Wappenscheibe Heller/Melem (Frankfurt, Historisches Museum)

Engel mit den Wappen Heller/Melem. Frankfurt, Historisches Museum Nr. 41. Mainz oder Frankfurt, um 1490/1500.
Katalog
Von Daniel Hess
Abmessungen
Durchmesser 35 cm.
Zur Frage der Herkunft
Die Wappenallianz Heller/Melem wird von Lersner in der Verglasung des Refektoriums des Karmeliterklosters von 1517 erwähnt22, jedoch ist für die Rundscheibe trotz ihres kleineren Formats häufig ein Zusammenhang mit Nr. 40 und damit auch eine analoge Provenienz vorausgesetzt worden. Keiner der bislang gemachten Vorschläge konnte indes archivalisch bestätigt werden.
[Erhaltung] Bis auf die Sprünge und die zwei kleinen, bei der vorletzten Restaurierung vorgenommenen Ergänzungen ist die Scheibe intakt; bei der letzten Restaurierung wurden die beiden mehrfach gesprungenen Gläser rückseitig doubliert. Das geätzte Rotüberfangglas des Wappens zeigt die für solche Stücke übliche leichte, flächige Korrosion. Verbleiung Ende 19./Anfang 20. Jh.
Ikonographie
Bei den beiden von einem Engel gehaltenen Wappenschilden handelt es sich um die Wappen des Jakob Heller und seiner Frau Katharina von Melem (verheiratet seit 1482), die auch auf den Innenflügeln des Heller-Altars aus der Frankfurter Dominikanerkirche erscheinen23.
Komposition, Farbigkeit
Ein Engel in silbergelb verziertem weißen Gewand und rosabraunen Flügeln präsentiert die rankenverzierten Wappen Heller (wie Nr. 40) sowie Melem mit einem roten Krebs auf weißem Grund. Graugrüner Rasen, roter Fiederrankengrund und blaßgelbe Rankenbordüre. Die Ausrichtung nach links läßt auf ein Pendant schließen, bei dem es sich auf Grund der abweichenden Maße jedoch nicht um Nr. 40 gehandelt haben dürfte.
Technik, Stil, Datierung
Das Wappen Melem zeigt als technische Besonderheit ein rotes, geätztes Überfangglas mit den für diese Technik charakteristischen weichen, muldenförmigen Kratern und der körnig-rauhen Oberfläche des Trägerglases24. In der Anlage des in den Lichtern trocken gestupften und gewischten Halbtons, den dichten Schraffurnetzen und den mit Federkiel radierten Säumen und Haaren bis hin zu den drei weißen, in das blaue Glas eingebohrten und eingebleiten Medaillons – sogenannte Chef d’Œuvres – im Wappen Heller sind die Zusammenhänge mit Nr. 40 so eng, daß beide Scheiben demselben Glasmaler zuzuschreiben sind. Im Gegensatz zu den von Beeh-Lustenberger herangezogenen Figuren des 1497 datierten Niedererlenbacher Altars mit ihren klobigen Gesichtern sind die Voraussetzungen für die schlanke Proportionierung der Figur, dem schmalen Gesichtsschnitt und der Modellierung des Gewands in der Chorverglasung der Friedberger Liebfrauenkirche zu suchen. Unter Berücksichtigung der am Mittelrhein selten nachzuweisenden Technik des geätzten Überfangs ist eine Ausführung in einer Mainzer Werkstatt des ausgehenden 15. Jh. zu vermuten, da diese Technik auch in den Kabinettscheiben des dortigen Glasmalers Erhart begegnet. Für eine schlüssige Zuweisung an den in Friedberg tätigen Glasmaler Conrad von Schotten, der 1481 in Frankfurt und ab 1482 in Mainz tätig war, fehlen jedoch Vergleichswerke nach 1481 (zum stilistischen Umfeld s. auch unter Nr. 40).
Bildnachweis
CVMA A 10985, Großdia A 202
Weitere Angaben
Rundscheibe
✓
Nachweise
Fußnoten
- Vgl. Lersner, 1706, Teil 2, S. 118f. ↑
- Zur Rekonstruktion der Innenseite vgl. Anzelewsky, 1991, Abb. 130. Zum Heller-Altar vgl. neuerdings auch Bernhard Decker, Dürer und Grünewald. Der Frankfurter Heller-Altar. Rahmenbedingungen der Altarmalerei (Fischer Taschenbuch, Reihe Kunststück), Frankfurt/Main 1996. ↑
- Zu dieser seltenen Technik vgl. Hartmut Scholz/Ivo Rauch/Daniel Hess/Norbert Kölzer/Barbara Windelen, Beobachtungen zur Ätztechnik an Überfanggläsern des 15. Jh., in: Corpus Vitrearum Newsletter 46, Juni 1999, S. 19-23. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999, 160 ff. [= 41. Wappenscheibe Heller/Melem]
Indizes
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wappenscheibe Heller/Melem (Frankfurt, Historisches Museum)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/207-4-12-01_wappenscheibe-heller-melem-frankfurt-historisches-museum> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/207-4-12-01
![Wappenscheibe Heller/Melem: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 41 Wappenscheibe Heller/Melem: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 41](https://www.lagis-hessen.de/img/cvmahessen/s1/207-4-12-01_40.jpg)