Ober-Werbe, Benediktinerkloster

Oberwerbe, Blick auf die Ruine des Klosters vom Tal aus
Basisdaten
Werbe gehört zu den ältesten Klöstern im Waldecker Land. Es wird durch Graf Temmo, auch Diemo genannt, gegründet, dessen Familie um 1100 im mittleren Edergebiet lebt. Seit 1206 leben Benediktinerinnen in Werbe. Das in der Reformation aufgelöste Kloster zählt heute zu den schönsten Ruinen des Waldecker Landes.
Orden
Benediktinerinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter und Paul
Typ
wechselnd
Territorium
- Grafschaft Waldeck
Historische Namensformen
- monasterium Sanctae Mariae de Werbe, monastrium Beatae Mariae de Werbe (1124), [Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Urkundenbuch, S. 3-5, Nr. 1]
- locum ipsum, in quo prefatum monasterium situm est [...] Ecclesim de werve cum curte (1231) [zit. nach Römer, Kloster Werbe, in: Geschichtsblätter für Waldeck 92 (2004), S. 24]
Lagebezug
9,5 km südöstlich von Korbach
Lage
Das Kloster liegt auf einem hohen Sandsteinfelsen über dem tief eingeschnittenen Werbetal.
Geschichte
Das um 1125-1129 gegründete Benediktinerkloster, ein Männerkonvent, zählt zu den ältesten im Waldecker Land. Es wird 1155 von Papst Hadrian IV. dem Kloster Corvey inkorporiert. Vermutlich stehen der Ausbau der Macht des Klosters Corvey und die Einschränkung der Grafschaft Itter hinter diesem Schritt. Abt Wibald von Corvey verursacht wahrscheinlich auch die Umwandlung in ein Frauenkloster. 1206 spricht ein päpstliches Dekret (Papst Innozenz III.) von einem Nonnenkloster und unterstellt es päpstlichem Schutz. In der Schutzzusicherung von 1231 (Papst Gregor IX.) wird erstmals die Benediktinerregel für das Kloster erwähnt.
Nach einer wirtschaftlichen Blütezeit erlebt das Kloster einen Abstieg, dem mehrere Reformversuche folgen wie 1493 durch Corvey, 1494 durch Vinnenberg, 1516 und 1518 durch die Bursfelder Kongregation. Anfang des 16. Jahrhunderts kommt es unter der Priorin Christina Sundersbeck zu Unruhen und der Konvent vertreibt die Priorin, die eine Reform einfordert. Zwar kehrt sie in den Konvent zurück, doch das Kloster schließt sich nicht der Bursfelder Kongregation an. 1521 zerstört ein Brand große Teile der Klosteranlage.
Mit der Einführung der Reformation im Waldecker Land wird der Besitz inventarisiert und das Kloster 1527 dem Grafen Philipp IV. von Waldeck zuerkannt. Die Nonnen ziehen nach und nach weg, 1535 heiratet die letzte Äbtissin den ersten evangelischen Pfarrer in Ober-Werbe. 1537 wird das Kloster geschlossen und ein Vogt eingesetzt.
Gebäude und Grundeigentum wechseln mehrfach den Besitzer; 1578 wird eine gräfliche Meierei errichtet, die 1623 nach einem Tausch ans Landesgymnasium in Korbach kommt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg verfallen die Klostergebäude, sie werden abgerissen und als Steinbruch für neue Bauten genutzt.
Gründungsjahr
um 1126
Gründer
Graf Temmo (auch: Diemo)
Aufhebungsjahr
1537
Organisation
Vermutlich gehören zwölf bis 15 Nonnen zur Klostergemeinschaft.
Pfarrrechte
Patrozinien
Gottesmutter Maria (1124/25) und Apostel Petrus
Besitz
Zum Kloster gehören Besitzungen um Naumburg, im Westerwald und im Ederbereich. An folgenden Orten lässt sich Besitz nachweisen: Ober-Werbe, Nieder-Werbe, Giflitz, Nuinbrune, Selbach, Sigelaldesfelt, Alraft, Bergheim, Marenstein, Bettenhausen, Dorf Wildungen, Anraff, Houfen, Hemmenroth, Basdorf, Berndorf, Reimbrachtinghausen, Naumburg, Herberge, Beltershausen, Altenstädt, Vasbeck (1515), Kappel (1521). Das Kloster Oberwerbe erhält 1125/29 durch Graf Temmo Ländereien und das Pfarrrecht für die Kirche zu Höhn. Die Vogtei über diesen Besitz im Westerwald haben seit 1209 die Herren von Westerburg. Nach Einführung der Reformation in der Grafschaft Waldeck wird der Besitz des Klosters Oberwerbe 1560 an die Abtei Marienstatt verkauft.
Abhängigkeitsverhältnis
Das Kloster ist der Reichsabtei Corvey unterstellt.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Knöppel, Artikel Werbe (Ober-Werbe), S. 1022-23
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 130
Literatur
- Knöppel, Kloster Werbe
- Stand 2004 bei Knöppel, Artikel Werbe (Ober-Werbe), S. 1023
- Römer, Kloster Werbe, in: Geschichtsblätter für Waldeck 92 (2004), S. 23-38
- Neumann, Kirche, S. 133f.
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 734
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 130
Germania Sacra-ID
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ober-Werbe, Benediktinerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7780_ober-werbe-benediktinerkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7780


