Polizeiliche Durchsuchung der KPD- und SPD-Geschäftsstellen in Marburg und Kassel
Ereignis
Was geschah
Die Polizei durchsucht in Marburg die Geschäftsstellen der KPD am Barfüßertor und der SPD in der Biegenstraße und beschlagt dabei Wahlkampfmaterial für die anstehende Reichstagswahl.
Die „Oberhessische Zeitung“ vom 1. März 1933 berichtet:
Wie fast in sämtlichen Städten wurden gestern auch in Marburg zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit seitens der Polizei umfangreiche Haussuchungen in den Geschäftsstellen der KPD und SPD vorgenommen.
In der Geschäftsstelle der KPD am Barfüßertor wurde das gesamte Material beschlagnahmt, auch in den Wohnungen einzelner KPD-Führer wurden Haussuchungen abgehalten, ein Kommunist wurde zwangsgestellt, um später aber wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden. In der Geschäftsstelle der SPD, in der Biegenstraße wurden ebenfalls mehrere Zentner Flugblätter, Zeitungen und periodische Druckschriften beschlagnahmt. Die Polizeiaktion verlief ohne Zwischenfall.
Auch im Landkreise Marburg wurden gestern in verschiedenen Dörfern (Beltershausen, Dreihausen, Niederweimar, Großseelheim, Langenstein, Neustadt usw.) bei KPD-Führern Haussuchungen vorgenommen, dabei wurde von dem Landjäger-Aufgebot zahlreiches Material beschlagnahmt.
Wie wir weiter hören, ist man in Marburg z.Z. auch mit der Aufstellung einer Hilfspolizei beschäftigt, die aus Mitgliedern der nationalen Verbände gebildet werden soll.
Auch in Kassel werden noch in der Nacht des Reichstagsbrands führende Funktionäre der KPD verhaftet, Räume der KPD und der SPD durchsucht und Gegenstände beschlagnahmt. Die Kasseler Polizeipräsident berichtet an den Regierungspräsidenten, in Kassel seien im Verlauf des Tages (28. Februar) fünf KPD-Funktionäre in Schutzhaft genommen worden, außerdem sechs KPD-Mitglieder wegen verdächtigen Herumtreibens an der Kaserne in Niederzwehren, ein KPD-Mitglied wegen verbotenen Geldeinsammelns und ein weiteres wegen Schlägerei. Außerdem habe man bei der KPD etwa neun Zentner Flugschriften, Plakate und Zeitungen beschlagnahmt, bei der SPD etwa 20.000 Flugblätter und eine größere Zahl von Plakaten und Wahlzeitungen. Alle Plakate der SPD an Anschlagtafeln und Anschlagsäulen seien überklebt worden.
(OV)
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Sachbegriffe
Nachweise
Literatur
- Wilhelm Kessler, Geschichte der Universitätsstadt Marburg, 2. Aufl., Marburg 1984, S. 132
- Kammler, Krause-Vilmar u.a., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, S. 51, 56
Weiterführende Informationen
- Dettmering, Was alle lesen konnten, S. 71 nach Artikel der Oberhessischen Zeitung vom 1. März 1933
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Polizeiliche Durchsuchung der KPD- und SPD-Geschäftsstellen in Marburg und Kassel, 28. Februar 1933“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1666_polizeiliche-durchsuchung-der-kpd-und-spd-geschaeftsstellen-in-marburg-und-kassel> (aufgerufen am 26.11.2025)
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