Walburg

Dorf · 350 m über NN  
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

17 km südsüdwestlich von Witzenhausen; 3,5 km östlich von Hessisch Lichtenau

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss am Zufluss des Stedtebaches in die Wehre beiderseits durchlaufender Straße mit mehreren Gassen. Rund ummauerte Kirche in zentraler Spornlage, darunter Lindenplatz an der Straße. Jüngere Siedlungsentwicklung nach Norden, Osten und Südwesten. Walburg ist über die Bundesstraße B7, die Landesstraßen L3299, L3238 und die Kreisstraße K57 an das Straßenverkehrsnetz angeschlossen. Südlich der Ortslage wurde ein ca. 4 Kilometer langes Teilstück der A44 fertiggestellt. Bahnhof der Eisenbahnlinie Waldkappel – Kassel/Wilhelmshöhe ("Lossetalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.12.1879). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Hessisch Lichtenau/Walburg – Großalmerode/West (Inbetriebnahme der Strecke 27.3.1883).

Ersterwähnung

1229

Siedlungsentwicklung

Wahrscheinlich eine Gründung des Kloster Kaufungens Hier wohl zwischen 1283 und 1289 Vorgängergründung der Stadt Lichtenau, deren ältestes Siegel "Sig Civitatis De Walberc lautet". Vom 18. Jahrhundert bis 1879 Sitz der Posthalterei für die Strecke Helsa -Walburg Seit 1872 Postagentur 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Hambach.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1229)
  • civitas (1289; auf Siegel, vergleiche Siedlungsentwicklung)
  • villa (1322)
  • Dorf (1454)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

  • Wahrscheinlich eine Gründung des Kloster Kaufungens
  • Hier wohl zwischen 1283 und 1289 Vorgängergründung der Stadt Lichtenau, deren ältestes Siegel „Sig Civitatis De Walberc lautet“.
  • Vom 18. Jahrhundert bis 1879 Sitz der Posthalterei für die Strecke Helsa -Walburg
  • Seit 1872 Postagentur

Umlegung der Flur

1893

Älteste Gemarkungskarte

1756

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3553707, 5674139
UTM: 32 U 553612 5672309
WGS84: 51.199668° N, 9.767333° O

Statistik

Ortskennziffer

636006120

Flächennutzungsstatistik

  • 1961 (Hektar): 1042, davon 10 Wald (= 0.96 %)

Einwohnerstatistik

  • 1569: 84 Hausgesesse
  • 1575/85: 78
  • 1624: 80 Mann
  • 1659: 59
  • 1681: 65 Hausgesesse
  • 1747: 83 Mannschaften mit 83 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1961: 918, davon 820 evangelisch (= 89.32 %), 96 katholisch (= 10.46 %)
  • 1970: 904 Einwohner
  • Berufsgliederung 1724: 3 Amtspersonen, 6 Schneider, 1 Metzger, 9 Schmiede, 3 Wagner, 67 Leinweber, 1 Müller, 1 Schreiner, 5 Hirten und Schäfer, 19 Ackerleute (ohne Handwerker), 5 Taglöhner, 4 Maurer; zusammen: 131
  • 1780: 45 Leinweber, von denen aber nur 17 ihr eigen Tuch machen, 3 Hufschmiede, 2 Wagner, 1 Schreiner, 1 Metzger, 1 Kramer, 2 Maurer, 13 Tagelöhner, 2 Wirte, 2 Brandweinnbrenner, 4 Müller

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1454: Landgrafschaft Hessen, Amt Reichenbach (Lichtenau)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau, Der erste Ort
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Lichtenau
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Witzenhausen

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung nach Hessisch Lichtenau, Stadtgemeinde, dessen Stadtteil Walburg seitdem ist.

Gericht

  • 1308: Vogtei zu Walburg Lehen des Kloster Kaufungen
  • 1553: Gericht Landgraf
  • 1555: Gerichts, Obrigkeit, Dienst und Gerechtigkeit hat Landgraf
  • 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
  • 1807: Friedensgericht Lichtenau
  • 1814: Amt Lichtenau
  • 1821: Justizamt Lichtenau
  • 1867: Amtsgericht Lichtenau
  • 1879: Amtsgericht Lichtenau
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1961: Amtsgericht Witzenhausen
  • Gerichtsplatz im Kreisrund von Sandsteinquadermauer umzogen mit alter Linde und Rest eines Mal Steins

Herrschaft

  • Kaufungen, Kloster Vermutlich kam Walburg als Schenkung über Kaiser Heinrich II. zwischen 1017 und 1024 an das neu gegründete Kloster Kaufungen. Einen Beleg hierfür gibt es allerdings nicht. 1229: Kloster Kaufungen werden dem Kloster Güter zu Walburg vom Papst bestätigt. 1289 scheitert der Versuch des Landgrafen von Hessen, Walburg zur landgräflichen Stadt auszubauen.
  • 1308: Reinfried von Heringen verzichtet auf den widerrechtlichen Besitz von Vogtei und Gütern Kaufunger Lehens in Walburg zugunsten des Klosters. Zur weiteren Besitzentwicklung s. dort.
  • Die Landgrafen von Hessen können sich im Spätmittelalter nur langsam gegen die Herrschaft des Klosters durchsetzen und erheben hierauf 1454 und 1553 Anspruch.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Germerode, Kloster1322: Kloster Kaufungen vertauscht eine Hufe zu Walburg an Kloster Germerode.
  • 1327: Walburg ist zum Schloss Rusteberg lieferungspflichtig.
  • Hessen, Landgrafen1356: Gerwig von Bischofferode gesteht dem Landgraf die Einlösung von Renten, die er von Hartrad von Reichenbach auf Gütern zu Walburg erkaufte, zu.
  • Kaufungen, Kloster 1383: Hartmann von Wickersrode verkauft Zinsen an Kloster Kaufungen
  • Kaufungen, Kloster 1390: Eckehard von Felsberg erneut mit Gütern zu Walburg durch Kloster Kaufungen belehnt
  • Kaufungen, Kloster1393: Hartmann von Wickersrode und Eckhard von Felsberg haben Renten aus dem Zehnten des Kloster Kaufungen zu Walburg.
  • Kaufungen, Kloster 1396 und 1433: Kloster Kaufungen erwirbt weitere Güter zu Walburg.
  • Um 1440: Streit zwischen Kloster Kaufungen und Eckhard von Felsberg wegen Gütern zu Walburg.
  • Kaufungen, Kloster 1442: Kraft von Felsberg verschreibt mit Einwilligung des Klosters Kaufungen der Pfarrkirche Lichtenau einen Zins zu Walburg.
  • Kaufungen, Kloster 1471: Kraft von Felsberg verzichtet zugunsten der von Bischofferode auf die Kaufunger Lehen zu Walburg.
  • Germerode, Kloster1480 und 1527: Güterbesitz des Klosters Germerode zu Walburg
  • 1555: Schaftrift zu Walburg von den von Bischofferode beansprucht.
  • Im 18. Jahrhundert haben die Meysenbug und die Hambach herschaftliche Güter in Walburg.

Zehntverhältnisse

1436 wird die strittige Zehntgrenze zwischen dem Stift Kaufungen und dem Pfarrer zu Walburg festgelegt

Ortsadel

1308

Kirche und Religion

Ortskirchen

Patrozinien

  • Pankratius [1519]

Pfarrzugehörigkeit

Um 1620: Eingepfarrt Hof Hambach 1780: Vikariat Retterode, eingepfarrt Hambach und Steinholz 1872 und 1925: Eingepfarrt Gansmühle, Chausseehaus, Hambach und Steinholz 1925 und 1994: Filiale Rommerode

Patronat

1436: Kirche Walburg hat die Lehnszehnten von den Gütern des Kloster Kaufungen zu Walburg. Hessen, Landgrafen1553 und 1780: Landgraf

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Reutel ca. 1527, 1530

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1780 und 1872: Klasse Lichtenau 1923: Kirchenkreis Kaufungen Nach 1929: Kirchenkreis Witzenhausen

Juden

1700: 1 Jude

Kultur

Schulen

1635: Schulmeister; 1780 Schulhaus vorhanden, 1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

1507: Meister Wenzel, Gleßner

Mühlen

1780 existieren 4 Mühlen: Gültemühle, Faustmühle, Gans-Mühle und Trippmühle

Zoll

1575/85: Niederhessische Zollstätte mit 50 Gulden Landzoll

Nachweise

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Walburg, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7187_walburg> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/7187