Haina, Zisterzienserkloster

Gründungsjahr 1214  
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Gemarkung
Haina (Kloster)

Basisdaten

Nach schwierigen Anfangsjahren und mehreren Gründungsversuchen im Umland besteht seit 1214 ein Zisterzienserkloster in Haina, dessen erste Kirchenanlage 1224 feierlich geweiht wird. Diese wird nach zisterziensischem Grundriss als frühgotische dreischiffige Hallenkirche angelegt und mit besonderen Glasfenstern ausgeschmückt, die bis heute erhalten sind. Die Mönche bauen die Abtei zu einem der wichtigsten hessischen Klöster aus. In vielen Städten zwischen Frankfurt und Kassel errichtet das Kloster Stadthöfe. 1527 wird das Kloster durch den hessischen Landgrafen Philipp aufgehoben und 1533 in ein "Hohes Hospital" umgewandelt. Lange Zeit arbeitet und lebt die Künstlerfamilie Tischbein in Haina. Heute existiert in der Klosteranlage eine Klinik des Hessischen Landeswohlfahrtsverbandes.

Orden

Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Kesterburg

Typ

Männerkloster

Territorium

  • 1215: Mainzer Gerichtsbarkeit über das Kloster, Schutzherrschaft durch die Grafen von Battenberg
  • 1417: Landgrafschaft Hessen
  • 1533: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Hohes Hospital

Historische Namensformen

Lagebezug

13,5 km südöstlich von Frankenberg

Lage

Das Kloster liegt nahe der Wasserscheide von Rhein und Weser an einer Kreuzung von bedeutenden Handelsstraßen.

Geschichte

Die Gründungsgeschichte umfasst 70 Jahre, in der dreimal versucht wird die Gegend zu kolonisieren, möglicherweise verursacht durch Konflikte um Vogteirechte. Sie beruft sich auf eine nachgewiesene Fälschung in einem 1144 durch den Mainzer Erzbischof beurkundeten Schriftstück. Dieses erwähnt eine Gründung durch den Grafen Poppo von Reichenbach und seiner Frau, die den Aulesberg Benediktinern vermacht hätten. Eine Visitationsurkunde von 1244 durch die Äbte von Altenberg und Bredelar berichtet von Gründungsversuchen durch das Zisterzienserkloster Kamp. In dessen Auftrag besiedeln Mönche die Aulesburg, die Graf Poppo ihnen überlässt. (Verlegung des Klosters von Aulesburg endgültig 121[4] (1216) nach Haina (1221 nach Wigand Gerstenberg). Bis 1255 wechselnd Haina und Aulesburg genannt.) Der Ort liegt an einer wichtigen Straßenkreuzung, einerseits der Reichsstraße, die aus dem Rhein- und Siegerland kommt und durch Hessen nach Thüringen bis ins östliche Sachsen verläuft und andererseits der Weinstraße, die von Frankfurt kommend über Marburg, Korbach, Paderborn nach Norddeutschland führt. Nach Streitigkeiten mit den Regionalherren, die 1188 endgültig auf alle ihre Eigentums- und Vogteirechte verzichten, wird die Aulesburg durch Mönche des Zisterzienserklosters Altenberg besiedelt. 1201 wird das Dorf Haina gekauft, die Einwohner werden zwangsumgesiedelt, neue Klosteranlagen errichtet. Das Kloster steht unter dem Schutz des Mainzer Erzbischofs, es sichert sich so gegen die Ansprüche der Grafen von Ziegenhain und der Landgrafen von Thüringen ab; dies wird 1216 durch einen Schutzbrief des Papstes weiter bestätigt. Schirmvögte werden die Grafen von Battenberg, gegen deren Machtansprüche königliche Schutzbriefe an Haina vergeben werden. 1224 weiht der Mainzer Erzbischof die neu errichteten Klosteranlagen ein. Seit der Mitte des 13.Jahrhunderts betreibt das Kloster eine systematische Grunderwerbspolitik durch Kauf, Tausch, Mitgifterwerb und Schenkungen, was das Güterverzeichnis von 1250 aufzeigt. Zahlreiche Zehntrechte, obwohl deren Ausübung durch die Ordensregeln den Zisterziensern untersagt ist, große Höfe (Köln, Frankfurt, Frankenberg, Wetter, Gelnhausen, Fritzlar, Treysa)) und Häuser werden erworben. Das Kloster Haina unterhält Stadthöfe in folgenden Städten, die sehr unterschiedliche Funktionen und Bedeutung haben: Fritzlar, Frankfurt, Grünberg, Marburg, Alsfeld, Frankenberg, Wetter, Wildungen, Gelnhausen, Treysa, Ziegenhain, Gemünden, Homberg a.d.Efze, Amöneburg, Friedberg, Rauschenberg, Neustadt. Der Stadthof ist das Zentrum des Klosters in der Stadt. Hier wird verwaltet, werden Abgaben, Pachteinnahmen, Zinsen eingesammelt, werden Gäste beherbergt, werden besondere Produkte hergestellt, gehandelt und verkauft. Eine Kapelle vervollständigt häufig das Gebäudensemble, zu dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude in der Stadt auch an anderen Stellen gehören. Durch die Stadthöfe wird das Kloster Teil der städtischen Wirtschaft und sichert seine Beteiligung am Marktgeschehen. Sehr gezielt werden die Stadthöfe als Stationen an den großen Handels- und Verbindungsstraßen von Frankfurt nach Haina angelegt, ebenso Grangien als Versorgungseinrichtungen. Neben dem agrarisch genutzten Grundbesitz erwirbt das Kloster große Waldgebiete, die durch das anfallende Bau- und Brennholz, als Weide zur Viehmast aber auch für den Bergbau wichtig sind. 1252 verleiht König Wilhelm von Holland Schürfrechte für alle Metalle . Der gotische Ausbau der Klosterkirche wird entsprechend der Zisterziensischen Ordensregel überwiegend in Eigenarbeit der Mönche und Konversen geleistet. Dies belegen Baumeisternamen in Urkunden, auch ein Namenszug „Lupuldus frater“ in einem Hochchormaßwerkfenster. Seit der Mitte des 13.Jahrhunderts besteht ein Hospital im Kloster. Zahlreiche Schenkungen vergrößern weiter den Grundbesitz und damit die Bedeutung des Klosters, im 14.Jahrhundert liegt der Schwerpunkt der Einnahmen auf Seelgerätstiftungen. Mit materiellen Zuwendungen wird häufig die Zugehörigkeit zur Hainaer Bruderschaft von Laien erkauft, die Klostermitglieder selbst sichern ihr Seelenheil durch Gebetsbruderschaften mit anderen Klöstern ab. Den Grafen von Ziegenhain dient das Kloster als Grablege. Regionalkonflikte, wie der Sternerkrieg zwischen den Grafen von Ziegenhain, den Landgrafen von Hessen und Thüringen und dem Erzbischof von Mainz, beeinträchtigen das Kloster und führen im 15.Jahrhundert zu einer enormen Verschuldung und langdauernden wirtschaftlichen Krise. Misswirtschaft und Mängel in der Klosterdisziplin veranlassen Landgraf Wilhelm von Hessen die Bursfelder Reformen in Haina mit Hilfe der Äbte von Altenberg durchzusetzen (Reformen 1492, 1497, 1508). In der Reformationszeit lässt Landgraf Philipp 1525 ein Verzeichnis der Schätze, Ausstattung und Einkünfte des Klosters anfertigen. Zur Finanzierung des Bauernkrieges muss Kloster Haina daraufhin Gold- und Silbergefäße an den Landesherren abliefern. Nach dem Reichstag in Speyer, 1526, beginnt die Auflösung des Klosters mit dem erzwungenen Austritt der Mönche gegen eine Abfindungszahlung. Viele flüchten in die Stadthäuser nach Köln, Frankfurt, ins Mutterkloster Altenberg und in die Wetterau und versuchen mit Hilfe des Kaisers Karl. V. und dem Mainzer Erzbischof die alten Klosterrechte wiederherzustellen. Abt Ditmar klagt (+ 1529) gegen Hessen erfolglos beim Reichskammergericht. 1531 wandelt Landgraf Philipp das Kloster in ein "Hohes Hospital" für die arme Bevölkerung des Umlandes um, das ehemalige Mönche betreiben. 1540 erhält die Universität Marburg die Einkünfte von Haina, wie auch seine Höfe in Singlis, Treysa, Alsfeld und Fritzlar. Mehrere Mönche werden in der Umgebung als evangelische Pfarrer tätig. Ein Restitutionsversuch 1548 scheitert, mit dem Tod des letzten nominellen Abtes, Hermann Engel, der 1574 im Hainer Hof zu Frankfurt stirbt, verlöschen auch die Rechtseinsprüche. Das Hospital bleibt bestehen und wird in der preußischen Zeit weiter ausgebaut. Kleine Häuser für die Familien des Personals und eine Isolierstation werden 1895 errichtet. Bis heute existiert das Hospital in Haina, ist heute ein Zentrum für Soziale Psychiatrie in der Trägerschaft des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen.

Gründungsjahr

1214

Organisation

Die Mitglieder des Klosters (Äbte, Mönche, Laienbrüder) stammen überwiegend aus der engeren Region. Vermutlich gehören bis zu 60 Personen zum Konvent (Anzahl der Sitze im Chorgestühl); der Auflösungsbericht 1527 benennt 46 Personen.

Pfarrrechte

Es existieren Kirchenpatronatsrechte des Klosters in Winterscheid, Lendorf, Herbelhausen, Grüsen und Löhlbach.

Patrozinien

Maria

Archivgeschichte

Aktueller Stand bei Arnd Friedrich, Artikel Haina Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 65-68

Bibliotheksgeschichte

Aktueller Stand bei Arnd Friedrich, Artikel Haina S.932 f. Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 65-68

Besitz

Niederlassungen

Abhängigkeitsverhältnis

Die Zisterzienserabtei Altenberg (Gemeinde Odenthal, Bergisches Land) visitiert Kloster Haina in den Jahren 1470, 1492 und 1529.

Ausstattung

Gebäude

Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Haina, ehemaliges Zisterzienserkloster

Denkmaltopographie

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit Landeshospital Haina)

Nachweise

Arcinsys Hessen

Quellen

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

GND-Nummer

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Haina, Zisterzienserkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7730_haina-zisterzienserkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/7730

Haina, Klosterkirche, Ansicht von NordwestenHaina, Klosterkirche, Ansicht von SüdwestenHaina, Klosterkirche, Ansicht von SüdwestenHaina, Klosterkirche, Ostkreuzgang, Blick nach SüdenHaina, Klosterostflügel und KirchenostteilHaina, Klosterkirche, Ansicht von SüdostenHaina, Innenansicht der Klosterkirche, Blick nach OstenHaina, Innenansicht der Klosterkirche, Deckengewölbe im LanghausHaina, Innenansicht der Klosterkirche, Blick über die Vierung in den ChorHaina, Innenansicht der Klosterkirche, ChorraumHaina, Innenansicht der Klosterkirche, Philippstein von Philipp Soldan (1542)Haina, Zisterzienserkloster: Vielstöckiges KlostergebäudeHaina, Zisterzienserkloster: Klostergebäude, Mauern mit FreiflächenHaina, Zisterzienserkloster: Durchgang von der Kirche zum KreuzgangHaina, Zisterzienserkloster: Blick vom Innenhof auf Eingang zum KreuzgangAnsicht des Klosters Haina von Nordwesten, 1605Kloster Haina. Grundrißplan von 1911