Walburg

Die Lage von Walburg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
17 km südsüdwestlich von Witzenhausen; 3,5 km östlich von Hessisch Lichtenau
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss am Zufluss des Stedtebaches in die Wehre beiderseits durchlaufender Straße mit mehreren Gassen. Rund ummauerte Kirche in zentraler Spornlage, darunter Lindenplatz an der Straße. Jüngere Siedlungsentwicklung nach Norden, Osten und Südwesten. Walburg ist über die Bundesstraße B7, die Landesstraßen L3299, L3238 und die Kreisstraße K57 an das Straßenverkehrsnetz angeschlossen. Südlich der Ortslage wurde ein ca. 4 Kilometer langes Teilstück der A44 fertiggestellt. Bahnhof der Eisenbahnlinie Waldkappel – Kassel/Wilhelmshöhe ("Lossetalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1879). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Hessisch Lichtenau/Walburg – Großalmerode/West (Inbetriebnahme der Strecke 27.3.1883).
Ersterwähnung
1229
Siedlungsentwicklung
Wahrscheinlich eine Gründung des Kloster Kaufungens Hier wohl zwischen 1283 und 1289 Vorgängergründung der Stadt Lichtenau, deren ältestes Siegel "Sig Civitatis De Walberc lautet". Vom 18. Jahrhundert bis 1879 Sitz der Posthalterei für die Strecke Helsa -Walburg Seit 1872 Postagentur 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Hambach.
Historische Namensformen
- Walberge (1229) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 50-53, Nr. 41)
- Walberc, de (1289) [W. Eckhardt, Lichtenauer Ratsverfassung, in: 700 Jahre Hessisch Lichtenau, S. 47]
- Wolberch (1297) [Herquet, Urkundenbuch Reichsstadt Mühlhausen, S. 202-203, Nr. 469]
- Walberch, de (1308) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 109-110, Nr. 110]
- Walberg, in (1308) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 112, Nr. 112]
- Waltberch, de (1308) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 110-112, Nr. 111]
- Waleberg, in (1313) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2, S. 171, Nr. 230]
- Walberc, in (1322) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 148-149, Nr. 156]
- Waleberg (1327/28) [Wintzingeroda-Knorr, Wüstungen, S. 865-874]
- Walberg, in (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558)
- Walbergk, tzu (1436) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 443, Nr. 409]
- Walberg (1454) [HStAM Best. S Nr. 451]
- Walberg (1519) [W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 135-142]
- Walburgk, von (1527)
- Walsburg, von (1527)
- Walpergk, zu; Wallwerg; Wallwerg (1553) [HStAM Bestand S Nr. 524]
- Walbergk (1585) [Der ökonomische Staat, S. 86]
- Walburgh (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 7]
- Wallburg (1747) [Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1229)
- civitas (1289; auf Siegel, vergleiche Siedlungsentwicklung)
- villa (1322)
- Dorf (1454)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Chausseehaus
- Gansmühle
- Hambach
- Hambach
- Rechfeld
- Wenningenrode
- Hambach (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1893
Älteste Gemarkungskarte
1756
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3553707, 5674139
UTM: 32 U 553612 5672309
WGS84: 51.199668° N, 9.767333° O
Statistik
Ortskennziffer
636006120
Flächennutzungsstatistik
- 1961 (Hektar): 1042, davon 10 Wald (= 0.96 %)
Einwohnerstatistik
- 1569: 84 Hausgesesse
- 1575/85: 78
- 1624: 80 Mann
- 1659: 59
- 1681: 65 Hausgesesse
- 1747: 83 Mannschaften mit 83 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1961: 918, davon 820 evangelisch (= 89.32 %), 96 katholisch (= 10.46 %)
- 1970: 904 Einwohner
- Berufsgliederung 1724: 3 Amtspersonen, 6 Schneider, 1 Metzger, 9 Schmiede, 3 Wagner, 67 Leinweber, 1 Müller, 1 Schreiner, 5 Hirten und Schäfer, 19 Ackerleute (ohne Handwerker), 5 Taglöhner, 4 Maurer; zusammen: 131
- 1780: 45 Leinweber, von denen aber nur 17 ihr eigen Tuch machen, 3 Hufschmiede, 2 Wagner, 1 Schreiner, 1 Metzger, 1 Kramer, 2 Maurer, 13 Tagelöhner, 2 Wirte, 2 Brandweinnbrenner, 4 Müller
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1454: Landgrafschaft Hessen, Amt Reichenbach (Lichtenau)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau, Der erste Ort
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Lichtenau
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung nach Hessisch Lichtenau, Stadtgemeinde, dessen Stadtteil Walburg seitdem ist.
Gericht
- 1308: Vogtei zu Walburg Lehen des Kloster Kaufungen
- 1553: Gericht Landgraf
- 1555: Gerichts, Obrigkeit, Dienst und Gerechtigkeit hat Landgraf
- 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1807: Friedensgericht Lichtenau
- 1814: Amt Lichtenau
- 1821: Justizamt Lichtenau
- 1867: Amtsgericht Lichtenau
- 1879: Amtsgericht Lichtenau
- 1945: Amtsgericht Witzenhausen
- 1961: Amtsgericht Witzenhausen
- Gerichtsplatz im Kreisrund von Sandsteinquadermauer umzogen mit alter Linde und Rest eines Mal Steins
Herrschaft
Kaufungen, Kloster Vermutlich kam Walburg als Schenkung über Kaiser Heinrich II. zwischen 1017 und 1024 an das neu gegründete Kloster Kaufungen. Einen Beleg hierfür gibt es allerdings nicht. 1229: Kloster Kaufungen werden dem Kloster Güter zu Walburg vom Papst bestätigt. 1289 scheitert der Versuch des Landgrafen von Hessen, Walburg zur landgräflichen Stadt auszubauen.- 1308: Reinfried von Heringen verzichtet auf den widerrechtlichen Besitz von Vogtei und Gütern Kaufunger Lehens in Walburg zugunsten des Klosters. Zur weiteren Besitzentwicklung s. dort.
- Die Landgrafen von Hessen können sich im Spätmittelalter nur langsam gegen die Herrschaft des Klosters durchsetzen und erheben hierauf 1454 und 1553 Anspruch.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Germerode, Kloster 1322: Kloster Kaufungen vertauscht eine Hufe zu Walburg an Kloster Germerode.- 1327: Walburg ist zum Schloss Rusteberg lieferungspflichtig.
Hessen, Landgrafen 1356: Gerwig von Bischofferode gesteht dem Landgraf die Einlösung von Renten, die er von Hartrad von Reichenbach auf Gütern zu Walburg erkaufte, zu.Kaufungen, Kloster 1383: Hartmann von Wickersrode verkauft Zinsen an Kloster KaufungenKaufungen, Kloster 1390: Eckehard von Felsberg erneut mit Gütern zu Walburg durch Kloster Kaufungen belehntKaufungen, Kloster 1393: Hartmann von Wickersrode und Eckhard von Felsberg haben Renten aus dem Zehnten des Kloster Kaufungen zu Walburg.Kaufungen, Kloster 1396 und 1433: Kloster Kaufungen erwirbt weitere Güter zu Walburg.- Um 1440: Streit zwischen Kloster Kaufungen und Eckhard von Felsberg wegen Gütern zu Walburg.
Kaufungen, Kloster 1442: Kraft von Felsberg verschreibt mit Einwilligung des Klosters Kaufungen der Pfarrkirche Lichtenau einen Zins zu Walburg.Kaufungen, Kloster 1471: Kraft von Felsberg verzichtet zugunsten der von Bischofferode auf die Kaufunger Lehen zu Walburg.Germerode, Kloster 1480 und 1527: Güterbesitz des Klosters Germerode zu Walburg- 1555: Schaftrift zu Walburg von den von Bischofferode beansprucht.
- Im 18. Jahrhundert haben die Meysenbug und die Hambach herschaftliche Güter in Walburg.
Zehntverhältnisse
1436 wird die strittige Zehntgrenze zwischen dem Stift Kaufungen und dem Pfarrer zu Walburg festgelegt
Ortsadel
1308
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Da Rommerode 1109 an das Kloster Kaufungen fällt, gilt Äbtissin Gisela als Erbauerin der Kirche.
- plebanus (1313) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2, S. 171, Nr. 230]
- ecclesia (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558)
- Kirche an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert als schlichter Saalbau mit Giebeldachreiter 1773/74 errichtet
Patrozinien
- Pankratius [1519]
Pfarrzugehörigkeit
Um 1620: Eingepfarrt Hof Hambach 1780: Vikariat Retterode, eingepfarrt Hambach und Steinholz 1872 und 1925: Eingepfarrt Gansmühle, Chausseehaus, Hambach und Steinholz 1925 und 1994: Filiale Rommerode
Patronat
1436: Kirche Walburg hat die Lehnszehnten von den Gütern des Kloster Kaufungen zu Walburg.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Reutel ca. 1527, 1530
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1780 und 1872: Klasse Lichtenau 1923: Kirchenkreis Kaufungen Nach 1929: Kirchenkreis Witzenhausen
Juden
1700: 1 Jude
Kultur
Schulen
1635: Schulmeister; 1780 Schulhaus vorhanden, 1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1507: Meister Wenzel, Gleßner
Mühlen
1780 existieren 4 Mühlen: Gültemühle, Faustmühle, Gans-Mühle und Trippmühle
Zoll
1575/85: Niederhessische Zollstätte mit 50 Gulden Landzoll
Nachweise
Literatur
- 775 Jahre Walburg
- W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 135-142, Nr. 51
- W. A. Eckhardt, Miszellen zur Ortsgeschichte. Der Königshof Walburg und das Kloster Kaufungen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 30 (1980), S. 298-304
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. III: Altkreis Witzenhausen, S. 472-479
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 73-75
- Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau, S. 297-302
- Krummel, Ämter Melsungen, S. 71
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 138 f.
- E. Grimmell, Evangelische Pfarrer in Walburg bei Hessisch Lichtenau. In: Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck 1, 1926 und 2, 1927
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 546
Siehe auch
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„Walburg, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7187_walburg> (aufgerufen am 26.11.2025)
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