„Frankfurter Friedhofsschlacht“

 

Ereignis

Was geschah

Aufgrund des 1878 verabschiedeten Sozialistengesetzes waren Versammlungen der Sozialdemokraten verboten. Trotz der Verbote konnte sich in den 1880er Jahren eine illegale Parteiorganisation herausbilden. Dazu gehörten Parteilokale, in denen regelmäßige Treffen stattfanden oder gesellige Vereine. Der Besuch von Beerdigungen bekannter Parteimitglieder war eine Möglichkeit, die Unterstützung der Sozialdemokratie zu zeigen. Einige Beisetzungen verzeichneten Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Am 22. Juli 1885 fand in Frankfurt am Main die Beisetzung des sozialdemokratischen Gastwirtes Hugo Hiller statt, an der mehrere Hundert Menschen teilnahmen. Die Angabe über die Anzahl der Teilnehmenden schwankt zwischen „höchstens 350 Mann“ laut Polizeiberichten und 1000 Personen in der sozialdemokratischen Presse. Wie üblich durften keine Reden gehalten und keine roten Kranzschleifen gezeigt werden. Die Polizei war auf dem Friedhof mit einem großen Aufgebot vertreten. Als einer der Anwesenden, der Mainzer Joseph Leyendecker, eine rote Schleife hervorzog und zu einer Rede ansetzte, forderte Polizeikommissar Meyer die Auflösung der Trauergesellschaft. Als diese nicht reagierte, löste die Polizei mit Gewalt die Versammlung auf, wobei es zu zahlreichen Verletzten kam. Die Öffentlichkeit verurteilte das Vorgehen der Polizei und lobte das Verhalten der Sozialdemokraten, die keinen Widerstand geleistet hatten. Kommissar Meyer wurde am 1. August 1885 wegen Überschreitung seiner Befugnisse vom Dienst suspendiert. Im März 1886 wurden Meyer und drei weitere Polizisten zu Gefängnisstrafen verurteilt, allerdings kurz darauf wieder begnadigt. Dagegen musste Joseph Leyendecker seine einmonatige Haftstrafe antreten, da er dem Befehl Meyers nicht sofort Folge geleistet hatte.
(StF)

Bezugsrahmen

Nachweise

Literatur

Weiterführende Informationen

  • [Bericht in der Frankfurter Zeitung vom 22. Juli 1885 über den Polizeieinsatz bei der Beerdigung Hugo Hillers am selben Tag; Augenzeugenbericht über die „Friedhofsschlacht“ aus den Erinnerungen des sozialdemokratischen Redakteurs und Reichstagsabgeordneten Karl Frohme; Beitrag in „Der Sozialdemokrat“ vom 6. August 1885 über das „Frankfurter Friedhofs-Attentat“; Zeitgenössische Darstellung des Polizeieinsatzes auf der Beerdigung Hugo Hillers]

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„„Frankfurter Friedhofsschlacht“, 22. Juli 1885“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7136_frankfurter-friedhofsschlacht_frankfurter-friedhofsschlacht> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/7136_frankfurter-friedhofsschlacht