Start des Staatlichen Seminars für Volksschullehrerinnen in Darmstadt

 

Ereignis

Was geschah

Im Darmstädter Stadtteil Bessungen (Hermannstraße 47) wird das „Großherzogliche Seminar für Volksschullehrerinnen“ feierlich eröffnet. Zugleich nimmt das Seminar am selben Tag mit zunächst drei Klassen seine Arbeit auf. Zur offiziellen Eröffnung um 11:30 Uhr finden sich neben Lehrerinnen, Lehrern und Schülerinnen des Seminars sowie Vertretern anderer Schuleinrichtungen unter anderem auch der Ministerialrat Dr. Heinrich Eisenhuth (1851–1910) und der geheime Oberschulrat Ludwig Karl Gustav Nodnagel (1845–1922) ein. Im Rahmen der Feierstunde führt Ministerialrat Dr. Eisenhuth aus, dass „nachdem man es einmal für geboten erachtet habe, weibliche Kräfte zur Heranbildung der Jugend heranzuziehen“, „es der Staat für seine Pflicht“ halte, „diesen dieselbe Ausbildung zuteil werden zu lassen, wie den zukünftigen Lehrern. Dieser jüngsten Bildungsanstalt, die unter einem günstigen Stern ins Leben getreten sei und deren erster Erfolg die gehegten Erwartungen weit übertroffen habe, werde man in den ersten Jahren besondere Fürsorge zuteil werden lassen müssen.“ Der Direktor der Anstalt, Herr Dr. Jacobi, betont anschließend, dass das Seminar „die zwiefache Aufgabe habe, die jungen Mädchen auszurüsten mit einem gewissen Maß von Kenntnissen, die man als allgemeine Bildung zu bezeichnen pflege, ihnen aber andererseits die nötige Fachbildung zu geben. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden bedürfe es des einmütigen Zusammenwirkens aller Lehrkräfte.“ Bereits seit 1832 können Frauen in Preußen an Volksschullehrerinnenseminaren den gesonderten Ausbildungsgang zur Volksschullehrerin besuchen1, jedoch existieren diese Einrichtungen bis Ende des zweiten Drittels des 19. Jahrhunderts nur in geringer Zahl. Dies ändert sich, nachdem im Zusammenhang mit dem zwischen Staat und katholischer Kirche geführten Auseinandersetzungen im „Kulturkampf“ zahlreiche geistliche Lehrkräfte aus dem Schuldienst entlassen werden und in der Folge in Preußen insbesondere in katholisch geprägten Gebieten gegen den eklatanten Lehrermangel vorgegangen werden muss.
(KU)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Die ersten Einrichtungen dieser Art entstehen 1832 in Münster und Berlin.

Literatur

Weiterführende Informationen

  • HeBIS Jahresbericht des Großherzoglichen Seminars für Volksschullehrerinnen zu Darmstadt, Darmstadt, 1902/05(1905) – 1914/16(1916)

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Start des Staatlichen Seminars für Volksschullehrerinnen in Darmstadt, 6. Juni 1902“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/279_start-des-staatlichen-seminars-fuer-volksschullehrerinnen-in-darmstadt> (aufgerufen am 26.11.2025)

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