausen, Presberg, Ransel und Espenschied.

1104. Das Wirtschaftsleben gründet sich auf den Weinbau und dessen Absatz, daneben auf die Schifffahrt, den Wald und Holzhandel, dazu heute Fremdenverkehr und etwas Industrie. Weinmarkt schon 1274 erwähnt (nur für den eigenen Wein), richtete sich im 17. Jahrhundert nach dem zu Bacharach für die "Vier Täler" und blieb damals hinter dessen Preis zurück. Bekannteste Lagen: Niederflur, Kapellenberg, Pfaffenwies, Bodental. Die Weinberge umfassten 1669: 270 Morgen freies Eigentum, 307 Morgen Teilgut. 1854: 599 Morgen
1372 bedeutende Tuchherstellung der Wollweber mit Verkauf in Friedberg und Frankfurter Messe; ebenso Lohgerber; Holzhandel bis nach Holland (Brenn-, Bauholz)
1827 werden im Ort 27 Berufe, 119 Gewerbetreibende bei 412 Haushalten genannt; 1857 Chemische Fabrik, später Degussa

Markt

1274 Weinmarkt
1486 Verleihung von vier Jahrmärkten
1688 Bewilligung eines Jahrmarktes

Münze

Erzbischof Adolf I. von Nassau (1381-90) errichtete an der wichtigen Zollstätte Lorch eine Münzstätte, aus welcher Goldgulden und Groschen hervorgegangen sind. Sie war nur kurze Zeit, etwa 1386-90, in Tätigkeit.

Zoll

Erzbischof Adolf I. von Nassau (1381-90) errichtete an der wichtigen Zollstätte Lorch eine Münzstätte, aus welcher Goldgulden und Groschen hervorgegangen sind. Sie war nur kurze Zeit, etwa 1386-90, in Tätigkeit.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Lorch, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10719_lorch> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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