Rücktritt des Frankfurter Oberbürgermeisters Volker Hauff
Ereignis
Was geschah
Der seit 1989 amtierende Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Volker Hauff (geb. 1940; SPD) tritt von seinem Amt zurück und löst damit eine Parteikrise aus. Sowohl in seiner eigenen Partei als auch bei der Opposition wird der Rücktritt mit großer Überraschung aufgenommen. Günter Dürr, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Frankfurter Römer äußert, er habe „mit großer Bestürzung“ auf den Rücktritt reagiert. Der CDU-Vorsitzende Karl Heinz Trageser (1932–2009) bewertet die unerwartete Entwicklung hingegen als „Zeichen der Resignation und des Scheiterns“. Gemäß den Bestimmungen der Hessischen Gemeindeordnung übernimmt nun Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (geb. 1932; CDU) die Amtsgeschäfte des Oberbürgermeisters so lange, bis die Stadtverordnetenversammlung einen Nachfolger für Hauff bestimmt haben.
Auslöser für den drastischen Schritt ist der durch den linken Parteiflügel unterstützte Aufstieg der Frankfurter SPD-Vorsitzenden Anita Breithaupt (1936–2016) auf den Posten der Sozialdezernentin. Von der Nominierung Breithaupts, die auf diesem Posten für die zukünftig als Justizministerin tätige Christine Hohmann-Dennhardt (geb. 1950; SPD) in den rot-grünen Magistrat aufrücken soll, hatte Hauff aus der Zeitung erfahren.
SPD-Fraktionschef Günter Dürr begrüßte dies im selben Zeitungsartikel der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ als „hervorragende Lösung“.1 Der parteiintern geäußerte Vorschlag, Hauff als Gegenleistung zu seiner Zustimmung die Entscheidung über die dann erforderliche Neubesetzung des Fraktions- und Parteivorsitzes zu überlassen, wurde schließlich ebenfalls am Stadtoberhaupt vorbeigelotst: erneut musste der 50-jährige aus der Zeitung erfahren, dass die entsprechende Wahl bereits auf die Landtagsabgeordnete Rita Streb-Hesse (1945–2020) gefallen war.
Hauffs bisherige Amtszeit war von heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der SPD-Fraktion geprägt. Selbst aus Backnang in Baden-Württemberg stammend, und damit selbst kein „Hesse“, erntete der Oberbürgermeister vielfach Kritik, weil er Magistratsposten mit „Importen“ aus seiner Heimat besetzte, anstatt Genossen den Vorzug zu geben, die sich jahre- und jahrzehntelang innerhalb der Kommunalpolitik im Rhein-Main-Gebiet emporgearbeitet hatten.
(KU)
Bezugsrahmen
Nachweise
Fußnoten
- Vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10.3.1991, S. 1. ↑
Literatur
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.3.1991, S. 39: Schock bei der SPD nach Hauff-Rücktritt: Dürr: Ein Desaster für uns alle / CDU: Eine Führungsfigur ohne große Kompetenz
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.3.1991, S. 33: Fast sicher: Anita Breithaupt neue Sozialdezernentin: Rita Streb-Hesse will für Parteivorsitz kandidieren / Hauff: Kein Grund zur Hektik
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 513
Weiterführende Informationen
- DER SPIEGEL 12/1991, 18.3.1991, S. 32-35: Frankfurt: Schwäbelnde Maultasche (eingesehen am 19.10.2016)
Kalender
Siehe auch
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Personen
- Hessische Biografie: Breithaupt, Anita
- Hessische Biografie: Hauff, Volker
- Hessische Biografie: Hohmann-Dennhardt, Christine
- Hessische Biografie: Streb-Hesse, Rita
- Hessische Biografie: Trageser, Karl Heinrich
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rücktritt des Frankfurter Oberbürgermeisters Volker Hauff, 11. März 1991“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1598_ruecktritt-des-frankfurter-oberbuergermeisters-volker-hauff_ruecktritt-des-frankfurter-oberbuergermeisters-volker-hauff_ruecktritt-des-frankfurter-oberbuergermeisters-volker-hauff> (aufgerufen am 26.11.2025)
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