Lüderbach

Die Lage von Lüderbach im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
13,5 südsüdwestlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem, im Kern ovalem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am gleichnamigen Bach unmittelbar an der heutigen Grenze zum Freistaat Thüringen. Kirche an exponierter Stelle im Norden, südwestlich davon am Ortsrand Herrenhaus. Durch den Ort führt die K 17 als Verbindungstraße zur nördlich in Richtung Eisenach verlaufenden B 7 und zur L 3247 im Süden Richtung Herleshausen.
Ersterwähnung
1195
Siedlungsentwicklung
Die von Capellan erbauten um 1560 am westlichen Ortsrand ein großzügiges Herrenhaus, zudem noch eine Mausoleumspyramide auf einem Hügel östlich außerhalb des Dorfes (nach dreijähriger Bauzeit 1779 vollendet).
Historische Namensformen
- Luderbech (1195) [Abschrift 15. Jahrhundert Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 340-341, Nr. 873]
- Ludirbeche, in (1329) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 263]
- Luderbech (1355) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 404]
- Ludirbehche, zu (1365) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 439, Nr. 1134]
- Luderbegke (1416) [Landgrafen-Regesten online Nr. 2635]
- Luderbach (1437) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 383-390, Nr. 9, hier S. 389-390]
- Luderbech (1445) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 236-237, Nr. 631]
- Luderbach (1585) [Der ökonomische Staat, S. 91]
- Luderbach (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1329)
- Dorf und Gemarkung (1343) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 197, Nr. 532]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Lustefeld
- Wiesenmühle
- Lüderbach, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1930-1952
Älteste Gemarkungskarte
1729
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3579413, 5660403
UTM: 32 U 579307 5658578
WGS84: 51.073233° N, 10.132023° O
Statistik
Ortskennziffer
636010030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 762, davon 569 Acker (= 74.67 %), 67 Wiesen (= 8.79 %), 59 Holzungen (= 7.74 %)
- 1961 (Hektar): 762, davon 58 Wald (= 7.61 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 53 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 36 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 270, davon 270 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1895: 233(88?) Einwohner
- 1961: 283, davon 252 evangelisch (= 89.05 %), 29 katholisch (= 10.25 %)
- 1970: 260
- 1987: 250
- Laut P. Zietz zählte man 1896 in Lüderbach 57 Wohnhäuser mit 288 Einwohnern, 24 Pferde, 182 Rinder, 254 Schafe, 158 Schweine und 70 Ziegen
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1445: Amt Brandenfels
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht der Treusch von Buttlar
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
- 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Lüderbach wurde.
Gericht
- 1822: Justizamt Netra
- 1867: Amtsgericht Netra
- 1879: Amtsgericht Netra
- 1932: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- 1329 gestattet der Abt von Hersfeld Ludwig von Boyneburg, seine Güter im Dorf und in der Gemarkung von Lüderbach, die er vom Kloster zu Lehen trägt, an Konrad genannt Sengelberg erblich zu verkaufen. 1344 geben die Brüder von Boyneburg ihre hersfeldischen Lehngüter an die Augustinermönche in Eschwege ab.
- 1445 liegt Lüderbach als hersfeldisches Lehen des Augustinerklosters Eschwege im Amt bzw. Gericht der der Treusche, frei von Bede und Dienst.
- 1416 verkauft Apel Appe, landgräflicher Amtmann zu Bilstein, dem Hans von Völkershausen u.a. sein hessisches Lehnsgut zu Lüderbach. Landgraf Ludwig von Hessen belehnt 1458 die Brüder Apel und Hans Appe u.a. mit einem Gut zu Lüderbach (HStAM Bestand Urk. 115 Nr. 128).
- Seit 1550 sind die Treusch von Buttlar als hessisch-sächsische Lehnsträger faktisch Alleineigentümer der Burg Brandenfels. In dieser Eigenschaft üben sie die Gerichtsbarkeit über die zum Gericht Brandenfels gehörenden Dörfer Markershausen, Renda, Lüderbach, Willershausen, Archfeld, Frauenborn, Holzhausen, Nesselröden, Breitzbach, Unhausen sowie die Höfe Altefeld, Berlitzgrube, Heidelberg, Rittersberg, Hohenhaus, Lüstefeld und die spätere Wüstung Woffenbach (östl. von Wommen) aus.
- Die Treusche verkaufen Lüderbach 1619 und 1627 an die Familien Scheffer und von Capella(n). Diese trugen es von Hessen zu Lehen (Ockershäuser Akten 21, Lehenrev. 1627-1827).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Germerode, Kloster Besitz des Klosters Germerode in Lüderbach wird 1195 in einer Urkunde von Papst Coelistin bestätigt. 1355 verpflichten sich die Augustiner zu Eschwege dem Kloster Hersfeld jährlich am Michaelistag [September 29] ein Pfund Wachs als Zins für die Befreiung ihrer Güter in Lüderbach zu zahlen. 1445 wird dem Kloster der hersfeldische Lehnsbesitz durch Kurt Treusch, Amtmann von Creuzburg, bestätigt. Im Zinsregister des Augustinerklosters von 1437 ist der Besitz aufgeführt. 1469 wird ein Vorwerk genannt.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pfarrer (1365)
- Langgestreckter Saalbau mit dreiseitigem Schluss. Im Westen des Gebäudes romanisches Mauerwerk des niedergelegten Westturms. 1837/38 völlig erneuert einschließlich des Turmes
Pfarrzugehörigkeit
1872 Patronatspfarrei mit dem zum Rittergut gehörenden Hof Lüstefeld
1994 ist die lutherische Vikariatsgemeinde Lüberbach nach Aufhebung ihrer Pfarrstelle in das Kirchspiel Netra eingegliedert
Patronat
Das Patronat ist 1569 zwischen Sachsen-Eisenach und Hessen strittig: Sachsen erhält die Kollatur, Hessen aber das ius episcopale
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Lesser bis nach 1549
1648 wird die adlige Patronatsgemeinde Lüderbach als lutherisch anerkannt.
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda (wenn auch nicht explizit genannt) Die protestantische Pfarrei gehörte 1872 zur Klasse Eschwege.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Hospitäler
1437 Ersterwähnung, Lage des Hospitals an der Fernstraße "Lange Hessen", besteht noch 1661
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Vgl. Wiesenmühle In der Dorfgemarkung Obermühle, Mittelmühle und Schlossmühle, zeitweise auch Pulvermühle, alle im Register der den Treusch von Buttlar zu Lüderbach fälligen Einkünfte erwähnt (1626-34) [HStAM Bestand S Nr. 590]. Die drei Mahlmühlen wurden über oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser des Lüderbaches betrieben. Die Obermühle am Südwestrand des Ortes stellte ihren Betrieb schon vor 1932 ein. Die Mittelmühle wurde seit 1932 nicht mehr betrieben, das Gebäude Ende der 1990er Jahre abgebrochen. Die Schlossmühle an der südwestlichen Ecke des Rittergutes stellte um 1900 ihren Betrieb ein. Die Pulvermühle fand ihr Ende vermutlich noch im 17. Jahrhundert
Nachweise
Literatur
- Der Brandenfels
- K. Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 32 (2018), Lüderbach
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 101-102
- 800 Jahre Lüderbach
- Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner, S. 43
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 314-318
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 312
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 89-92
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 518
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Lüderbach, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6337_luederbach> (aufgerufen am 25.11.2025)
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