Maria mit Kind (Frankfurt, Museum für Kunsthandwerk)

 
Datierung
Anfang 14. Jahrhundert
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Daniel Hess

Abmessungen

1950 erworben vom Kunsthändler Carl Müller-Ruzika, Wiesbaden; zuvor im Besitz des Freiherrn von Riedesel auf Schloß Eisenbach, Oberhessen. Die 1950 angegebene Herkunft aus dem Zisterzienserkloster Altenberg bei Köln ist falsch, da sich die Scheibe im 19. Jh. auf Schloß Westerburg befand. Wie Beeh-Lustenberger, 1973, nachweisen konnte, saß die Scheibe wohl ursprünglich im Chorachsenfenster der Pfarrkirche von Willmenrod/Westerwald.

Erhaltung

In eine Rautenverglasung des späteren 19. Jh. eingelassene, ergänzte Fragmentscheibe in einem braun gestrichenen Holzrahmen; Teile des Hintergrunds wahrscheinlich im Spätmittelalter erneuert. Farbgläser mit innen- und außenseitigem Loch- und Flächenfraß; weiße Gläser partiell korrodiert und bei einer früheren Reinigung (?) zerkratzt, Bemalung partiell berieben.

Ikonographie, Komposition

Stehende Maria mit Szepter und segnendem Christus mit Buch unter genaster, krabbenbesetzter Wimpergarkade mit liegendem Dreipaß im Maßwerk. Tabernakelarchitektur in Kapitellzone gestört, obere Teile verloren.

Technik, Stil, Datierung

Die von Beeh-Lustenberger beobachteten Parallelen zu den Miniaturen in dem 1299 in Köln entstandenen Graduale des Johannes von Valkenburg treffen lediglich für die zeitliche Stellung zu. Zwar läßt sich die Gestaltung der Wimpergarkade und der monochrome Rautenhintergrund, der monumentale Vorbilder vereinfachend in ein kleineres Format überträgt, mit Buchmalereien aus dem Umkreis des Graduale vergleichen, jedoch treten die Figuren in ihrer Proportionierung und ungelenk hölzernen Zeichnung deutlich hinter diesen Arbeiten zurück5. Durch die Lokalisierung nach Willmenrod, unweit von Limburg, liegt ein Zusammenhang mit der Kunstproduktion des weiteren Lahngebiets sehr viel näher: Neben einzelnen Anklängen an die Marburger Glasmalereien, zeitlich aber etwas früher als die Standfiguren in Fenster nord VI, läßt sich die Auffassung und Modellierung der Figur auch mit dem Achsenfenster von Altenberg/Lahn vergleichen6. Eine ähnliche Stilhöhe verkörpernd, jedoch etwas später entstanden, dürfte die Madonna in einer vergleichbaren, wenn auch nicht identischen Lokalwerkstatt im Raum Lahngebiet/Westerwald entstanden sein.

Farbigkeit

Maria in braungelbem Gewand, rotem Mantel, weißem Kopftuch und blauem Nimbus; Christus blau gekleidet mit rotem Nimbus. Wimpergarkade und Fenster braungelb, graublaue Mauerzone vor Grisaille-Hintergrund; hell- und dunkelblaue sowie rote und gelbe Flickstücke zur farbigen Belebung der Umgebung (vgl. hierzu auch Nr. 3).

Bildnachweis

CVMA A 11532, Großdia A 253

Nachweise

Fußnoten

  1. Zu den angesprochenen Buchmalereien vgl. Kat. Ausst. Köln 1974, Nr. 69ff., sowie Gisela Plotzek-Wederhake in dem zur Ausstellung erschienenen Ergebnis- und Colloquiumsband, Köln 1977, S. 62-75; zu einigen Kölner Glasgemälden im Umkreis des Valkenburg-Graduale vgl. Rüdiger Becksmann, in: DGM I, 1995, S. 96-98.
  2. Vgl. dazu Hess, 1995, S. 35-43.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 164 f. [= 2. Maria mit Kind]

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Maria mit Kind (Frankfurt, Museum für Kunsthandwerk)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/207-5-02-01_maria-mit-kind-frankfurt-museum-fuer-kunsthandwerk> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-5-02-01

Maria mit Kind: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 2