Eröffnung des ersten Ordenshauses der Oblaten in Deutschland in Hünfeld

 

Ereignis

Was geschah

Die Gemeinschaft der Oblaten, ein ursprünglich französischer Orden, sieht ihre Aufgaben in der Volksmission im eigenen Land und in der Missionierung in Kolonien. Durch Wallfahrten, Predigtaktionen, Führung von Exerzitienhäusern und Seelsorge vor Ort wird die Vertiefung des religiösen Lebens versucht. Seit dem 19. Jahrhundert baut der Orden zahlreiche Niederlassungen in den Niederlanden und der Schweiz auf. Mit Beendigung des Kulturkampfes und der Gründung deutscher Kolonien wächst ein Interesse des Deutschen Reiches an den Missionsorden. 1892 einigen sich die beiden großen Orden der Weißen Väter und der Oblaten über die Aufteilung Cimbebasiens (Deutsch-Südwestafrika) als Missionsgebiet. 1893 verhandelt die Führung der Oblaten über ein Zulassungsgesuch an den preußischen Kultusminister zur „Errichtung eines Missionshauses für Deutsch-Südwestafrika im Königreich Preußen“. Die Zustimmung wird abhängig gemacht von der Verselbständigung der neuen Niederlassung, das heißt einer Loslösung vom Mutterhaus in Paris und von der französischen Generalverwaltung. Der Orden akzeptiert die Vorgabe und erhält die Genehmigung mit Schreiben des Regierungspräsidenten in Kassel vom 3. November 1894. Mit Unterstützung des Bischofs in Fulda und der politischen Gemeinde wird 1895 in Hünfeld das Kloster der Oblaten gegründet. Ziel ist der Auf- und Ausbau eines Missionshauses und die Vorbereitung von Missionaren für die deutschen Kolonien. Schon 1896 wird eine Niederlassung der Oblaten in Windhoek (heute Namibia) gegründet; zu dem Klostergebäude gehört ein Wirtschaftshof und ein Weinberg mit Rebstöcken vom Rhein. Die Patres begleiten als Militärseelsorger die deutschen Truppen in Namibia. Nach dem Hereroaufstand übernehmen sie verstärkt karitative Aufgaben, errichten Missionsschulen, Krankenhäuser, Krankenambulanzen und Sozialstationen, in denen selbstverständlich Rassentrennung gilt. Sie bauen Musterfarmen auf „geraubtem“ Land und bleiben Träger der Apartheid bis 1976. Ende der 1920er Jahre liegt die größte Wachstumsphase der deutschen Provinz, 69 Scholastiker studieren im Bonifatius-Kloster, das als Philosophisch-Theologische Hochschule seit Gründung in Hünfeld besteht. Niederlassungen des Ordens werden in Niederlahnstein, Dresden, Breslau, Oberschlesien, im Saargebiet und in Polen gegründet.
(RKr)

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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