Taktiklehrbuch der US Army sieht den Einsatz taktischer Atomwaffen in Osthessen vor

 
Bezugsort(e)
Fulda
Themenbereich
Militär und Krieg · Politik

Ereignis

Was geschah

Das „Command and General Staff College“ (CGSC) der US Army in Fort Leavenworth, Kansas, veröffentlicht ein Taktiklehrbuch, das beschreibt, wie zur Abwehr eines feindlichen Einmarsches von Truppen des Warschauer Pakts durch das „Fulda Gap“ ein Sperrfeuer mit taktischen atomaren Gefechtsfeldwaffen durchgeführt werden kann. Die Erläuterung der taktischen Operation, die von den US-Streitkräften unter der Bezeichnung „Package Zebra“ (Paket Zebra) geführt wird, sieht den Einsatz von 141 Atomsprengköpfen mit einer Gesamtsprengkraft von 271 Kilotonnen TNT vor1, die im Angriffsfall binnen 90 Minuten auf festgelegte Zielorte (im Expertenjargon: „Killinggrounds“) innerhalb eines kreisförmigen Radius zwischen Bad Hersfeld und Schweinfurt (Unterfranken), Alsfeld und etwas über die Grenze zur DDR nach Osten hin abgeschossen werden (114 im „Fulda Gap“ und 27 im Kinzigtal). Das Lehrbuch bemerkt im Sinne einer Durchführungsanweisung für die Operation (und angesichts der zu erwartenden großflächigen Zerstörungen auf hessischem Gebiet2 höchst zynisch): „Todesfälle in städtischen Gebieten und Schäden an einstöckigen Ziegelsteingebäuden in Ortschaften über 1.000 Einwohner sind zu vermeiden“. Die von dem Reference Book des Command and General Staff College der US-Armee (CGSC) über den Einsatz taktischer Atomwaffen im Raum Fulda-Kinzig („Fulda Gap“) gelieferten Informationen dienten 1981 als Basis einer vom amerikanischen Sender CBS ausgestrahlten Dokumentation.
(KU)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Die am 6. August 1945 über der japanischen Hafenstadt Hiroshima abgeworfene Atombombe Little Boy besaß eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen TNT. Die Zahl der damals sofort durch die Auswirkungen der Explosion getöteten Menschen wird auf 20.000 bis 90.000 geschätzt.
  2. Zu frühen Überlegungen der sogenannten „Schadensbegrenzung“ im Falle des Einsatzes taktischer Atomwaffen auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland vgl. Bruno Thoß, NATO-Strategie und nationale Verteidigungsplanung, S. 603-722. Der Einsatz dieser Waffen blieb in erster Linie an den operativen Zielsetzungen und nicht vorrangig am Bevölkerungsschutz ausgerichtet; vgl. ebd., S. 603.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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