Nesselröden

Die Lage von Nesselröden im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
18 km südsüdöstlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Kleines Dorf mit regellosem Grundriss an der Südabdachung des Ringgaus im Tal der Nesse. Ausgangspunkt ist die ausgedehnte frühneuzeitliche Schlossanlage mit Wirtschaftsgebäuden im Norden, an die sich eine lockere Besiedlung südlich entlang der Hauptstraße (Holzhäuser Str. = L 3423) anschließt. Alte Kirche östlich hiervon, jüngere im Nordosten. Die Durchgangsstraße führt auf die B 400 und Richtung A 4.
Ersterwähnung
1268
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Nesselröden.
Historische Namensformen
- Nezelriede, de (1268) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 61-62, Nr. 51]
- Nezelriden, de (1296) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S.23-24, Nr. 36]
- Nezzelriden, de (1297) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S.25, Nr. 38]
- Nezelriden, von (1309) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S.31-32, Nr. 48]
- Nezzilride, tzu (1385) [HStAM Bestand Urk. 115 Nr. 14]
- Neselreyden (1450) [HStAM Bestand K Nr. 435, fol. 348 v, Nr. 593a]
- Nesselridern (1539) [HStAM Bestand Urk. 1 Nr. 4157]
- Neßelriedt (1585) [Der ökonomische Staat, S. 91]
- Nessellreden (1592) [Mercator, Hassia landtgraviatus HStAM Bestand Karten Nr. R II 28]
- Nesselreden (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
- Nösselröden (1747) [HStAM Bestand S Nr. 105]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Aumühle
- Nesselröden (Siedlung)
- Nesselröden, Gutsbezirk
- Nesselröden, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1875
Älteste Gemarkungskarte
1707
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3578003, 5655076
UTM: 32 U 577898 5653253
WGS84: 51.025551° N, 10.110762° O
Statistik
Ortskennziffer
636005080
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 338, davon 231 Acker (= 68.34 %), 32 Wiesen (= 9.47 %), 25 Holzungen (= 7.40 %)
- 1961 (Hektar): 534, davon 123 Wald (= 23.03 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 36/38 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 40 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 426, davon 351 evangelisch (= 82.39 %), 0 katholisch, 29 andere Christen (= 6.81 %), 56 Juden (= 13.15 %)
- 1933: Gemeindeauflösung
- 1961: 515, davon 452 evangelisch (= 87.77 %), 60 katholisch (= 11.65 %)
- 1970: 460
- 1987: 304
- Juden:
- Nesselröden insgesamt:
- um 1900: ca. 60 Juden
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht Brandenfels (Treusch von Buttlar)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
- 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 1.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Herleshausen zusammengeschlossen, deren Ortsteil Nesselröden seitdem ist.
Gericht
- 1822: Justizamt Netra
- 1867: Amtsgericht Netra
- 1879: Amtsgericht Netra
- 1932: Amtsgericht Sontra
Herrschaft
Fulda, Kloster Hessen, Landgrafen 1385 verpfändet Lotze Schindcopf mit Einwilligung seines Herrn Ritter Herrmans von Hohenstein sein Gut unter dem Haus Brandenfels und Besitzungen zu Unhausen, Breitzbach, Nesselröden, Markershausen und Bertenhusen(?) an Andreas von Buttlar und Ehefrau Hedwig. 1389 gelangen die Boyneburger Güter, die fuldische Lehen sind, an die Treusch von Buttlar.- 1450 erteilt der Abt von Fulda dem Konrad von Buttlar genannt Treusch einen Lehnsbrief über das was von seinen Eltern auf ihn gekommen war, darunter auch Rechte in Nesselröden.
- Abt Johann von Fulda überträgt 1539 dem Landgrafen Philipp von Hessen die Lehenshoheit u.a. über das fuldische Lehen der Treusch von Buttlar in Nesselröden. Landgraf Philipp soll die Lehen wiederum den genannten Vasallen verleihen. Entsprechende Lehnsbriefe liegen von 1543 bis 1824 vor.
- Seit 1550 sind die Treusch von Buttlar als hessisch-sächsische Lehnsträger faktisch Alleineigentümer der Burg Brandenfels. In dieser Eigenschaft üben sie die Gerichtsbarkeit über die zum Gericht Brandenfels gehörenden Dörfer Markershausen, Renda, Lüderbach, Willershausen, Archfeld, Frauenborn, Holzhausen, Nesselröden, Breitzbach, Unhausen sowie die Höfe Altefeld, Berlitzgrube, Heidelberg, Rittersberg, Hohenhaus, Lüstefeld und die spätere Wüstung Woffenbach (östl. von Wommen) aus.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- vgl. Herrschaft
Ortsadel
Adlige 1268
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kirche 1852 als schlichter klassizistischer Saalbau mit westlich aufsitzendem Dachreiter errichtet, 1988 renoviert
- Katholische Kirche St. Johannes der Täufer und St. Josef 1956 errichtet
Pfarrzugehörigkeit
1585 gehören Rittershausen, Holzhausen, Unhausen und Berlitzgrube zur Pfarrei, vor 1573 sollen auch Breitzbach und Markershausen hierher gehört haben. Nesselröden hat 1872 die Filialen Holzhausen und Unhausen, 1994 gehört auch Breitzbach dazu.
Patronat
Patrone sind 1585 die Treusch von Buttlar, 1872 auch zu 1/3 der Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld.
Bekenntniswechsel
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Conrad Bräutigam (Sponsus) 3.10.1569-1571
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda (wenn auch nicht explizit genannt) Protestantische Pfarrei der Klasse Sontra
Juden
Provinzial-Rabbinat Kassel,
1835: 70; 1861: 107; 1905: 57; 1932/33: 14 Juden; nach 1933 leben noch 6 Juden im Ort.
Juden wohl bereits seit dem 18. Jahrhundert (ca. 1750) im Ort ansässig
Die jüdische Gemeinde spielte in der Ortsgeschichte eine bedeutende Rolle. Um 1900 lebten in Nesselröden etwa 60 Juden. Die Gemeinde löste sich aber schon 1933 auf. Die Synagoge ging 1937 in den Besitz einer christlichen Familie über.
Eine Elementarschule bestand im Ort zu Beginn des 20. Jahrhunderts; geschlossen wohl 1908.
Berufe: Vieh- und Pferdehandel
Friedhof: älteste Grabsteine stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Nachweise
Literatur
- K. Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 37, Nesselröden
- Der Brandenfels
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 61-62
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 346
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 153-158
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 523
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 119.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Nesselröden, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6507_nesselroeden> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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