Basisdaten
Das 1217 gegründete Prämonstratenserinnenstift in Eppenberg wird 1440 durch den hessischen Landgrafen an den Kartäuserorden übergeben; eine Kirchenruine und der Ortsteil "Kartause" erinnern heute an diese Zeit in Felsberg.
Orden
Kartäuser
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar St. Peter in Fritzlar, Archiprespyterat Gensungen
Typ
Männerkloster
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
- vgl. Eppenberg
Historische Namensformen
- Karthause St. Johannsberg zu Eppenberg (1469) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 182, Nr. 459]
- St. Johannes des T. in Eppenberg (1508) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 201-201, Nr. 513]
Lagebezug
5,5 km nordwestlich von Melsungen
Lage
Das Kloster liegt am Westrand des Homberger Berglandes zwischen den Flüssen Fulda, Eder und Schwalm am Nordabhang auf einer Terrasse des 392 Meter hohen Basaltkegels, dem Heiligenberg.
Geschichte
Im 15.Jahrhundert fühlen sich die hessischen Landgrafen dem strengen Kartäuserorden besonders verbunden und planen daher eine erste Niederlassung auf dem Boden des herunter gekommenen Prämonstratenserinnen-Stiftes Eppenberg. Nach dessen Aufhebung durch Papst Eugen IV. 1438 besetzt 1440 Landgraf Ludwig I. das neue Kartäuserkloster mit Mönchen aus Erfurt und stellt 1443 einen Schutzbrief aus. Neben Besitzschenkungen werden dem Kloster umfangreiche Dienstleistungs- und Abgabepflichten erlassen. Die neu errichtete Niederlassung mit einzelnen Kartäuserzellem (Kleinstwohnungen mit Garten), aufgereiht an einem Kreuzgang, stellt einen neuen Klostertypus dar. Das asketische Einsiedlerleben der Mönche, verbunden mit einem eng geregelten Gemeinschaftsleben bewirkt eine klare Abgrenzung von den anderen Orden, der Kirche und der Welt. Kontinuierlich fördern die hessischen Landgrafen die Niederlassung, so schenkt Landgraf Ludwig II. dem Kloster 1471 sein Schloss Heiligenberg, sein Sohn Landgraf Heinrich III. 1473 das Privileg der Zollfreiheit für Wein- und Warentransporte, 1505 Wilhelm II. die Bestätigung aller Rechte. 1527 wird das Kloster aufgehoben, die 20 Mönche und Laienbrüder werden abgefunden und der Klosterbesitz inventarisiert. Das Vermögen wird teilweise für Pfarr- und Spitalzwecke, das meiste für die Hof- und Landesverwaltung verwendet.
Ersterwähnung
1440
Gründungsjahr
1440
Gründer
Landgraf Ludwig I. von Hessen
Aufhebungsjahr
1527
Bibliotheksgeschichte
Große Teile der umfangreichen Bibliothek gelangen ins Benediktinerkloster St.Blasius in Northeim. Heimerich, Eppenberg, S.211 - 215
Besitz
Die Eppenberger Kartäuser versuchen ihren Besitz, den sie vom Augustinerinnenkloster übernommen haben, durch Zukäufe abzurunden. Der größte Teil der Schenkungen und Stiftungen stammt aus der Zeit von 1450 - 1500. Eine Vielzahl an Streitfällen um Besitzfragen sind für die Kartause dokumentiert. In folgenden Orten findet sich Besitz der Kartäuser: Altenburg, Aue, Neu-Berich, Niederbiel, Breuna, Neuenbrunslar, Arnsburg, Daubhausen, Hommertshausen, Dissen (Kirchdissen), Ehringen, Eisenach, Elgershausen, Elmarshausen, Empfershausen, Eppenberg, Erfurt, Eubach, Felsberg, Frankfurt am Main, Freudenthal, Fritzlar, Fronhausen, Gensungen, Gladenbach, Gleichen (Obergleichen), Göttingen, Gotha, Großenritte, Gudensberg, Harle, Hebel, Herksen, Herzenrode, Heskem, Heßlar, Hochheim am Main, Kleinholtzhausen, Kleinholzheim Wüstung bei Fritzlar, Homberg (Efze), Hommertshausen, Ober-Ingelheim, Kassel, Kerstenhausen, Körle, Lendorf, Leun, Lobenhausen, Lohre, Melgershausen, Melsungen, Metze, Mörshausen (Homberg), Mosheim, Niederbiel, Northeim, Obernothfelden, Oberweimar, Rabenshausen, Reichensachsen, Reinwerkerode, Röhrenfurth, Roppershain, Roßdorf, Roth, Schnellrode, Singlis, Sondheim, Bad Sooden-Allendorf, Spangenberg, Treysa, Unshausen, Uttershausen, Volkmarsen, Wagenfurth, Wendesdorf, Wenkbach, Wernswig, Bad Wildungen, Wimmenhausen, Wolfhagen, Wolfshausen
Ausstattung
Gebäude
Nach der Aufhebung des Klosters werden die Gebäude als Jagdschloss der hessischen Landgrafen um- und ausgebaut, im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört.
Nachweise
Literatur
- Schlegel, Artikel Eppenberg, in: Monasticon Cartusiense, Bd. 2, S. 406-411
- Heimerich, Eppenberg
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 19
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eppenberg, Kartäuserkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/14306_eppenberg-kartaeuserkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/14306