Wappen Lazarus von Suntheim (Worms, Museum Heylshof)

Wappen Lazarus von Suntheim. Worms, Museum Heylshof, Nr. 20. Freiburg i.Br. (Ropstein-Werkstatt), 1530
Katalog
Von Uwe Gast
Abmessungen
Freiburg i. Br. (Ropstein-Werkstatt), 1530.
H. 44 cm, B. 35 cm. – Swarzenski 1927, Nr. 200.
1896 aus der Slg. Kuppelmayr, München, erworben; zuvor offenbar in Föhring, einem heute eingemeindeten Vorort von München; ursprünglicher Standort unbekannt.
Inschrift
In der Kartusche am unteren Bildrand in gotischer Minuskel: laserus von sunt[h]ain · 1530.
Erhaltung
In Glassubstanz und Bemalung weitgehend gut erhalten; vier Flickstücke, eine kleine Ergänzung und ein Sprung im Oberbild sowie massive Bemalungsverluste auf den Säulen der rahmenden Architektur wirken sich wenig störend auf das Gesamtbild aus. Verbleiung vermutlich 19. Jh.
Ikonografie, Komposition
Von zwei kräftigen, kannelierten Säulen gerahmt, die ein Oberbild mit einer Turnierszene(?) tragen, prangt im Bildfeld das leicht nach links aus der Achse gerückte Wappen des Lazarus von Suntheim (= Sontheim a. d. Brenz?), das von einer Schildhalterin in Renaissancetracht präsentiert wird: In Silber zwei schräg gekreuzte silberne (sic!) Vogelfüße, die Krallen nach oben gekehrt; Helmzier: zwischen zwei silbern-rot geteilten Büffelhörnern der Rumpf eines betenden Engels mit silbernen Flügeln; Helmdecken: silbern-rot90. Lazarus von Suntheim war 1515 Obervogt der oberen Grafschaft Hohenberg und Besitzer des bei Spaichingen gelegenen Schlosses Balgheim (Lkr. Tuttlingen), das er in jenem Jahr »um 35 Gulden jährlichen Leibdings für sich und seine Frau« an Martin Klein von Ringelstein, den damaligen Vogt der Grafschaft Hohenzollern, veräußerte; als dieser es 1529 weiterverkaufte, sollten Lazarus von Suntheim und Ursula von Renshofen auch von dem neuen Besitzer eine jährliche Zahlung in Höhe von 35 fl. erhalten91. Da unbekannt ist, was für ein Amt der Stifter und Auftraggeber zum Zeitpunkt seiner Scheibenstiftung innehatte, ist deren Bestimmungsort nicht mehr zu ermitteln. In ihrer Komposition erweist sich die 1530 datierte Wappenscheibe als Zweit- bzw. Mehrfachausführung nach einem Karton, der bereits im Jahr 1528 für die Wappenscheibe des Sebastian von Blumeneck im Alten Rathaus zu Endingen am Kaiserstuhl verwendet worden war (Fig. 449)92.
Ornament, Farbigkeit, Technik
Die hellviolett-hellblau geteilten Säulen sind wie bei der erwähnten Blumeneck-Scheibe in Endingen mit Renaissance-Schmuckmotiven verziert (miteinander verkettete, kreuzförmig aufgelegte Zapfen und Quastengehänge); das Wappen (s. Ikonografie, Komposition) steht auf einem grünen Wiesenboden vor blauem Fiederrankengrund; die Schildhalterin trägt ein reich verziertes Gewand in hellem Grau, Violett und Grün; das Oberbild ist eine Grisaillemalerei mit rotbraunen Lotfarben und Silbergelb, das als Malfarbe auch in der rahmenden Architektur, im Wappen und im Gewand der Schildhalterin verwendet wurde. Insgesamt ist die Farbigkeit der untergeordneten rahmenden Teile reduziert, sodass sie das technisch so aufwändig wie virtuos gestaltete Vollwappen des Auftraggebers und die weiße, leuchtend silbergelb gerahmte Kartusche besonders hervortreten lassen.
Stil, Datierung
Aufgrund der Wiederverwendung eines Kartons, der bereits 1528 für den Endinger Zyklus verwendet worden ist (Fig. 449), wie auch aufgrund der verwandten technisch-stilistischen Ausführung muss die 1530 datierte Wappenscheibe des Lazarus von Suntheim in derselben Glasmaler-Werkstatt gearbeitet worden sein wie die Wappenscheibe jenes zum Patriziat der Stadt Freiburg i. Br. gehörenden Sebastian von Blumeneck († 1541/42). Letztere wird, wie alle Endinger Scheiben, der Werkstatt des Hans Gitschmann von Ropstein zugeschrieben93. Unter dem Vorbehalt der Richtigkeit dieser Zuschreibung ist auch Suntheim-Scheibe für die Ropstein-Werkstatt in Anspruch zu nehmen.
Bibliografie
Kat. München, Slg. Kuppelmayr, 1896, S. 15f., Nr. 251, Taf. V (ausführliche Beschreibung der Scheibe mit übertriebener Wertung: »Aeusserst bedeutendes Stück von seltener Qualität und grösster künstlerischer Vollendung und von einer Meisterhand herrührend, die nur einen Holbein d.J. vermuthen lassen kann«); Swarzenski 1927, S. 51, Nr. 200 (Beschreibung; »Schweiz. 1530«).
Bildnachweis
CVMA RT 13358, Großdia RT 05/171
Nachweise
Fußnoten
- Von den silbernen Vogelfüßen abgesehen, entspricht das Wappen jenem der Familie (Hael) von Suntheim bzw. dessen Varianten; vgl. Siebmacher 1605, Taf. 115. ↑
- Heinrich Ruckgaber, Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil, II,2, Rottweil 1838, S. 422f. ↑
- Werner Noack, Die Standesscheiben im Endinger Rathaus, in: Badische Heimat 31, 1951, S. 127–131 (»im Durchschnitt 45,5 cm hoch und 38,5 cm breit«, S. 127); Karl Kurrus, Die Wappenscheiben im Endinger Rathaus (Sonderdruck aus: Schau-ins-Land 87, 1969), Freiburg i. Br. 1969, S. 14f. ↑
- So erstmals Noack 1951 (wie Anm. 92), S. 128. Siehe außerdem: Becksmann 1979, S. 17, Anm. 7; Dietrich Rentsch, Glasmalerei, in: AK Heidelberg 1986, I, S. 241–248, bes. S. 244 und S. 275, Nr. D 26f.; Barbara Giesicke, Kabinettscheiben des 16. und 17. Jahrhunderts auf Schloß Heiligenberg, in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 38, 1995, S. 39–66, hier S. 44f.; zuletzt Hartmut Scholz, Art. »Gitschmann«, in: AKL, LV, 2007, S. 375. ↑
Drucknachweis
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 473 f. [= 20. Wappen Lazarus von Suntheim]
Nachnutzung
Rechtehinweise
Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wappen Lazarus von Suntheim (Worms, Museum Heylshof)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/136-2-17-01_wappen-lazarus-von-suntheim-worms-museum-heylshof> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/136-2-17-01

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