Eröffnung des Distelrasentunnels bei Schlüchtern verkürzt die Strecke Frankfurt – Berlin

 
Bezugsort(e)
Schlüchtern
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Energie und Verkehr

Ereignis

Was geschah

Durch die Eröffnung des 3.575 Meter langen „Distelrasentunnels“1 bei Schlüchtern, zu dieser Zeit der zweitlängste Eisenbahntunnel in Deutschland,2 wird die Fahrtzeit auf der Bahnstrecke Berlin – Frankfurt spürbar kürzer. Die Bauarbeiten dauerten seit 1909 an, die Kosten belaufen sich auf über neun Millionen Mark. Am 16. Februar 1914 war der Tunnel das erste Mal durchfahren worden. Der „Bonifatiusbote“ berichtet am 10. Mai 1914 folgendermaßen: Mit dem 1. Mai hat der neue Bahnbetrieb begonnen. Auf der Strecke sieht man manch fremdes Gesicht. Unter anderem sind drei neue Bahnassistenten- und zwei Postassistentenstellen geschaffen worden. Eine größere Anzahl Arbeiter ist an der Bahn angestellt worden. Zwei Briefträger sind hierher versetzt worden und ein verdienter Landbriefträger wurde zum Postschaffner ernannt. Die Maschinen der Fernzüge, die zuerst ihren Weg durch den neuen Tunnel genommen haben, waren mit Fähnchen und Girlanden hübsch geschmückt. Nunmehr fahren die Maschinen die 160 Kilometer lange Strecke Bebra-Frankfurt und zurück, ohne zu wechseln, glatt durch. Einzelne D-Züge zwischen Bebra und Frankfurt halten unterwegs überhaupt nicht mehr an. Das gewaltige Bauwerk des Distelrasentunnels hat den Eisenbahnfiskus eine märchenhafte Summe Geldes gekostet, unheimliche Summe geistiger und körperlicher Arbeit sind in dem Tunnel vergegenständigt, auch mit dem Blute einer ganzen Reihe von Beschäftigter ist dieses Werk getränkt worden – aber die Menschen fahren jetzt, wenige Tage nach der Eröffnung, durch diesen Bergstollen ohne irgendwie eine seelische Bewegung zu verraten und weitaus die Mehrzahl der Fahrgäste hält es nicht für angebracht, auch nur den Blick von der Zeitung zu erheben, um einmal in den schwarzen Schacht hinauszublicken. Der Bahnhof Flieden sich jetzt überaus stattlich. Alles neu! Das ist das Kennwort für diesen jüngsten Empörkömmling in der deutschen Verkehrsorganisation, den Erben der Station Elm. Neue Gleise, neue Hallen, eine neue Eisenbrücke über der ganzen Bahnhofsanlage, sogar die großen Bestände an Kohlen schimmern in frischer Schwärze. Vier Minuten dauert die Fahrt in dem Tunnel.3
(OV/LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Die offizielle Bezeichnung des Tunnels lautet „Schlüchterner Tunnel“, vgl. Fuldaer Zeitung, Nr. 88, 17.4.1924, Zweites Blatt.
  2. Der längste Eisenbahntunner war zu dieser Zeit der Kaiser-Wilhelm-Tunnel an der Mosel, vgl. Wikipedia: Kaiser-Wilhelm-Tunnel (eingesehen am 13.12.2018).
  3. Beilage zum Bonifatiusboten, Nr. 19, 10.5.1914, S. 170.

Literatur

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Eröffnung des Distelrasentunnels bei Schlüchtern verkürzt die Strecke Frankfurt – Berlin, 1. Mai 1914“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/448_eroeffnung-des-distelrasentunnels-bei-schluechtern-verkuerzt-die-strecke-frankfurt-berlin> (aufgerufen am 25.11.2025)

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