Grebenstein

Bearbeitet von Matthias Bode, Anke Schwarz und Daniel Ristau  
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Grebenstein

Basisdaten

Juden belegt seit

1345

Lage

34393 Grebenstein, Schachtener Straße 2

Rabbinat

Niederhessen (Kassel)

erhalten

nein

Jahr des Verlusts

1940

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

ja

Geschichte

In Grebenstein, einer Ackerbürgerstadt im Kreis Hofgeismar am Ufer der Esse, wird bereits 1345 mit Bonefant ein jüdischer Ortseinwohner erwähnt.1 Für das 16. Jahrhundert finden sich einzelne Hinweise auf Grundstückserwerbe und -verkäufe sowie ab dem 17. Jahrhundert Belege für eine dauerhafte Anwesenheit von Juden in Grebenstein, unter ihnen Wolf Gans.2 1730 lebten 19 Schutzjuden mit ihren Familien im Ort.3 Sie verdienten ihren Lebensunterhalt vor allem als Händler und insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich.4

Im 19. Jahrhundert machten Jüdinnen und Juden nur einen kleinen Teil der mehrheitlich evangelischen Einwohnerschaft aus: Von den 2.387 Zivilpersonen, die 1861 laut Volkszählung im Ort lebten, waren lediglich 85 jüdischer Religion, also rund 3,6 Prozent der Bevölkerung. Der kleinen jüdischen Gemeinde angeschlossen waren die in den Orten Holzhausen und Immenhausen lebenden Jüdinnen und Juden, deren Zahl sich 1861 auf 13 beziehungsweise 15 belief.5 Weitere lebten auch in Veckerhagen und weiteren Dörfern im Gutsbezirk Reinhardswald.6 Insgesamt veränderte sich die Zahl der Gemeindemitglieder in der Jahrhundertmitte mehrfach: 1835 gehörten ihr 124 Personen an, 1849 dann 163. Bis 1853 sank ihre Zahl wieder auf 142, im darauffolgenden Jahr sogar auf 90 Jüdinnen und Juden.7 1905 waren es noch 82.8

Die überregionale Bedeutung Grebensteins für die kurhessischen Juden markiert unter anderem die Abhaltung mehrerer Judenlandtage im Ort, so etwa im Jahr 1800.9 Im 19. Jahrhundert unterstand die jüdische Gemeinde dem Provinzialrabbiner in Kassel, der zugleich als Landrabbiner für Niederhessen fungierte.10

Aus den Jahren 1853, 1855, 1861 und 1864 existieren für den Kreis Hofgeismar Übersichten über die „gewerblichen Verhältnisse der jüdischen Bevölkerung.“ Zwischen 1828 und 1850 finden sich in Grebenstein unter insgesamt 26 jüdischen Männern, für die Berufsangaben verzeichnet sind, 14 Händler, fünf Handwerker, fünf sogenannte Nothändler – also Personen, die ihren Lebensunterhalt als Viehmakler, Pfandleiher, Trödler und Hausierer verdienten – und zwei Personen, die neben einem Handwerk auch Handel trieben. Unter den Handwerkern gab es je einen Schreiner-, Schneider-, Buchbinder- und Färbermeister, einen Schuhmacher, zwei Metzgermeister, von denen der eine auch Handel trieb, und einen, der nur als „Metzger“ bezeichnet wurde.11

Betsaal / Synagoge

Beträume in Privathäusern

Da die Grebensteiner Jüdinnen und Juden für den Gottesdienst auswärtige Synagogen etwa in Meimbressen oder Hofgeismar hätten besuchen müssen, was jeweils mit einer Reisezeit von etwa einer Stunde verbunden gewesen wäre, richteten sie vermutlich bereits im 18. Jahrhundert einen eigenen Betraum in einem gepachteten Wohnhaus ein. Nach dessen Verkauf wurde er in ein, dem Juden Jonas Wallach gehörendes Haus verlegt, wo auch jüdischer Religionsunterricht erteilt wurde.12

Die Synagoge von 1843/44

Mit der kurfürstlichen Verordnung vom 30. Dezember 1823 war den kurhessischen jüdischen Gemeinden ausdrücklich eingeräumt worden, ein „eigenes Bethaus (Synagoge)“ zu unterhalten. Gottesdienste in Privaträumen sollten jenseits der rein familiären Andachtsausübung fortan unterbleiben.13 Tatsächlich legte der Vorstand der jüdischen Gemeinde bereits im Januar 1827 dem Hofgeismarer Kreisamt einen Kaufvertrag für ein Wohnhaus des Schmieds Wilhelm Persch zu einem Kaufpreis von 70 Talern zur Genehmigung vor. Das Gebäude wurde allerdings wieder verkauft.14 Damit begann ein langer und von vielen Konflikten begleiteter Prozess: Innerhalb der Gemeinde gab es Zerwürfnisse über den zu zahlenden Kaufpreis sowie die Art und Weise, wie dieser auf die Gemeindemitglieder umgelegt werden sollte.15 Zunächst kam es zu keiner Lösung, denn noch 1829 erachtete der Gemeindevorsteher Wolf Katzenberg den Ankauf eines geeigneten Hauses für als „unverzüglich nöthig“, zumal das „jetzt benutzt werdende Gebäude zu eng und auch sonst unpassend sey.“16 Doch noch in den 1830er Jahren setzten sich die Diskussionen fort, ob in einem zu diesem Zeitpunkt avisierten Haus überhaupt eine Synagoge eingerichtet werden könne. Ein Gutachten des Landbaumeisters, das „auf Verlangen der israelitischen Einwohner“ erstellt worden war, beschied dies 1834 positiv.17 Offenbar handelte es sich dabei um ein Haus am Kasseler Tor in der Grebensteiner Unterstadt, das weit von den anderen Stadtteilen entfernt lag.18 Auch dies erregte Anstoß: So sprach sich im Sommer 1834 der für die jüdischen Schulkinder zuständige Lehrer Isidor Sommer gegen den Kauf des „dazu vorgeschlagenen Häuschens“ aus, denn es liege „nicht etwa an einem passendem Orte? nein! am entferntesten Ende der Stadt.“19 Der Kaufpreis für den Fachwerkbau soll 195 Taler betragen haben.19 Vor allem die Frage der Finanzierung des Vorhabens verzögerte den Synagogenbau weiter. Dies lag auch daran, dass ein einziges Gemeindemitglied, Siemon Rosenbaum, rund die Hälfte der zu dem Zweck erhobenen Gelder tragen sollte, was auch das sozioökonomische Gefälle innerhalb der kleinen Gemeinde verdeutlicht.20 Auch die in Holzhausen lebenden Brüder Israel, Heinemann und Moses Hammerschlag waren nicht bereit, die geforderten Geldsummen widerspruchslos zu zahlen. Sie verwiesen dazu auf die zu große Entfernung zu Grebenstein, die sie am Gottesdienstbesuch hindere, und unterhielten um 1840 einen eigenen Privatbetraum in Holzhausen.21

Erst im Mai 1840 konnte eine Einigung – mit geplanten Kosten für den Ausbau des Gebäudes in Höhe von 659 Talern – erreicht werden. Dem Kreisamt wurde der „Riß und der Kostenanschlag vom Bau der hiesigen Synagoge mit der unterthänigsten Bitte recht bald darüber verfügen zu wollen“, vorgelegt. Die Baugenehmigung wurde allerdings erst im September 1840 erteilt. Da das ehemals für den Gottesdienst genutzte Haus mittlerweile verkauft worden war, verfügte die jüdische Gemeinde nunmehr nicht mehr über einen Betraum. Weitere Prüfungen zogen sich noch bis ins Folgejahr hin.22 Vor allem die Mittelbeschaffung gestaltete sich fortwährend schwierig, weil insbesondere Siemon Rosenbaum weiterhin gegen die ihm zugedachten Beiträge zum Bau protestierte. Offenbar wurde die Synagoge dann erst 1843/44 eingerichtet. In einem Bericht vom 13. April 1844 heißt es jedenfalls, dass der „höchst nöthige Bau einer Synagoge zu Grebenstein […] endlich vollführt ist“.23 Über die Einweihung wie auch die innere Einrichtung der Synagoge liegen keine Detailinformationen vor. Im gleichen Gebäude waren auch die Elementarschule und eine Mikwe untergebracht.

Bereits 1844 plante die jüdische Gemeinde weitere Baumaßnahmen, wobei die 25 Plätze umfassende Frauenempore vergrößert und unter anderem auch eine Dienstwohnung für den jüdischen Lehrer eingerichtet werden sollten. Aufgrund der hohen, letztlich auf 800 Taler veranschlagten Kosten, die seitens der Gemeindemitglieder nicht erbracht werden konnten, und fehlender Darlehensgeber nahm sie davon aber zunächst wieder Abstand.24 Zumindest wurde im Jahr 1855 eine Einfriedung um das Gelände gebaut, nachdem Nachbarn offenbar das Grundstück befahren hatten.25

Die Synagoge von 1895

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die bisherige Synagoge stark reparaturbedürftig. Nachdem der zuständige Baurat 1893 bei einem Vororttermin festgestellt hatte, dass „bei der ganzen Beschaffenheit des Gebäudes eine derartig umfassende Reparatur als nicht thunlich“ zu verwerfen sei, plante die jüdische Gemeinde einen Ersatzneubau.26 Bei der Finanzierung des Vorhabens kamen zwei ehemalige Grebensteiner, die inzwischen in Frankfurt am Main lebten, der jüdischen Gemeinde zu Hilfe: Falk und Selig Goldschmidt stellten für einen Synagogenneubau mit Gemeindeschule und Mikwe insgesamt 5.000 RM zur Verfügung. Sie wurden dafür zu Ehrenmitgliedern der Synagogengemeinde ernannt.27 Gleichwohl beschloss der Gemeindevorstand, dass der Neubau „erst begonnen werden soll, wenn die Mittel zum Bau so gewachsen sind, dass der Gemeinde höchstens 3000 Mark Schulden entstehen.“28 Die jüdische Gemeinde selbst brachte schließlich weitere 1.000 RM auf, so dass sich das zur Verfügung stehende Kapital auf insgesamt 6.000 RM erhöhte.

Die weitere Vorbereitung des Neubaus oblag einem gewählten Baukomitee. Bereits Anfang Januar 1894 wurde ein „Fachmann, zwecks Entgegennahme unserer Absichten bezüglich des Baues und Anfertigung dementsprechender Zeichnungen und Kostenanschläge“ nach Grebenstein beordert. Zu diesem Zweck bat der Gemeindeälteste Joseph Neuhahn das Landratsamt mit Blick auf die im Gebäude geplanten Schulräume auch um Zusendung von „Vorschriften und Musterzeichnungen, welche bei Schulausbauten zu beachten sind.“29

Nachdem die Bauzeichnungen eingereicht, korrigiert und wieder zurückgesandt worden waren, wurde der Bau am 10. April 1894 genehmigt. Zunächst erfolgte der Abriss des baufälligen Gemeindegebäudes, an dessen Stelle der Neubau aufgeführt wurde. Die erste Meldung über das baldige Ende der Arbeiten stammt vom 3. November 1894. Störungen im weiteren Verlauf verzögerten die Fertigstellung jedoch noch um Monate. Erst am 2. Oktober 1895 konnte Neuhahn dem Landratsamt in Hofgeismar den Abschluss der Bauarbeiten mitteilen.

Die neuerbaute Synagoge wurde am Montag, dem 28. Oktober 1895, feierlich eingeweiht. Die Weihepredigt hielt der Kasseler Landrabbiner Isaac Emil Prager. Zu den Festgästen gehörten der Kasseler Regierungspräsident Maximilian Graf Clairon d’Haussonville und der Landrat Ludwig Friedrich Franz Beckhaus.30

Die aus Ziegeln errichtete zweigeschossige Synagoge mit der markanten kleinen Kuppel über dem Eingangsbereich soll Berichten zufolge über bis zu 60 Plätze in der Männer- und mindestens 30 in der durch einen Sichtschutz abgegrenzten Frauenempore verfügt haben. Almemor, Kanzel und Thoraschrein waren aus Holz gefertigt. Die Decken waren künstlerisch ausgemalt. In einem Anbau des freistehenden Gebäudes befanden sich die Mikwe und ein Schulraum für bis zu 30 Kinder nebst kleiner Handbibliothek. Zudem gab es ein Sitzungszimmer, das auch als Gemeindebüro genutzt wurde.31

Bereits vor den Novemberpogromen war die Synagoge im März 1938 unter dem Druck der Verfolgung an den Bauern Paul Hartig verkauft worden. Der letzte Gottesdienst fand zu Schawuot (Wochenfest) im Mai 1938 statt.32 Die beweglichen Ritualobjekte, darunter Thorarollen, -aufsätze und -mäntel, die Ewige Lampe, Schofarhörner, das Priesterwaschbecken samt Kanne und Gebetbücher, wurden anschließend in die Synagoge in der Großen Rosenstraße in Kassel transportiert. Sie sind dort während des Pogroms verloren gegangen. Die ehemalige Synagoge in Grebenstein blieb von den Ausschreitungen trotzdem nicht verschont: Die noch vorhandene Inneneinrichtung wurde demoliert und teilweise auf die Straße geworfen.33

1940 wurde das Gebäude schließlich abgebrochen und auf dem Grundstück im darauffolgenden Jahr eine Scheune errichtet. Diese wurde später zum Wohn- und Geschäftshaus mit Werkstatt umgebaut. 1988 erfolgte die Anbringung einer vom Förderkreis des Ackerbürgermuseums Grebenstein initiierten Gedenktafel aus Keramik mit der Inschrift „Hier stand die im Jahre 1895 erbaute Synagoge der Jüdischen Gemeinde Grebenstein. Das Gebäude wurde 1938 innen zerstört und später abgerissen.“ Nach mutwilliger Zerstörung der Tafel 1994 wurde eine Bronzetafel mit gleicher Inschrift angebracht. Drei erhaltene Dachziegel, ein Fenster und die Eingangstür des ehemaligen Synagogengebäudes befinden sich im Ackerbürgermuseum „Alte Meierei“.34

Weitere Einrichtungen

Mikwe

In den 1820er Jahren existierten in Grebenstein zwei Mikwen, von denen sich eine im Haus des Siemon Rosenbaum, die andere „in einem christlichen Hause“ befand. Beide entsprachen zu dieser Zeit nicht mehr den sanitärpolizeilichen Anforderungen an die Einrichtung eines Frauenbades.35 Mit dem Synagogenbau wurde in den 1840er Jahren deshalb zugleich, wohl in einem Anbau, ein neues Frauenbad eingerichtet. Es musste bereits 1847 renoviert werden, was die ohnehin knappen Finanzen der Gemeinde stark strapazierte und weitere interne Konflikte auslöste.36 Im Anbau der 1895 eingeweihten Synagoge war eine Mikwe mit Wanne eingerichtet.

Schule

Die Grebensteiner Gemeinde entschloss sich etwa 1830, eine eigene Elementarschule einzurichten. Nachdem man sich 1831 erfolgreich nach einem geprüften Schullehrer umgesehen hatte, konnte der Betrieb im Folgejahr mit einem Lehrer und 15 Kindern aufgenommen werden.37 Das Schulzimmer befand sich zunächst in dem für die Gottesdienste angemieteten Haus. Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse war es jedoch nicht möglich, auch die Lehrerwohnung im Gebäude unterzubringen. Auch die Ausstattung war mangelhaft: 1837 klagte Lehrer Kugelmann über zu wenig Feuerholz. Es fehlte zudem an Lehrbüchern und Karten. 1838 musste die Schule wegen einer eingestürzten Treppe zeitweise geschlossen werden. Im Jahr 1841 – während der Vorbereitung und Einrichtung der neuen Synagoge – konnten keine neuen Schulbänke angeschafft werden, da die Zahlung des Lehrergehaltes sonst nicht möglich gewesen wäre. Auch die Reparatur des ständig rauchenden Ofens im Schulzimmer wurde wiederholt verschoben.38 Im Synagogenkomplex der 1840er-Jahren war ebenfalls ein Schulzimmer eingerichtet. In der Synagoge von 1895 befand es sich im Anbau.

Friedhof

Die Grebensteiner Jüdinnen und Juden bestatteten ihre Toten zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Meimbressen. Erst 1842 fassten sie den Entschluss, ein 540 Quadratmeter großes Gartengrundstück (Flurstück 402) an der damals noch unbebauten Ostseite des Burgbergs zur Anlegung eines eigenen Friedhofs zu erwerben.39 Am 19. September 1842 fand eine Ortsbesichtigung statt, bei welcher der Platz für „genug passend“ befunden wurde. Das weitere Verfahren verzögerte sich jedoch, weil der Besitzer des Grundstückes, auf dem der jüdische Friedhof in Meimbressen lag, sein angenommenes Recht auf die Begräbnisgebühren einklagte. Die Provinzialregierung in Kassel folgte seiner Argumentation und lehnte die Einrichtung eines Friedhofs in Grebenstein zunächst ab. Vier Monate später wurde nach erneutem Einspruch der jüdischen Gemeinde Grebenstein mitgeteilt, dass sie zwar einen Friedhof anlegen könne, aber weiterhin die Begräbnissteuer nach Meimbressen zu entrichten habe. Erst 1844, nach der Klärung der Finanzierung des Friedhofs, wurde die Planung behördlich genehmigt. Unklar ist, warum der Gemeindeälteste Anfang Mai 1849, immerhin fast fünf Jahre nach der ersten Bewilligung des Antrages, erneut um „Ertheilung der Erlaubniß zur Anlegung eines Todtenhofs daselbst“ – letztlich mit Erfolg – nachsuchte. Das Grundstück hatte die jüdische Gemeinde zu diesem Zeitpunkt bereits erworben.40 Die letzte Beerdigung in Meimbressen fand am 30. August 1850 statt. Beigesetzt wurde dort die verwitwete Sprinz Brandenstein.41 Die ersten Bestattungen auf dem neuen Friedhof in Grebenstein waren die von Josef HaCohen und Wolf Mandelbaum, die am 30. Januar beziehungsweise am 21. April 1851 verstorben waren.42

Das relativ kleine Friedhofsgelände war nach fünfzig Jahren fast vollständig belegt. Die Gemeindeältesten beantragten deshalb am 7. März 1900 die „Erweiterung des Todtenhofs so schnell wie möglich […,] da nur noch ein Platz auf dem bisherigen Todtenhof frei ist.“43 Bereits am 11. April 1900 wurde die Erweiterung genehmigt. Das Flurstück 403 wurde dem Gelände, das nunmehr insgesamt rund 990 Quadratmeter umfasste, angegliedert.44 In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre erfasste Baruch Wormser, der in der Grebensteiner jüdischen Gemeinde auch Religionsunterricht erteilte und das Amt des Chasans ausübte, die Grabsteininschriften des Friedhofs45

Die letzte Beerdigung der jüdischen Gemeinde vor dem Zweiten Weltkrieg war die des am 31. Januar 1937 verstorbenen Benjamin Möllerich. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden einige Gräber beschädigt und Grabsteine entwendet. 1943 erwarb die Ortsgemeinde das Gelände, das nach dem Krieg an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen überging. Im April 1980 wurde dort noch Erwin Machol beigesetzt.

Nachweise

Fußnoten

  1. HStAM, Urk. 8, Nr. 4.
  2. HStAM, 330 Grebenstein, Nr. 1; HStAM, Protokolle II Kassel Cb 2, Bd. 29.
  3. Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden, Bd. 1, S. 276.
  4. Cohn, Juden in Hessen-Kassel, S. 19. Vgl. auch Thierling, Bedacht zu nehmen.
  5. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 9. Suppl., 1864, S. 16, 18; Schwarz, Jüdische Gemeinden, S. 93-94.
  6. Burmeister, Die Geburts- und Sterberegister, S. 63; Lotze, Juden in Veckerhagen.
  7. Schwarz, Jüdische Gemeinden, S. 94-95. Vgl. HStAM, Rechnungen II, Nr. Grebenstein 18; HStAM, 180 Hofgeismar. Nr. 653; Nr. 1766. Die Zahlenangaben in den Quellen gehen mitunter auseinander. Eine Übersicht über die Zahl der Gewerbetreibenden aus dem Jahr 1853 weist für Grebenstein und die beiden zugeordneten Gemeinden 131 Personen jüdischen Glaubens aus. Vgl. HStAM, 16, Rep. XIV, Kl.1, Nr. 57, Vol. I.
  8. Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden, Bd. 1, S. 276.
  9. Arnsberg, Die jüdischen Gemeinde, Bd. 1, S. 276.
  10. Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes, Bd. 2, 1887, S. 13.
  11. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 52; Nr. 653; vgl. Burmeister, Die jüdischen Meister, S. 86.
  12. HStAM, 18, Nr. 2681.
  13. Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, 1823, Nr. 12, S. 87.
  14. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775; Schwarz, Jüdische Gemeinden, S. 146. In einem amtlichen Bericht von 1842, der Auskunft über den Wiederverkauf gibt, ist vom „Pfersch’schen Haus“ die Rede. HStAM, 18, Nr. 2681.
  15. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775; HStAM, 18, Nr. 2681.
  16. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  17. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  18. HStAM, 18, Nr. 2681.
  19. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  20. HStAM, 18, Nr. 2681.
  21. Detailliert nachgezeichnet bei Schwarz, Jüdische Gemeinden, S. 146-155.
  22. HStAM, 18, Nr. 2681.
  23. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  24. HStAM, 18, Nr. 2681.
  25. HStAM, 18, Nr. 2681; HStAM, 18, Nr. 2708.
  26. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  27. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  28. Der Israelit, Nr. 91, 16.11.1893, S. 1722. Zur Biografie Selig Goldschmidts siehe den Nachruf in Der Israelit, Nr. 5, 16.1.1896, S. 89.
  29. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  30. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  31. Allgemeine Israelitische Wochenschrift, Nr. 45, 08.11.1895, S. 45. Bei Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden, S. 276, ist irrtümlich das Jahr 1898 angegeben. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775.
  32. CAHJP Jerusalem, JRSO-HES-168. Für den Hinweis auf diese Akte danken wir den Bearbeiterinnen und Bearbeitern des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“.
  33. Schultheis, Reichskristallnacht in Deutschland, Bd. 3, S. 266.
  34. CAHJP Jerusalem, JRSO-HES-168.
  35. Grebenstein, in: Alemannia Judaica, https://www.alemannia-judaica.de/grebenstein_synagoge.htm (Stand: 16.04.2025).
  36. HStAM, 18, Nr. 2681.
  37. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1775. Detailliert dazu Schwarz, Jüdische Gemeinden, S. 252-253.
  38. HStAM, Rechnungen II, Nr. Grebenstein 18. Bis auf das Jahr 1848, als es einen zusätzlichen Hilfslehrer gab, wurde die jüdische Schule Grebensteins immer nur von einem Lehrer geleitet, wie es allgemein, selbst bei größerer Schülerzahl, üblich war. Vgl. allgemein Ruppin, Juden im Grossherzogtum, S. 87.
  39. HStAM 180 Hofgeismar, Nr. 109.
  40. Grulms/Kleibl, Jüdische Friedhöfe, S. 67.
  41. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1766.
  42. Vgl. das Sterberegister der Juden in Grebenstein. HHStAW, 365, Nr. 377.
  43. Im Sterberegister ist Wolf Mandelbaum die Platznummer eins auf dem Friedhof zugewiesen, HaCohen wird darin nicht genannt. HHStAW, 365, Nr. 377. Zur Familie Mandelbaum vgl. Bernstein, Familie Mandelbaum.
  44. HStAM, 180 Hofgeismar, Nr. 1766.
  45. Grulms/Kleibl, Jüdische Friedhöfe, S. 67.
  46. Dorhs, Mann mit den Inschriften, S. 66.

Weblinks

Quellen

Literatur

Abbildung vorhanden

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Grebenstein“, in: Synagogen in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/orte/synagogen-in-hessen/alle-eintraege/271_grebenstein> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/syn/271

Der Standort der Synagoge von Grebenstein im modernen Orthofoto (Bildmitte)