
Breitenau. Ansicht des Klosters Breitenau an der Fulda
Basisdaten
Das Kloster Breitenau wird vor 1123 in der "breiten Au" wenige Kilometer südlich der Edermündung in die Fulda durch Mönche von Hirsau gegründet. Die Landgrafen von Hessen und ihre Konkurrenten, die Erzbischöfe von Mainz, beeinflussen seine Entwicklung, das Kloster versucht seine Unabhängigkeit mit Hilfe von Papstprivilegien abzusichern. 1527 wird das Kloster durch Landgraf Philipp von Hessen aufgehoben.
Orden
Benediktiner
Ordensprovinz
Eigenkloster des Mainzer Erzbistums
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter in Fritzlar, Archipresbyterat Gensungen
Typ
Männerkloster
Territorium
- 1263: Landgrafschaft Hessen
- vgl. Breitenau
Benennung der Institution in den Quellen
Lagebezug
9,5 km nordwestlich von Melsungen
Lage
Das Kloster liegt in einem weiten Tal wenige Kilometer südlich der Mündung der Eder in die Fulda, was wahrscheinlich zur Namensgebung führte (breite Au).
Geschichte
Das Kloster wird 1113 durch Werner IV. Grafen von Grüningen gegründet, dessen Familie zu den einflussreichsten Geschlechtern des Reiches gehört und der so auch seine hessischen Besitzungen sichern will. Es wird 1119 mit Mönchen aus Hirsau, einem benediktinischen Reformkloster, (Württemberg) besetzt, 1123 von Erzbischof Adalbert I. von Mainz als mainzisches Eigenkloster bestätigt. Die Klostergeschichte wird geprägt durch die Interessengegensätze zwischen den Mainzer Erzbischöfen, Thüringen und Sachsen und den deutschen Kaisern in diesem Gebiet. Große Schenkungen von allen Seiten fördern den wirtschaftlichen Aufstieg. 1263 erhält Sophie von Hessen vom Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein die Vogtei über Breitenau als Lehen übertragen. Die Pestepidemien des 14.Jahrhunderts schwächen das Kloster und den hessischen Landgrafen gelingt es, eine immer stärker werdende Abhängigkeit durchzusetzen, beispielsweise 1357 durch den Entzug der Hochgerichte in Guxhagen und Ellenberg und die Übernahme geistlichen Belange im 15.Jahrhundert. Der Breitenauer Abt wird landgräflicher Hofkaplan. Neben den Versuchen zur Durchsetzung der Bursfelder Reform ist das 15. Jahrhundert durch einen wirtschaftlichen Niedergang geprägt, der sich in Landverkäufen und Zinsverschreibungen und inneren Streitigkeiten um die Besetzung der Abtsstelle äußert. 1497 tritt der Konvent der Bursfelder Kongregation bei. Abt Johannes Meyer, gewählt 1500, gehört zu den wichtigsten Vertretern dieser Reformbewegung und ist Mitglied der Hessischen Landstände. Nach der Homberger Synode (1526) wird das Kloster durch Landgraf Philipp aufgehoben, 1527 die Mönche meist abgefunden. Einnahmen aus den Klostergütern gehen an die Pfarrei Guxhagen-Breiten, der größte Teil der Besitzes fällt der fürstlichen Rentkammer zu. Viele Mönche übernehmen Pfarrstellen in der Region, Abt Johannes Meyer bleibt mit einigen Mönchen [1530] noch im Kloster wohnen. Der Restitutionsversuch von 1630 scheitert. 1933/34 befindet sich in den Gebäuden ein "Konzentrationslager für politische Schutzhäftlinge" (Breitenau, Frühes Konzentrationslager, Benediktinerkloster mit Verlinkungen auf die weiteren Nutzungsarten in der NS-Zeit), 1940/45 ein "Arbeitserziehungs- und Konzentrationssammellager", nach dem Kriege ein "Jugendheim" für Mädchen bis 1973. 1984 wird eine Gedenkstätte eingerichtet.
Ersterwähnung
1123
Gründungsjahr
1131
Gründer
Werner IV. Graf von Grüningen
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Bis 1444 entstammen alle Äbte aus dem Adel; der Konvent umfasst rund 40 bis 50 Personen, von denen die Hälfte meist Konversen sind. Das Kloster ist eine Versorgungsinstitution für die jüngeren Adelssöhne der Region. Abt- und Konventsbesitz bleiben getrennt.
Pfarrrechte
Grifte, Haldorf, Dissen, Hertingshausen, Dittershausen, Holzhausen, Albshausen (1232), Wollrode (1232), Büchenwerra (1256), Dennhausen, Dorla (1397), Eckenrode, Altenbrunslar, Neuenbrunslar
Patrozinien
Maria (1128); Petrus und Paulus (1123)
Bibliotheksgeschichte
Hinweise bei Noll/Burkhardt, Artikel Breitenau, S. 107 f. Große Teile der Bibliothek wurden bei den Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg zerstört, wenige Bände kamen 1804 aus dem Chorherrenstift St.Peter zu Fritzlar mit der Säkularisation in die Landesbibliothek nach Kassel.
Besitz
Breitenau war bei seiner Übernahme durch Landgraf Philipp eines der reichsten hessischen Klöstern mit rund 1500 ha Land (Salbuch von 1579). Die Orte Guxhagen, Ellenberg, Büchenwerra gehörten vollständig zum Klosterbesitz. An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen: Vollständiger Besitz von: Guxhagen, Ellenberg, Büchenwerra (1439), Dorla (1397) Weitere Besitzungen liegen in: Albshausen, Argenstein, Baumbach Altenbauna (1329), Kirchbauna, Bergheim, Berstadt, Besse, Oberbesse, Niederbesse, Billofesbach, Brechtelsdorf, Breitenau, Breitenabach, Brunslar, Altenbrunslar (1333), Neuenbrunslar (1333), Büchenwerra (1156), Büren (1322), Buren, Kassel (1332), Corle, Krummbach (1333), Dennhausen (1452), Deutha, Dittershausen, Rothenditmold (1322), Dorla, Dörnhagen (1253), Dissen (1255), Eiterhagen, Elben, Elfershausen, Ellinbach, Ellenberg (1155), Elmarshausen (1123), Eschwege, Felsberg, Frydegossen, Fritzlar (1305), Gasterfeld, Geismar (1305), Gensingen, Gleichen, Gomberth, Göttingen, Gran, Grenzenbach Grifte (1490), Guxhagen, Gudensberg, Guntershausen (1276), Hagen, Haldorf (1150), Harle, Heilgershausen, Heidstatt (1128), Hersfeld, Hertingshausen, Holzhausen, Homberg, Kaufungen, Kirchberg, Kirle, Lahre, Lohne (1123), Lobenhausen, Maden, Malsfeld, Melsungen, Merxhausen, Mosheim, Metze, Mutzlar, Nagta, Nothfelden, Otzhausen, Ravenshauen, Ritter, Großenritter, Rodenberg, Sandershausen (1322), Schonberg, Schrothausen (1304), Schützeberg (1305), Soden, Sontheim, Sonthoe, Stelenberg (1231), Stockhausen, Stonickenrode, Treysa, Utphe, Ulshausen, Mittelvenne, Rittervenne, Verenberg (1304), Viesebeck (1295), Volmarshausen, Vorschütz, Obervorschütz, Walda, Wehren, Werkel, Warnswig (1330), Wernersrode (1231), Wollrode (1155), Wolfershausen, Zwehren
Ausstattung
Gebäude
Die Kirche war das bedeutendste Bauwerk der Hirsauer Mönche in Hessen. Nach der Aufhebung des Klosters wird die Kirche 1579 zu einem Speicher umgebaut, 1607 bis 1627 nutzt Landgraf Moritz nach Baumaßnahmen die Anlage als Lustschloss. Im Dreißigjährigen Krieg werden die Gebäude verbrannt und zerstört. Seit 1874 werden Chor und Querschiff für Gottesdienste genutzt; 1898 ein neuer Glockenturm errichtet.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Breitenau, S. 114
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 12-13
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Breitenau, S. 110-111
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 12-13
Literatur
- Mense, Mittelalterliche Bildwelten
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Breitenau, S. 111-114
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 357-359
- Grüneisen, Klostervogteipolitik der Erzbischöfe von Mainz, S. 76-79, 191
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 12-13
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Breitenau, Benediktinerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7708_breitenau-benediktinerkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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