Ulfen

Die Lage von Ulfen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
16 km südwestlich von Eschwege, 6,5 km ostsüdöstlich von Sontra
Lage und Verkehrslage
Langgestrecktes Dorf mit einfachem Grundriss im Tal der Ulfe sowie entlang der im Zuge des Rendaer Talgrabens von Osten in diese einmündenden sog. Alten Weißt. Ortsbildprägende Kirche auf dem erhöht liegenden Johannesberg im Norden, Dorfanger am Fuß des Hügels. Jüngere Besiedlung nach Norden und Südosten. Alte Chauseestraße (Hauptstraße/Rendaer Straße) nach Wichmannshausen und Berka (Thüringen). Heute verläuft im Westen im Zuge der Ortsumgehung die B 400 in Nord-Süd-Richtung
Ersterwähnung
(775-786)
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Nentershausen.
Historische Namensformen
- Olfenaho in (775-786) [Kopialbuch Mitte 12. Jh. Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld 1,1, Nr. 38 (2), Breviarium sancti Lulli, S. 18 und S. 23]
- Olpha, de (1250) [HStAM Bestand Urk. 57 Nr. 467]
- Olfena, de (1258) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 347, Nr. 888]
- Olfna, in (1260) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 4, Nr. 4]
- Olfena, de (13. Jahrhundert) [HStAM Bestand Urk. 57 Nr. 467]
- Olfna, de (1307) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 185]
- Ulfe (1307) [Unklar, ob hierauf zu beziehen HStAM Bestand Urk. 96 Nr. 23, Schreibweise nach Abschrift: HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1585]
- Olfna, in (1330) [Hennebergisches Urkundenbuch 5, Supplement 1, S. 73-75, Nr. 128]
- Olfenahe (1338) [HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 1347]
- Olffena, zu (1432) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4693]
- Olffena, zu (um 1455) [HStAM Bestand S Nr. 567 a]
- Ulffna (1499) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 271, Nr. 716]
- Vlffna (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 234, Nr. 2050]
- Ulffen (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 90]
- Olfen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1307)
- villa (1323)
- Dorf und Feld (1374) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 210, Nr. 566]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Blinde Mühle
- Bomsende
- Brüncherode
- Burgberg
- Erdmannshain
- Hasengarten
- Hermannrode
- Kemenate
- Riedmühle
- Rittershausen
- Sankt Ottilienberg
- Schwarzenbach
- Ybachsmühle
- Burgberg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Ulfen, Kemenate (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1969
Älteste Gemarkungskarte
1755
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3571329, 5656994
UTM: 32 U 571227 5655171
WGS84: 51.043655° N, 10.016028° O
Statistik
Ortskennziffer
636011120
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1442, davon 912 Acker (= 63.25 %), 86 Wiesen (= 5.96 %), 194 Holzungen (= 13.45 %)
- 1961 (Hektar): 1632, davon 633 Wald (= 38.79 %)
Einwohnerstatistik
- 1460: 40 zinspflichtige Häuser
- 1538: 72 Häuser
- 1571: 113 Haushaltungen
- 1585: 114 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1657: Nach Zerstörung durch kroatische Truppe (1634) sind nur 16 Häuser unversehrt geblieben
- 1747: 116 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1765: 129 Wohnhäuser, 25 Baustellen sowie Pfarr-, Schul- u. Brauhaus mit insg. 549 Einwohnern (Im Ort 27 Brunnen erschlossen). Gewerbe: 4 Brandweinbrenner, 2 Krämer und Küfer, 12 Tagelöhner und Leinweber, 23 Leinweber, 4 Müller, 1 Maurer, 13 Schneider, Schmiede und Schreiner, 15 Tagelöhner, Töpfer und Ziegler, 3 Wirte und Wagner, 4 Zimmerleute, 6 gewerbetreibende Frauen
- 1885: 674, davon 674 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 705, davon 688 evangelisch (= 97.59 %), 17 katholisch (= 2.41 %)
- 1970: 719
- 1987: 701
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 9. Jh.: Thüringen
- 1432: Landgrafschaft Hessen, Gericht Ulfen (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4694)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Zweiter (ander) Gerichtsstuhl Ulfen
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Sontra
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Sontra eingegliedert.
Gericht
- 1338: Gericht Ulfen
- 1538: Gericht Ulfen
- vor 1822: hessen-rotenburgisches Amt Sontra
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1834: Justizamt Sontra
- 1867: Amtsgericht Sontra
- 1879: Amtsgericht Sontra
Herrschaft
- Die ursprünglichen Herrschaftsrechte gehen auf bereits im 8. Jahrhundert belegten Besitz der Reichsabtei Hersfeld zurück. Durch seine Lage an einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung sind die Gerichtsrechte in Ulfen vor allem im 14. Jahrhundert zwischen der Abtei Hersfeld, den Grafen von Ziegenain und den Landgrafen von Hessen umstritten. Im 15. Jahrhundert gelingt es Hessen, die Ziegenhainer aus dem Rechtsbereich zu verdrängen.
- 1330 verkaufen die von Frankenstein u.a. ihr von der Abtei Hersfeld zu Lehen gehendes "judicium in Olfna" an den Grafen Bodo von Henneberg, von dem es offenbar bald an die Grafen von Ziegenhain überging, die zwischen 1330 und 1335 das Gericht Ulfen als Lehen innehaben. Noch 1385 belehnt Graf Gottfried zu Ziegenhain die Brüder Heinrich und Lotze von Baumbach und ihren Vetter Lotze von Baumbach u.a. mit dem Gericht zu Ulfen, dass die von Baumbach schon vor 50 Jahren und länger erhalten haben (HStAM Bestand Urk. 102 Nr. 43).
- 1336 verkauft Hermann Kratz sein Gericht zu Ulfen, seine Kemenate daselbst und was er sonst dort besitzt ohne das Vorwerk und die Struth daselbst an Landgraf Heinrich von Hessen. Dieses hatten schon seine Voreltern besessen. Die Landgrafen Heinrich und Otto von Hessen verkaufen 1360 den Brüdern Helmerich, Thilo, Heinrich und Hans von Baumbach das Gericht Ulfen mit Zubehör für 350 Mark. Die von Baumbach müssen den Landgrafen das Gericht für die gleiche Summe wieder einräumen, sobald diese die Lehenschaft darüber von den Grafen von Ziegenhain erlangt haben (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4687). 1370 und 1377 treten auch die von Buttlar ihre Rechte an Hessen ab. Die hessischen Landgrafen wiederum übertrugen ihren ausgedehnten Streubesitz an den umgebenden Adel, wie die Herren von Baumbach, von Eschwege und von Boyneburg. 1386 kommt es zu einem Vertrag zwischen Landgraf Hermann und den von Baumbach über Ulfen (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4691). 1420 werden die Treusch von Buttlar mit dem Gericht belehnt.1432 werden im Auftrag des Landgrafen die Grenzen des Gerichts durch Otto von Mulenbach, Amtmann zu Wildeck, beschrieben.
- Das Gericht Ulfen umfasste zu Beginn des 15. Jahrhunderts neben Ulfen selbst noch die Orte Breitau, Krauthausen, Weißenborn, Lindenau, Wölfterode,Erdmannshain und Teile von Holzhausen.
- Damals wurde es dem Amt Sontra unterstellt. Der Umfang des Gerichts war aber etwa 100 Jahre später durch Umstrukturierungen der Verwaltungseinheiten zusammengeschmolzen. So gehörten laut Sontraer Salbuch von 1538 zum Gericht Ulfen nur noch die Dörfer Breitau, Ulfen und Wölfterode sowie die Wüstungen Erdmannshain und Weidenthal. Die Kemnate und zwei dienstfreie Vorwerke zu Ulfen sind um 1600 hessische Lehen der von Baumbach und gehörten zum Gericht Tannenberg.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1323 verkauft Walter von Hundelshausen gemeinsam mit seinen Söhnen und Brüdern seine Güter in Rockensüß, Ulfen und Marquertshausen einem gewissnen Suenmann und dessen Erben genannt Goldacker.
- 1366 veräußert Kloster Cornberg Klostergut und Zinsen u.a. in Ulfen an Klosterschwestern. Im Inventar des Klosters von 1525 werden Zinseinnahmen in Ulfen genannt.
- 1374 erhält das Augustinerkloster Eschwege eine Güterschenkung in Dorf und Feld zu Ulfen.
Zehntverhältnisse
1307 bekennt Berthold Vogt von Hörsel, dass er den halben Zehnten zu Ulfa vom Landgrafen zu Lehen trage. Es ist jedoch unklar, ob der Beleg hierauf zu beziehen ist
Ortsadel
Adlige 13. Jahrhundert (UA Kreuzberg)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus (1260)
- viceplebanus (1302)
- Querrechteckiger Westturm aus dem 14. Jahrhundert, 1702 umgebaut, Fachwerkaufbau 1705, 1790 erweitert und erhöht, 1990 renoviert
Patrozinien
- Johannes
Pfarrzugehörigkeit
1585 sind Wölfterode, Erdmannshain Filialen, Blankenbach nicht mehr. Die protestantische Pfarrei der Klasse Sontra hat 1872 als Filialen Blankenbach und Wölfterode. So auch 1994
Patronat
1585 ist der Landgraf von Hessen Patron
Diakonische Einrichtungen
1952 Schließung der Gemeindestation
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Konrad Spilner 1526-1565
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda Klasse Sontra (1872)
Kultur
Schulen
1765 Schulhaus vorhanden
1898 Bau einer neuen Schule
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1634 Zerstörung des Dorfes durch Kroaten
Wirtschaft
Mühlen
1765 existieren vier Mühlen: Ober- und Untermühle, Blinde Mühle und Riedmühle Die Ober- und Untermühle wurden beide über ein oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser der Ulfe betrieben, erstere bis 1940, letztere bis 1926
Nachweise
Literatur
- Geschichte und Geschichten von Ulfen
- Wetterau, Gericht Tannenberg
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 118
- Schellhase, Kreis Rotenburg, S. 245 (Register)
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 476 (Dorf u. Gericht)
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 417-425
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 544
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Empfohlene Zitierweise
„Ulfen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/7098_ulfen> (aufgerufen am 25.11.2025)
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