Tod des Wiesbadener Regierungspräsidenten Haenisch
Ereignis
Was geschah
Der Wiesbadener Regierungspräsident Konrad Haenisch (geb. 1876), ehemaliger preußischer Kultusminister, stirbt im Alter von 49 Jahren in Wiesbaden.
Konrad Haenisch, aus einer preußischen Beamten- und Offiziersfamilie stammend, begann 1894 eine Buchhändlerlehre in Leipzig und nahm dort Kontakt mit sozialdemokratischen Kreisen auf. Ein Jahr zuvor war er in seiner Geburtsstadt Greifswald wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ vom Gymnasium verwiesen und in eine Nervenheilanstalt gesteckt worden. In Leipzig arbeitete er von 1895 bis 1898 als Mitarbeiter der „Leipziger Volkszeitung“. Nach einer kurzen Zwischenstation 1898 in Ludwigshafen (bei der sozialdemokratischen Parteizeitung „Pfälzische Post“) ging er Anfang 1899 nach Dresden, wo er als Redaktionsmitglied der „Sächsischen Arbeiterzeitung“ wirkte. Als der Chefredakteur des Blattes im April 1900 sein Amt aufgab, verließ auch Haenisch die Redaktion und ging nach Dortmund. Dort arbeitete er von 1900 bis 1905 als Redakteur bei der „Rheinisch-Westfälischen Arbeiterzeitung“, entwickelte Interesse am Kulturleben und schrieb unter anderem Theaterkritiken für das Feuilleton. 1905 bis 1907 ging Haenisch wieder nach Leipzig, wo er erneut in den Dienst der „Leipziger Volkszeitung“ trat. 1907 kehrte er nach Dortmund zurück und engagierte sich in der dortigen SPD auf der Seite der Revisionismusgegner. 1911 wechselte er in die Hauptstadt Berlin, wo er im Auftrag des SPD-Parteivorstands als Leiter der „Literarischen Zentralstelle für Flugblatt- und Agitationsbroschürenliteratur“ tätig war. Gleichzeitig unterrichtete er als Dozent an der Berliner Arbeiterbildungsschule.
1913 kandidierte Haenisch erstmals für einen Abgeordnetensitz im Preußischen Landtag. Zusammen mit den Sozialdemokraten Otto Braun (1872–1955) und Adolf Hofer (1868–1935) wurde er für den Wahlkreis Niederbarnim-Oberbarnim (Brandenburg), den größten preußischen Landtagswahlkreis, gewählt. 1922 ernannte ihn der preußische Innenminister Carl Severing (1875–1952) zum Regierungspräsident des Regierungsbezirk Wiesbaden. Während der sogenannten Ruhrbesetzung 1923 wurde Haenisch von der französischen Besatzungsmacht aus deren Zone ausgewiesen (10. Februar 1923). Dies hinderte ihn jedoch nicht, sich in dieser Zeit weiterhin für eine deutsch-französische Verständigung einzusetzen. Haenisch blieb bis zu seinem Tod sowohl Abgeordneter im Preußischen Landtag als auch Regierungspräsident in Wiesbaden.
(KU)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Chronik deutscher Zeitgeschichte 1, S. 252.
- Matthias John, Konrad Haenisch (1876–1925). „und von Stund an ward er ein anderer“, 2., durchges. und erg. Aufl., Berlin 2003, S. 48 ff., S. 68 ff.
- Carl Severing, Mein Lebensweg, Teil 2: Im Auf und Ab der Republik, Köln 1950, S. 55 ff.
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Konrad Haenisch (abgerufen am 5.6.2016).
- Wikipedia: Regierungsbezirk Wiesbaden (abgerufen am 5.6.2016).
- Wikipedia: Preußischer Landtag (abgerufen am 5.6.2016).
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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„Tod des Wiesbadener Regierungspräsidenten Haenisch, 28. April 1925“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1952_tod-des-wiesbadener-regierungspraesidenten-haenisch_tod-des-wiesbadener-regierungspraesidenten-haenisch> (aufgerufen am 27.11.2025)
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