Basisdaten
Kaiser Ludwig der Deutsche gründet im 9. Jahrhundert an der Salvatorkirche in Frankfurt ein Kanonikerstift, das seit dem 12. Jahrhundert als Bartholomäusstift die wichtigste geistliche Institution in Frankfurt ist. Die Bartholomäuskirche bleibt bis ins 15. Jahrhundert die einzige Pfarrkirche in der Stadt; sie wird seit der Neuzeit als "Dom" bezeichnet. Im Stift werden bis zur Auflösung des Deutschen Reiches 1806 die Deutschen Kaiser gewählt und gekrönt.
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Bartholomäus Frankfurt
Typ
Kollegiatstift
Territorium
- Reichsstadt Frankfurt, zur historischen Entwicklung vgl. Frankfurt am Main
Historische Namensformen
- Imperialis Collegiata Ecclesia (im 9.Jhdt.), ad sanctam Mariam ad nostram capellam in Franconofurt (874) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, S. 2-3, Nr. 6]
- ad capellam suam ad Franconofurt, quae est constructa in honore salvatoris domini nostri Jesu Christi (880) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, S. 3-4, Nr. 7]
Geschichte
852 errichtet Kaiser Ludwig der Deutsche an der karolingischen Salvatorkirche der königlichen Pfalzkapelle in Frankfurt ein Stift mit zunächst 12 Kanonikern. Das Stift erhält umfangreichen Besitz gespendet, im 10. Jahrhundert halten sich die deutschen Könige häufig in ihrer Pfalz in Frankfurt auf.
Seit dem 12. Jahrhundert ist das Stift dem Erzbischof von Mainz unterstellt, der hier ein Archidiakonat einrichtet, an dessen Spitze ein Propst steht. Propst- und Stiftsbesitz werden getrennt, das Kapitel entwickelt sich zu einem eigenständigen Rechtssubjekt.
1215 wird das Stift dem heiligen Bartholomäus geweiht und übernimmt die Aufgaben einer Pfarrkirche für die Stadtgemeinde Frankfurt. Der Propst des Stiftes ernennt den Pfarrer, die Zehnten der gesamten Pfarrei fließen bis ins 15. Jahrhundert allein in die Kassen des Stiftes. Die Entwicklung des Stiftes wird durch das Verhältnis zu den Erzbischöfen von Mainz, den Päpsten, den deutschen Kaisern und der Stadtgemeinde bestimmt. Erzbischof, Papst Kaiser und Kapitel konkurrieren um den Einfluss auf die Besetzung der Propstei und damit die Ausweitung ihres Einflusses. Die Kaiser nutzen dabei besonders die Legende von der Gründung des Stiftes durch Karl den Großen und seinen Vater Pippin. Mit der Urkundenfälschung aus dem 13. Jahrhundert begründen sie ihre Einflussnahme auf das Stift.
1356 wird in der Goldenen Bulle Karls IV. die Bartholomäuskirche als Wahl- und Krönungsort für die deutsche Königswahl festgelegt. 1530 bestätigt Karl V. den Stiften in Frankfurt ihre Rechte und Privilegien. Die geistliche Aufsicht über das Stift üben die Erzbischöfe von Mainz aus. Sie visitieren das Kapitel und entscheiden über die Besetzung der Vikars- und Kanonikerstellen. Der Propst von St. Bartholomäus ist meist gleichzeitig Mitglied des Mainzer Domkapitels.
In der Reformationszeit ist die Lage zwischen der einerseits lutherisch ausgerichteten Stadt Frankfurt und andererseits dem katholischen Kurfürsten von Mainz prekär. 1532 wütet ein Bildersturm im Dom. Kaiser Karl V. versucht Einfluss auf die Besetzung der Propsteistelle zu gewinnen. Der Dom bleibt katholische Kirche, der Einfluss des Kurfürsten von Mainz auf das Stift ungebrochen.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 fällt das Stift an die Stadt Frankfurt, Stiftsherren und Propst werden abgefunden.
Pfarrrechte
Frankfurt, Bischofsheim, Fechenheim, Oberursel, Schwanheim
Patrozinien
Salvator, Bartholomäus (1239)
Besitz
Früh in der Geschichte des Stiftes entwickelt sich die Trennung von Propst- und Kapitelgut, wobei oft beide Parteien Besitz in den Orten haben, der nicht immer sauber zu trennen ist. Besitz der Propstei: Bergen, Bischofsheim, Bobenhausen, Bockenheim, Bommersheim, Bornheim, Dörnigheim, Enkheim, Eschborn, Frankfurt (Altstadt, Sachsenhausen, Neustadt, Riederfeld, Friedberger Feld, Galgenfeld), Gattenhofen, Ginnheim, Hausen, Hochstadt, Höchst, Hohenrode, Kalbach, Massenheim, Niederrad, Oberrad, Oberursel, Seckbach, Steinbach, Stierstadt, Vilbel, Weißkirchen
Ausstattung
Gebäude
An der Stelle der Salvatorkirche wird um 1235-1410 ein neuer Dom errichtet. Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Frankfurt, Dom St. Bartholomäus
Denkmaltopographie
Nachweise
Quellen
- Frankfurt, Institut für Stadtgeschichte, 1.12.1 St. Bartholomäusstift
Literatur
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Frankfurt, Bartholomäusstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12955_frankfurt-bartholomaeusstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
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