Ereignis

Was geschah

Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums im 19. Jahrhundert und der zunehmenden Beschäftigung in Fabriken, zogen immer mehr Menschen in die Städte. In Frankfurt verdreifachten sich die Einwohnerzahlen zwischen 1852 und 1895. Die Folge war, dass es nicht genügend Wohnraum für die immer weiterwachsende Bevölkerung gab. Arme und kinderreiche Familien litten besonders unter dem Wohnungsmangel und den daraus resultierenden steigenden Mieten. Im Herbst 1897 führte der Frankfurter Mieterverein eine Untersuchung über die Wohnverhältnisse in der Stadt durch. Der Verein wollte auf die Probleme aufmerksam und Vorschläge zur Behebung der Wohnungsnot machen. Für die Erhebung wurden gezielt besonders schlechte Unterkünfte ausgewählt. Von den 215 untersuchten Wohnungen lagen 186 in der Innenstadt und in Sachsenhausen, 25 in Alt-Bornheim. Die Befragungen erfolgten anhand eines Fragebogens und wurde von Freiwilligen, meistens Lehrern, durchgeführt. Die Befragten lebten fast ausschließlich in Häusern, die vor 1870 errichtet wurden. Die Haushaltsvorstände arbeiteten hauptsächlich als ungelernte Arbeiter, Tagelöhner oder Hausierer, 75 in gelernten Berufen wie Schuhmacher und Schneider. Insgesamt gab es 17 weibliche Haushaltsvorstände. Die größten Probleme waren die Überbelegung und die hygienischen Verhältnisse in den Wohnungen, was die Gefahr von Krankheiten erhöhte. Es war die Regel, dass Zimmer oder auch nur einzelne Betten untervermietet wurden. Zwar gab es in Frankfurt auch in den ärmeren Stadtvierteln eine Kanalisation und Toiletten mit Wasserspülung, aber oft mussten sich mehrere Haushalte eine Toilette oder einen Wasserhahn für das Trinkwasser teilen. Die Befragung ergab, dass, dass die Mehrheit der Familien nur für relativ kurze Zeit in den Wohnungen lebte. Nur 38 Wohnungen waren über fünf Jahre durchgehend von denselben Personen bewohnt. Preis, Nähe des Arbeitsplatzes und Familiengröße gehörten zu den entscheidenden Kriterien bei der Wahl der Unterkunft. Schriftliche Mietverträge bildeten eine Ausnahme, in der Regel gab es nur mündliche Vereinbarungen.
(StF)

Bezugsrahmen

Nachweise

Literatur

Weiterführende Informationen

  • [Untersuchung des Frankfurter Mietervereins über die Wohnverhältnisse in der Stadt, Fragebogen für die Erhebung der Daten, 1897; Untersuchung des Frankfurter Mietervereins über die Wohnverhältnisse in der Stadt, die Belegung der Wohnungen, 1897; Untersuchung des Frankfurter Mietervereins über die Wohnverhältnisse in der Stadt, die Größe der Wohnungen, 1897; Untersuchung des Frankfurter Mietervereins über die Wohnverhältnisse in der Stadt, die hygienischen Verhältnisse der Wohnungen, 1897; Untersuchung des Frankfurter Mietervereins über die Wohnverhältnisse in der Stadt, der Mietpreis der Wohnungen, 1897]

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Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wohnungsnot in Frankfurt, 1897“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7466_wohnungsnot-in-frankfurt> (aufgerufen am 25.11.2025)

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