Eröffnung der „1. Deutschen Bau- und Siedlungsausstellung“ in Frankfurt

 

Ereignis

Was geschah

In Frankfurt am Main wird die „1. Deutsche Bau- und Siedlungsausstellung“ eröffnet. Die Planung und Durchführung der Veranstaltung liegen in der Hand des Gauheimstättenamtes Hessen-Nassau und der Frankfurter Messegesellschaft. Die mit großem Aufwand realisierte Ausstellung zeigt komplette ländliche Mustersiedlungen in Originalgröße, darunter auch ein Haus aus „rein deutschen Werkstoffen“. Eine als „Siedlungsstraße“ errichtete Musteranlage umfasst zehn vollmöblierte, nach Auffassung der Ausstellungsmacher „idealtypische“ Häuser, die jeweils nach hessischen Landschaften benannt sind. Im Mittelpunkt des Ensembles steht ein imposantes Gemeinschaftshaus, das für die Dauer der Veranstaltung den Namen „Zeppelinheim“ trägt. Beabsichtigt wird, mit den gezeigten Bauwerken die Besucher insbesondere für Fragen des nationalsozialistischen „Lebensraum“-Gedankens zu sensibilisieren und die amtlich proklamierte Autarkiepolitik anhand praktischer Beispiele zu verdeutlichen. Ziel soll es sein, zu zeigen, daß jeder deutsche Volksgenosse sein eigenes Heim in möglichst ländlicher Umgebung besitzen sollte1. Die Schau suggeriert zugleich, dass jedermann ein „natürliches Recht“ auf Siedlungsland habe, und erfüllt damit indirekt eine wichtige Aufgabe der Kriegspropaganda.2 Die gebotenen sachlichen Anschauungsobjekte und Informationen zum Bau- und Siedlungswesen in Deutschland sind durchgängig mit den Insignien des NS-Regimes geschmückt, Emblemen und Portraits der Parteispitze finden sich überall auf dem Ausstellungsgelände. Als Teil der gezeigten Ausstellung fungiert auch der in Oberstedten (Taunus) als Schule zur Unterweisung von Bauernsöhnen und Siedlungsbewerbern errichtete erste deutsche „Reichssiedlungshof“ (anfangs als „Gausiedlungshof“ bezeichnet), der im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung seiner Bestimmung übergeben wird. Teile der in Frankfurt errichteten „ländlichen Mustersiedlung“ werden 1939 abgerissen und als Teil des „Reichssiedlungshofs“ am nord-westlichen Ortsrand der Gemeinde Oberstedten wieder aufgebaut. Die „1. Deutsche Bau- und Siedlungsausstellung“ zählt bis zu ihrem Ende am 9. Oktober 1938 etwa 270.000 Besucherinnen und Besucher.
(KU)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Thomas Fietz, Architektur als Gegenstand medialer Darstellung, S. 17.
  2. Ebd.

Literatur

  • HeBIS Thomas Fietz, Architektur als Gegenstand medialer Darstellung. Am Beispiel der INFO BOX am Potsdamer Platz [Elektronische Ressource; Publikationsserver der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus] Cottbus, Brandenburgische Techn. Univ., Diss., 1999, URL: urn:nbn:de:kobv:co1-000000015

Weiterführende Informationen

Kalender

M
T
W
T
F
S
S
29
30
31
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
1
2
3
4
5
6
7
8
9

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Eröffnung der „1. Deutschen Bau- und Siedlungsausstellung“ in Frankfurt, 3. September 1938“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/794_eroeffnung-der-1-deutschen-bau-und-siedlungsausstellung-in-frankfurt> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/794