Basisdaten
Das Zisterzienserinnenkloster Paternhausen wird durch die Herren von Münzenberg 1252 errichtet. Vermutlich existierte hier bereits seit dem 9. Jahrhundert ein Benediktinerkloster. Das bedeutende Nonnenkloster besteht bis 1556. Die Grafen von Schönborn legen auf dem ehemaligen Klostergelände nach 1741 ein großes Hofgut an. Seit 1978 ist der Hof Patershausen mit Feld und Forst in Besitz der Stadt Heusenstamm. Die Klosteranlagen sind heute verschwunden.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat des Stifts St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg;
Typ
Frauenkloster
Territorium
- bis 1255: Herrschaft Münzenberg (Wildbann Dreieich)
- 1255: Grafschaft Hanau, ab 1458 Hanau-Lichtenberg
- 1567: Kurmainz
- vgl. Patershausen
Historische Namensformen
- locum Padenshusen [...] Corona Virginum est vocatum (1252) [Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe 2, S. 319, Nr. 41]
- abbatisse et conventui monialium sancte Marie in Padinshusen (1269) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 329, Nr. 443]
Lagebezug
2,5 km südlich von Heusenstamm
Lage
Das Kloster liegt am rechten Ufer des kleinen Flüsschens Bieber.
Geschichte
Im Lorscher Codex wird für das 9. Jahrhundert ein Benediktinerkloster in Patershausen erwähnt, das vermutlich im Laufe der Zeit wüst liegt und im 12.Jahrhundert durch Kuno von Hagen-Münzenberg neu errichtet wird. Im 13. Jahrhundert übergibt Ulrich II. von Münzenberg das Dorf Patershausen der Witwe seines Vetters, Lukard von Ziegenhain, und seiner Schwester Lukard, um Zisterzienserinnen aus Eisenach anzusiedeln. Die Gründung wird der Aufsicht des Klosters Arnsburg unterstellt. Sie entwickelt sich durch Schenkungen, besonders der Hanauer Grafenfamilie, niederadliger Lehnsleute in Dreieich und der Wetterau und von Patriziern aus den Reichsstädten Frankfurt, Wetzlar und Friedberg zu einem der bedeutendsten Frauenklöster in Hessen. Es dient der Versorgung weiblicher Familienmitglieder sowohl für den Adel als auch für das Bürgertum. Einkünfte aus Eigenwirtschaft und Verpachtung, Schafhaltung, Weinbau, Mühlenbetrieben und dem Forst sichern eine florierende Klosterwirtschaft.
Mitte des 14.Jahrhunderts geht die Anzahl der Schenkungen zurück und der Klosterbesitz wird überwiegend durch Käufe vergrößert, was zu einer hohen Verschuldung führt. Die wirtschaftliche Krise wird im 16.Jahrhundert durch den Bauernkrieg, das Ausbleiben von Schenkungen und Konflikten zwischen dem Mainzer Erzbischof und den Grafen von Hanau verschärft. 1558 löst Philipp von Hanau-Lichtenberg das Kloster auf. 1567 gelangt es durch Tausch an den Erzbischof von Mainz. 1741 wird es an die Grafen von Schönborn verkauft.
Gründungsjahr
1252
Gründer
Kuno I. von Hagen-Münzenberg (1151-1207/10); Ulrich II. von Münzenberg, seine Schwester Lukard und Lukard von Ziegenhain, Witwe des Grafen Gotfried IV. von Ziegenhain
Aufhebungsjahr
vor 1556
Organisation
1267 wird die Größe des Konventes auf 30 Nonnen mit einer Äbtissin durch die Arnsburger Äbte festgelegt, die Zahl aufgrund der großen Attraktivität auf über 50 erhöht. Die Äbtissin wird von einem Seniorinnenrat (Altfrauen) in der Klosterleitung unterstützt. Zur Blütezeit leben rund 80 bis 90 Personen (Konventualinnen, Konversen, Mägde, Knechte, Pfründner) in Patershausen. Die Äbtissinnen und Priorinnen kommen meistens aus dem Adel, die Nonnen aus dem Niederadel und dem Bürgertum.
Pfarrrechte
Patronat der Kirchen von Ginsheim (1283), Bickenbach (1267)
Patrozinien
Maria
Besitz
Mitte des 14. Jahrhunderts besitzt das Kloster über 50 Höfe sowie Renten und Gefälle in mehr als 200 Orten. Der Besitz konzentriert sich in drei Regionen: eine in der Umgebung des Klosters mit Schwerpunkt in Dreieich und im Untermaingebiet, eine zweite an der Bergstraße um Bickenbach und Bensheim und eine dritte in der Wetterau. Durch Tausch, Zu- und Verkäufe erreicht das Kloster geschlossene Gutsbezirke in Rumpenheim, Dietzenbach, Sprendlingen, Rockenberg, Oppershofen, Berstadt und Wohnbach. Drei große Wirtschaftshöfe in Frankfurt, Friedberg und Patershausen bilden das Zentrum für Abgaben und Leistungen aus umfangreichen Besitzungen. Der Grundbesitz besteht aus Äckern, Wiesen, Wäldern, HausgrundstückenMühlen und Weinbergen. In Frankfurt erhält das Kloster aus über 20 Häusern Zinseinkünfte. Allendorf, Arheiligen, Bensheim, Bergen, Bierstadt, Bickenbach, Bischofsheim, Bruchköbel, Buchen, Butzbach, Dieburg, Dietzenbach, Echzell, Eckenheim, Enkheim, Erlensee, Fauerbach, Fechenheim, Frankfurt, Friedberg, Garbenheim, Gelnhausen, Ginsheim, Greisheim, Griedel, Gronau, Grünberg, Hagen bei Bensheim, Hanau, Hattenrod, Hausen, Heusenstamm, Holzhausen, Karben, Kelsterbach, Klein-Auheim, Klein-Krotzenburg, Klein-Welzheim, Kriftel, Königstädten, Linden, Messel, Mittelbuchen, Nieder-Issigheim, Nieder-Dorfelden, Niedermörlen, Oppertshausen, Rennigishausen, Rockenberg, Sickenhofen, Sossenheim, Sprendlingen, Steinheim, Trais-Münzenberg, Trebur, Vilbel, Weiterstadt, Wetzlar, Wicker, Wixhausen, Wölfersheim, Wohnbach, Zell
Abhängigkeitsverhältnis
1267 wird das Kloster auf Veranlassung des Erzbischofs von Mainz und der Stifterfamilie in den Zisterzienserorden inkorporiert. Die Aufsicht wird der Zisterzienserabtei Arnsburg übertragen.
Ausstattung
Sonstiges
Es existiert ein Schenkungsverzeichnis für das 13.Jahrhundert, das in ein Patershäuser Güterverzeichnis eingeheftet war und Besitz und Zinseinkünfte auflistet. Diese Urkundensammlung liegt heute im Staatsarchiv in Darmstadt.
Nachweise
Gedruckte Quellen
- Engels, Artikel Patershausen S. 1264
Literatur
- Engels, Artikel Patershausen
- Denkmaltopographie Kreis Offenbach, S. 180
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 22
- Grotefend, O., Zur ältesten Geschichte des Klosters Patershausen, in: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Frankfurt am Main, Bd. 5 (1879), S. 592-605
- Wagner, Stifte 1, S. 218 ff.
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Patershausen, Zisterzienserkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/14245_patershausen-zisterzienserkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/14245