Ereignis
Was geschah
Von 1462 bis 1796 war die jüdische Bevölkerung in Frankfurt gezwungen, im Ghetto in der Judengasse unter äußerst beengten Umständen und katastrophalen sanitären Verhältnissen zu leben. Nicht nur das Wohnen, auch der Aufenthalt im Rest der Stadt war stark eingeschränkt. Nach einem Brand im Jahr 1711 durften erstmals Juden außerhalb der Gasse eine Unterkunft suchen, allerdings nur bis zum Wiederaufbau. Erst als 1796 französische Truppen die Stadt belagerten und einen Teil der Judengasse zerstörten, wurde der Ghettozwang aufgehoben und den Juden erlaubt, sich in anderen Vierteln der Stadt niederzulassen. Der Rat der Stadt hielt dennoch offiziell an der Trennung zwischen jüdischer und christlicher Bevölkerung fest, auch wenn dieses Vorgehen in der Praxis bereits aufgeweicht war. Er plante, die Judengasse wiederaufzubauen, allerdings sollten die die Gasse umgebenden Mauern und Tore abgerissen werden. Die Juden durften zudem kein Eigentum an den Häusern erwerben.
Nach Beendigung der kurzen Phase der bürgerlichen Gleichstellung in Frankfurt zwischen 1811 und 1814 wurden die alten Gesetze wieder in Kraft gesetzt. Im Juni 1816 untersagte der Senat den Juden, Häuser oder sonstige Immobilien in den christlichen Stadtvierteln zu kaufen oder mieten. Senat und Bürgerschaft wünschten, dass die Juden weiterhin ausschließlich in der Judengasse und den benachbarten Straßen lebten, erst nach 1824 wurde ihnen erlaubt, in der ganzen Stadt zu wohnen.
Die Judengasse und die umgebenden Straßen blieben auch nach 1824 aufgrund der zahlreichen Synagogen und jüdischen Geschäfte jüdisch geprägt. Die Judengasse wurde zu einem Armenviertel, die noch stehenden Häuser verfielen immer mehr. Ab den 1860er Jahren wurden die Häuser abgebrochen, nur das Stammhaus der Familie Rothschild blieb stehen.
(StF)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, Bd. 1, Der Gang der Ereignisse, Darmstadt 1983, S. 60-83,
- Rachel Heuberger/Helga Krohn, Hinaus aus dem Ghetto… Frankfurt am Main 1988, S. 13-35, 93-96
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Die Judengasse in Frankfurt, 1811-1872“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7258_die-judengasse-in-frankfurt_die-judengasse-in-frankfurt_die-judengasse-in-frankfurt_die-judengasse-in-frankfurt_die-judengasse-in-frankfurt> (aufgerufen am 26.11.2025)
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