Rainer Werner Fassbinder Direktor des Theaters am Turm

 
Bezugsort(e)
Frankfurt am Main
Themenbereich
Kunst und Kultur

Ereignis

Was geschah

Rainer Werner Fassbinder (1945–1982) legt mit seiner Bewerbung um den Posten des Direktors des Theaters am Turm (TAT) in Frankfurt am Main ein erstes Konzept für seine künftige Arbeit vor. Im Spielplan sieht das von Fassbinder vorgelegte Konzept1 sechs Produktionen sowie eine Sonderveranstaltung vor, die jeweils bis zu sechsmal in der Woche gegeben werden sollen. Bei zwei Aufführungen wird eine Zusammenarbeit mit dem Fernsehen angestrebt. Zusätzlich sollen zwei Produktionen als Gastspiele in Hessen, insbesondere in Städten ohne eigenes Theaterensemble, angeboten werden. Programmatisch sieht sich der Regisseur dem „Volkstheater im weitesten Sinne“ verpflichtet. Im Rahmen der Arbeit am Theater, dessen technisches und künstlerisch-technisches Personal vollständig übernommen werden soll, möchte Fassbinder auch auf die „spezielle Situation der Stadt Frankfurt“ eingehen. Die Planung des Spielplans, für dessen Umsetzung das Schauspielerensemble des Hauses zum Teil neu besetzt wird, sieht als Jahresthema den Gegenstand „Gruppenpsychologie“ vor: zur Aufführung angedacht sind Stücke von Émile Zola („Germinal“), von William Shakespeare und Martin Sperr („Maß für Maß“), Maxim Gorki („Nachtasyl“), sowie eine Komödie über gesellschaftliche Mechanismen, ein Stück über die Stadt Frankfurt und die Entwicklung eines Stückes aus Partikeln der Psychoanalyse (als Eigenproduktion des Ensembles). Fassbinder wird wenige Tage später, am Abend des 26. November vom Vorstand des Bundes für Volksbildung zum neuen künstlerischen Direktor des TAT berufen. Insgesamt ist er jedoch nur acht Monate als (Mit-)Intendant dort tätig (Spielzeit 1974/75). Sein während dieser Zeit für das Ensemble am TAT entstandenes Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ löst aufgrund der Verwendung antisemitischer Klischees eine heftige Kontroverse aus. Das von Fassbinder eigentlich als Abschluss seiner Tätigkeit am TAT gedachte Schauspiel gelangt nicht zur Aufführung und feiert erst 1987 im Ausland (New York) öffentlich Premiere, nachdem ein Versuch zur Erstaufführung in Frankfurt am 31. Oktober 1985 durch Proteste von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde verhindert wird.
(KU)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Einen fast vollständigen Abdruck der „Grundlagen einer Konzeption für das Theater am Turm“, die Fassbinder zu seiner Bewerbung einreicht, findet sich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.1973, S. 40.

Literatur

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.1973, S. 40: „Volkstheater im weitesten Sinne“: Rainer Werner Faßbinders erstes Konzept für seine Arbeit am Theater am Turm

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Rainer Werner Fassbinder Direktor des Theaters am Turm, 21. November 1973“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/1336_rainer-werner-fassbinder-direktor-des-theaters-am-turm> (aufgerufen am 26.11.2025)

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