Bombenattentat auf Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen

 

Ereignis

Was geschah

Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen (1930–1989), fällt in Bad Homburg einem Bombenanschlag zum Opfer. Ein auf einem am Straßenrand abgestellten Fahrrad angebrachter Sprengkörper detoniert um 8:37 Uhr im Seedammweg nahe der 1980 eröffneten Taunustherme. Nur etwa einen Kilometer von Herrhausens Wohnhaus (Ellerhöhweg) entfernt tötet die Bombe den Bankmanager, der 1971 als ordentliches Vorstandsmitglied in die Führung der Deutschen Bank berufen wurde und in den 1980er Jahren durch strategische Umstrukturierungen und Zukäufen dem Unternehmen den Weg in die Spitzengruppe der international agierenden Geschäftsbanken ebnete. Herrhausens Chauffeur Jakob Nix wird durch Splitter an Kopf und Armen verletzt, kann der völlig zerstörten gepanzerten Mercedes-Limousine aber aus eigener Kraft entsteigen. Bereits wenige Minuten nach dem Anschlag trifft die Polizei ein und riegelt unverzüglich den Tatort weiträumig ab. Die eingeleitete Großfahndung behindert im Verlauf des Tages den gesamten Verkehr im Raum Bad Homburg. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte kontrollieren die Ausfahrten der Autobahn 661 („Osttangente Frankfurt“), die von Oberursel über Bad Homburg und Frankfurt am Main nach Egelsbach führt. Am Nachmittag meldet sich ein Anrufer in der Wohnung der Herrhausens und erklärt, dass sich die linksextremistische terroristische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) zu dem Anschlag bekenne. Am 2. Dezember wird zudem ein entsprechendes Bekennerschreiben der RAF gefunden. Zahlreiche Ungereimtheiten veranlassen allerdings zu Spekulationen über die tatsächliche Täterschaft der „Dritten Generation“ der seit 1970 aktiven Gruppierung. Ein vorläufiger Fahndungserfolg der Polizei vom Sommer 1991, der im Januar 1992 bekannt gegeben wird, und der vier RAF-Mitglieder schwer belastet, ist einige Monate später nicht mehr aufrecht zu erhalten, da der gehörte „Kronzeuge“ seine gesamte Aussage widerruft und angibt, von Mitarbeitern des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz gezwungen worden zu sein, die vier beschuldigten Terroristen und sich selbst als Täter und Tatbeteiligte zu nennen.
(KU)

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Bombenattentat auf Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen, 30. November 1989“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1572_bombenattentat-auf-deutsche-bank-chef-alfred-herrhausen> (aufgerufen am 26.11.2025)

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