Erwerb des ehemaligen Wilhelmitenkloster in Witzenhausen für die Deutsche Kolonialschule
Ereignis
Was geschah
Die Idee einer Deutschen Kolonialschule hatte ihre Wurzeln zum einen in den Missionsgesellschaften und zum anderen im kolonialistisch-imperialistischen Gedankengut des deutschen Kaiserreiches. Im Mai 1898 wurde unter der Schirmherrschaft des Fürsten Wilhelm zu Wied (1845–1907) der Verein „Deutsche Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe GmbH“ auf dem Neuwieder Schloss gegründet. Dieser erwarb am 14. Dezember 1898 die Gebäude des ehemaligen Wilhelmitenklosters Witzenhausen (heute Werra-Meißner-Kreis). Der Verein verwirklichte hier einen Umbau der Anlage zu einer Schule, die deutsche Farmer für tropische und subtropische Länder ausbilden sollte. Gründungsdirektor war der damalige Koblenzer Divisionspfarrer Ernst Albert Fabarius (1859–1927), der seit 1895 aktiv den Gedanken zur Gründung einer Ausbildungsstätte für Siedler und Plantagenbeamte in den deutschen Kolonien verfolgte.
Am 1. April 1899 begann der Unterricht mit zunächst zwölf Schülern. Der Betrieb der Kolonialschule gliederte sich in die Schulabteilung, die Abteilung für Gutsverwaltung und Landwirtschaft, die Abteilung für Gärtnerei und Tropenkultur und die Handwerksabteilung. Neben zwölf angestellten Lehrern hielten auch auswärtige Honorarkräfte (unter anderem von der Universität Göttingen) die verschiedenen Kurse, die vor allem landwirtschaftliche und handwerkliche Fächer, aber auch Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen umfassten. Zur Veranschaulichung des Unterrichts gab es eine Lehrsammlung. Die Absolventen der Schule wurden gebeten, geeignete Gegenstände aus Übersee nach Witzenhausen zu senden, die in eine völkerkundliche Sammlung eingefügt wurden. Trotz des Verlustes der deutschen Kolonien 1919 blieb die Schule bis 1944 in Betrieb.
(UH)
Bezugsrahmen
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Sachbegriffe
Nachweise
Literatur
- Jens Böhlke, Zur Geschichte der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. Aspekte ihres Entstehens und Wirkens, Witzenhausen 1995
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 281 f.
- Ernst Fabarius, Eine deutsche Kolonialschule. Denkschrift zur Förderung deutsch-nationaler Kultur-Aufgaben und zur Wahrung deutsch-protestantischer Interessen in den überseeischen Gebieten, Koblenz 1897
Weiterführende Informationen
- HStAM Bestand 314/1
- Bildindex der Kunst und Architektur, Foto 1898
- HHStAW Bestand 408 Nr. 191, Enthüllung des Kaiser-Friedrich- und des Bismarck-Deckmals
- Historische Fotosammlung der Murhardschen Bibliothek , Kassel
- Wikipedia: Deutsche Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe (eingesehen am 7.10.2022)
- Wikipedia: Kolonialschule (eingesehen am 7.10.2022)
- Wikipedia: Wilhelm zu Wied (1845–1907) (eingesehen am 12.9.2023)
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Erwerb des ehemaligen Wilhelmitenkloster in Witzenhausen für die Deutsche Kolonialschule, 14. Dezember 1898“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6837_erwerb-des-ehemaligen-wilhelmitenkloster-in-witzenhausen-fuer-die-deutsche-kolonialschule> (aufgerufen am 25.11.2025)
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