Frankfurt · Museum für Kunsthandwerk

 
Standort
Frankfurt
Anzahl Fenster
9
Anzahl Scheiben
9
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Katalogdaten

Geschichte der Sammlung

Die ersten Glasmalerei-Erwerbungen des 1877 durch den Mitteldeutschen Kunstgewerbeverein begründeten und zunächst als Vorbildersammlung für das Handwerk konzipierten Museums fallen in die neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts, als Consul Carl Becker dem Museum 1891 sieben Schweizerscheiben schenkte; 1899 folgten zwei weitere neuzeitliche Scheiben aus einer privaten Schenkung. Die ersten Ankäufe mittelalterlicher Glasmalereien des 1912 nach kulturgeschichtlichen Zusammenhängen neugeordneten Museums fallen erst in die Amtszeit des Direktors Robert Schmidt, der durch Erwerbungen aus dem Hause Hohenzollern die Mittelalter-Abteilung ausbauen konnte1. Zu den damals erworbenen drei Glasgemälden (Nr. 1, 7f.), von denen jedoch nur die Sammelscheibe Nr. 1 ausgestellt war, während die übrigen auf dem Speicher lagerten2, kamen 1941 noch zwei Einzelscheiben aus der Sammlung Schilling hinzu (Nr. 6, 9). In den späteren Kriegsjahren konnten diese mit den übrigen Beständen rechtzeitig ausgelagert und vor dem Untergang bewahrt werden. Nach der Zerstörung des Museumsgebäudes standen der Sammlung nach Kriegsende nurmehr einige Räume des Städelschen Kunstinstituts zur Verfügung, so daß auch die vier vom damaligen Direktor Graf Otto von Solms-Laubach 1950 erworbenen Glasgemälde aus der Kunsthandlung Müller-Ruzika (Nr. 2-5) nicht ausgestellt werden konnten. Leider fanden die wenigen mittelalterlichen Glasmalereien auch in dem 1985 abgeschlossenen prunkvollen Neubau des Museums keinen Platz und schlummern weiterhin unbeachtet im Depot.
[Zur Frage der Provenienz] Die Scheiben Nr. 2-5 befanden sich auf Grund der identischen Gestaltung ihrer Umgebung und Rahmung im 19. Jahrhundert in derselben Sammlung, wobei die Wappenscheiben Nr. 3 einen Hinweis auf das Schloß Westerburg geben. Tatsächlich lassen sich dort im späten 19. Jahrhundert alle vier Scheiben nachweisen; sie waren dort in einem für das 19. Jahrhundert typischen Arrangement in Holzrahmen eingesetzt3. Nach den Recherchen Beeh-Lustenbergers wurde 1926 bei der Umwandlung des Schlosses in eine Jugendherberge zumindest ein Glasgemälde (Nr. 2) verkauft; die übrigen Glasmalereien waren bis 1933 ebenfalls verkauft. Alle vier Scheiben gelangten damals in den Besitz des Freiherrn von Riedesel auf Schloß Eisenbach in Oberhessen, bevor sie 1950 schließlich vom Museum erworben werden konnten4.
[Erhaltung] Mit Ausnahme der von einem Eisenrahmen eingefaßten Sammelscheibe Nr. 1 zeigen alle großformatigeren Glasgemälde Lagerschäden in Form von eingesunkenen und partiell gebrochenen Bleinetzen. Bis auf die leichte Verschmutzung der Oberflächen ist die Erhaltung im übrigen recht gut. Die Glasmalereien zeigen keine gravierenden restauratorischen Eingriffe und sitzen im Falle jener aus Schloß Westerburg stammenden Scheiben noch immer in den Holzrahmen des 19. Jahrhunderts.
[Vorbemerkung zum Katalog] Der Bestand wurde im Frühjahr 1997 untersucht und photographiert.

Bibliographie

Beeh-Lustenberger, 1965 (Katalogisierung aller damals in der Sammlung befindlichen Glasgemälde).

Nachweise

Fußnoten

  1. Zur Geschichte der Sammlung vgl. Margret Bauer, in: Museum für Kunsthandwerk (Reihe »Museum«), Braunschweig 1985, S. 12-17.
  2. Freundliche Mitteilung von Frau Dr. Margret Bauer, Frankfurt/Main; bei den in die Fenster des 1891 in das Museum überführten Fürsteneck-Zimmer eingesetzten Scheiben handelte es sich offenbar um nachmittelalterliche Stücke (s. Jung/Hülsen, 1914, S. 32).
  3. Vgl. Lotz, 1880, S. 436.
  4. Vgl. Beeh-Lustenberger, 1973, S. 29, Anm. 7. Eine neuerliche Überprüfung der Leiningenschen Archivalien kann erst im Rahmen der Bearbeitung der mittelalterlichen Glasmalereien des Rheinlands (CVMA Deutschland V) geleistet werden.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Frankfurt · Museum für Kunsthandwerk“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/207-5_frankfurt-museum-fuer-kunsthandwerk> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-5