Herborn

Stadt · 223 m über NN  
Gemeinde
Herborn
Landkreis
Lahn-Dill-Kreis
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Herborn
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Stadt

Lagebezug

6,5 km südlich von Dillenburg

Lage und Verkehrslage

Westlich der Stadt verläuft die Bundesautobahn A45; östlich parallel dazu die Bundesstraße B277. Die Bundesstraße B255 verläuft in west-östlicher Richtung durch die Stadt. Die Landesstraße L 3046 führt von hier Richtung Merkenbach. Bahnhof der Eisenbahnlinie Burbach – Gießen ("Dilltalbahn";"Hellertalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 12.1.1862). Endbahnhof der Eisenbahnlinien Weimar/Niederwalgern – Herborn ("Aar-Salzböde-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.8.1902) und Herborn – Rennerod ("Westerwaldquerbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1906) bis zur endgültigen Stilllegung der Strecke 1985.

Ersterwähnung

1048

Siedlungsentwicklung

Vorgeschichtliche Wallanlage mit Siedlung im Bereich der Hohen Warte

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • Herbore marca (1048)
  • villa; oppidum (1251)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3450671, 5616478
UTM: 32 U 450616 5614672
WGS84: 50.68178° N, 8.300989° O

Statistik

Ortskennziffer

532012040

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 1030, davon 323 Acker (= 31.36 %), 117 Wiesen (= 11.36 %), 325 Holzungen (= 31.55 %)
  • 1961 (Hektar): 1028, davon 449 Wald (= 43.68 %)

Einwohnerstatistik

  • 1885: 3104, davon 2793 evangelisch (= 89.98 %), 201 katholisch (= 6.48 %), 43 andere Christen (= 1.39 %), 67 Juden (= 2.16 %)
  • 1961: 10124, davon 6907 evangelisch (= 68.22 %), 2851 katholisch (= 28.16 %)
  • 1970: 10437 Einwohner

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1787: Fürst zu Nassau-Diez, Dillenburg, Hadamar und Siegen (Nassau-Oranien), Fürstentum Dillenburg, Amt Herborn (zum Umfang s. Mittelpunktfunkion)
  • 1806-1813: Großherzogtum Berg, Departement der Sieg, Arrondissement Dillenburg, Kanton Herborn
  • 1813-1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Herborn
  • 1815: Herzogtum Nassau, Amt Herborn
  • 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk I (Kreisamt Herborn)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Herborn
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis

Altkreis

Dillkreis

Gemeindeentwicklung

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Herborn, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Herborn.

Gericht

  • 1816: Amt Herborn
  • 1849: Justizamt Herborn
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Herborn
  • 1867: Amtsgericht Herborn

Herrschaft

  • 1251 erlaubte König Wilhelm von Holland den Grafen Walram und Otto von Nassau, ihr Dorf Herborn zu befestigen, dort einen Wochenmarkt zu errichten und das Dorf mit dem Recht und der Gerechtsame wie andere Reichsorte auszustatten.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1219 Priester
  • 1254 Pfarrkirche

Patrozinien

  • Maria [1383]

Pfarrzugehörigkeit

Kirchspiel: 1479, 1591 Amdorf, Ballersbach (Kapelle), Breitscheid (Kapelle), Burg (Kapelle), Donsbach (Kapelle), Erdbach (Kapelle), Fleisbach (Kapelle), Guntersdorf (Kapelle), Heiligenborn, Herbornseelbach (Kapelle), Hirschberg (Kapelle), Hörbach (Kapelle), Medenbach (Kapelle), Merkenbach (Kapelle), Roth (kapelle), Sinn (Kapelle), Tringenstein, Uckersdorf
Tochterpfarreien: Bicken, Driedorf, Eibach, Eisemroth, Emmerichenhain, Feldbach-Dillenburg, Hirzenhain, Marienberg, Neukirch, Offenbach, Schönbach

Patronat

1231 dem Deutschen Orden zugewiesen, dem die Kirche 1254 inkorporiert wird, 1277 endgültig.
1287 wird die Kirche dem neugegründeten Deutschordenshaus zu Wetzlar überwiesen, aber schon 1295 gehört sie dem Marburger Haus, bei dem sie verbleibt.

Diakonische Einrichtungen

1863 Gründung des Gemeinschafts- und Erziehungsvereins zwecks Betreuung von Kindern, Waisen und Obdachlosen; 1875 Eröffnung des Kinderaufnahmeheims und der "Herberge zur Heimat" durch die evangelische Kirche. 1936 Übernahme des seit 1879 bestehenden städtischen Krankenhauses durch den Evangelischen Diakonie-Verein Berlin-Zehlendorf. Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 3, ein Kindergarten mit 4 Kräften und 2 im Gemeindeamt; in Hörbach eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Bernhart (Bernardi) ab 1544
Reformierter Bekenntniswechsel: nach 1572

Kirchliche Mittelbehörden

Erzdiözese Trier, Archidiakonat von St. Lubentius in Dietkirchen, Dekanat Haiger

Juden

1377 Synagoge, 1396 jüdische Schule; 1842: 27, 1871: 48, 1925: 124

Kultur

Schulen

1347 ein Schulmeister genannt; 1545 Lateinische Stadtschule; 1584 Gründung der Hohen Schule (bis 1817); 1589 Nassauische Privatschule für Mädchen; 1811 Deutsche Knaben- und Töchterschule (Elementarschule); 1817-1825 Realschule für Knaben, ebenso 1840-1844; 1862 Neueröffnung, 1865 Aufnahme von Mädchen, 1876 Umwandlung in Volks- und Realschule

Hospitäler

1562 Siechhaus, Schenkung an Pfarrkirche
1651Stiftung des ersten Krankenhauses als "Nassau-Katzenelnbogisches-Hospital
1734 Stiftung eines Witwenhauses
1759 Einrichtung eines Stadtarmenhauses
1877 Städtisches Krankenhaus (Friedrich-Zimmer-Krankenhaus)
1911 Landes-Heil- und Pflegeanstalt

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1816-1866 Sitz des Amtes Herborn: Herborn, Amdorf, Ballersbach, Bicken, Breitscheid, Burg, Driedorf, Eisemroth, Erdbach, Fleisbach, Gondersdorf, Gusternhain, Heiligenborn, Heisterberg, Herbornseelbach, Hirschberg, Hörbach, Hohenroth, Mademühlen, Medenbach, Merkenbach, Münchhausen, Oberndorf, Offenbach, Rabenscheid, Rodenberg, Roth, Schönbach, Seilhofen, Sinn, Tringenstein, Uckersdorf, Übernthal, Waldaubach, Wallenfels, Arborn, Beilstein, Haiern, Nenderoth, Oderberg, Rodenroth und Wallendorf

Seit dem späten Mittelalter sind Tuchweberei und Wollweberei wichtige Gewerbe. Zunftartikel 1487. Die Handelsverbindungen reichen nach Westfalen, ins Rheinland, die Wetterau und in die Handelsstädte Frankfurt, Halle und Leipzig. Seit Beginn des 19. Jh. Niedergang des Textilgewerbes; Aufbau kleinerer und mittlerer Industriebetriebe: 1866 Gründung des Eisenwerkes Remy und Reifenrath (ab 1885 Zweigwerk der Burger Eisenwerke); aus der Eisenmöbelfabrik Schreiner und Stellwag entwickelt sich die Schulbankfabrik Gebr. Neuendorff (1909: 60 Beschäftigte); die "Herborner Hütte hat 1909 250 Arbeiter.
1929: 2100 wirtschaftlich selbständige Personen, davon 381 als Gewerbetreibende, 749 als Beamte und Angestellte, 912 als Arbeiter in Maschinenfabriken, Brauerei, Diamantschleiferei, Modellschleiferei, Gießerei und Werkstätten, Lederfabrik, Nudelfabrik, Ofen- und Herdfabrik, Pumpenfabrik, Seifenfabrik u.a.; im tertiären Sektor finden sich Arbeitsplätze in 5 Banken, Tageszeitung, Ämter, Medizinische Einrichtungen; Evangelisch-theologisches Landesseminar u.a.

Markt

Seit 1252 Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte; seit 1586 Martinimarkt, seit 1583 jährlicher Wollmarkt, Weihnachtsmarkt bis zum Ende des 18. Jh.; großer Viehmarkt

Münze

1685 Einrichtung einer Münzstätte durch Graf Heinrich von Nassau-Dillenburg, vorrangig Prägung von 15-Kreuzer-Stücken; Schließung der Münzstätte nach 1690

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Herborn, Lahn-Dill-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/8478_herborn> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/8478

Mittelalterliche Stadt-Grundrisse: Herborn