Heldra

Die Lage von Heldra im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11,5 km südsüdöstlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Straßendorf am Nordufer einer Werraschleife in einem Zipfel des Werra-Meißner-Kreises im Westen und Osten unmittelbar umgeben von Grenzen zum Freistaat Thüringen. Durch den Ort fließt von Norden kommend der Heldarbach in die Werra, die Kirche befindet sich in leicht erhöhter zentraler Lage. Am nördlichen Ortsrand treffen sich die Landesstraße 3244 und die Kreisstraße 6; beide führen zur nahen Bundesstraße 250 Bahnhof der Eisenbahnlinie Meinhard/Schwebda – Treffurt ("Werratalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1902) (Strecke zwischen 1945 und 1958 stillgelegt).
Ersterwähnung
876
Siedlungsentwicklung
Nach einer Angabe von 1600 (Adelsrep. v. Schwebda) lag Heldra sehr lange wüst und war kurz zuvor erst wieder neu besiedelt worden.
Historische Namensformen
- Heldron (876) [Fälschung 11. Jahrhundert MGH DD LdD, S. 267-271, Nr. 185; HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 40; Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 38r+v, S. 60-63, hier S. 61]
- Helder (1365) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 1902; Landgrafen-Regesten online Nr. 11613]
- Helder (Mitte 14. Jahrhundert) [G. Landau, Weisthümer, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 2 (1840), S. 240-241]
- Heldra, in (1390) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 123 Nr. 136]
- Heldern (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 217, Nr. 1892]
- Helder; Heller (1574) [Salbuch von Dorf und Amt Wanfried HStAM Bestand S Nr. 604, fol. 3, 24]
- Helder (1585) [Der ökonomische Staat, S. 94]
- HÆldra (1729) [HStAM Bestand Karten Nr. B 58 i]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1365)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Bahnhof Großburschla
- Feldmühle
- Helderbach
- Heldra
- Höfe
- Heldra (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1893/94
Älteste Gemarkungskarte
1849
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3583909, 5666540
UTM: 32 U 583802 5664713
WGS84: 51.127746° N, 10.197583° O
Statistik
Ortskennziffer
636013030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 530, davon 294 Acker (= 55.47 %), 58 Wiesen (= 10.94 %), 138 Holzungen (= 26.04 %)
- 1961 (Hektar): 500, davon 114 Wald (= 22.80 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 16 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1744: 1 Braumeister, 8 Leinweber, 3 Müller, 1 Maurer, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Schreiner, 1 Schäfer, 28 Tagelöhner, 1 Uhrmacher, 1 Ziegelbrenner (HStAM Bestand 49 d Nr. Eschwege 93)
- 1747: 78 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 436, davon 435 evangelisch (= 99.77 %), 1 katholisch (= 0.23 %)
- 1961: 760, davon 694 evangelisch (= 91.32 %), 66 katholisch (= 8.68 %)
- 1970: 646
- 1987: 541
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Erste Hälfte 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
- 1365: Landgrafschaft Hessen, Gericht Großenburschla
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Treffurt
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Wanfried eingegliedert.
Gericht
- 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
- 1821-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Wanfried
- 1834: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
- 1867: Amtsgericht Wanfried
- 1879: Amtsgericht Wanfried
- 1932: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
Hessen, Landgrafen 1365 verkaufen die Gebrüder Konrad und Otto von Völkershausen ihre von ihren Eltern ererbten Rechte auf die fünf Dörfer Weißenborn, Rambach, Heldern, Helderbeck und Alden Burßla mit Gericht und allem Recht an Holz etc. für 70 Mark Eschweger Währung erblich und ewiglich an Landgraf Otto von Hessen. Von 1390 an erhalten die Keudell zu Schwebda eine Hufe und zwei Höfe in Heldra als hessischen Lehnsbesitz. Die Landesherrschaft reklamieren die Landgrafen für sich und gliedern Heldra dem Amt Wanfried ein. Dennoch versuchen die Beamten von Treffurt den Ort ebenso wie Helderbach in ihr Amt zu ziehen und begründen dies 1578 mit der Geschoßplichtigkeit der Dörfer (HStAM Bestand 17 e Nr. Wanfried 47).- Im 16. Jahrhundert empfangen die von Erffa Anspruch sächsische Lehen in Heldra. Sie besitzen hier ein Vorwerk.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Das Kollegiatstift Großburschla hat Grundbesitz in Heldra.
- 1573-1699 werden die Trott mit einer halben Hufe Land in Heldra von Fulda belehnt, von 1746 an die von Grotthausen.
Zehntverhältnisse
Ortsadel
1337 wurde ein Dietrich von Heldirsteyn urkundlich genannt, der ein Gut in Heldra besaß. Vielleicht handelte es sich dabei um den späteren Burgsitz (Knappe).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban (1506)
- Im Kern mittelalterlicher Chorturm mit Obergeschoss und Dach von 1825, Schiff 1844/45 angefügt. 1911 und 1961 renoviert
Patrozinien
- Johannes (1636)
Pfarrzugehörigkeit
1574 bis 1622 ist die Kirche Filial von Großburschla, danach zu Altenburschla, so 1872 und 1994 als Vikariats- bzw. Filialgemeinde
Patronat
Das Pfarrpatronat besitzen 1574 die von Erffa (Wanfrieder Salbuch), später die Besitzer ihres Rittergutes.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich um 1527.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: N. Leimbach ca. 1580
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Erzpriestersprengel von Falken
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Im Dorf befanden sich noch die Ober- und die Untermühle, die beide mit dem Wasser des Heldrabaches über eine oberschlächtiges Wasserrad angetrieben wurden. Letztere gegenüber der Kirche befand sich seit 1570 im Besitz der Familie von Steuben. Das Wasserrecht wurde 1913 nicht mehr beantrage und verfiel 1929. Gleiches gilt für die 1615 neue Mahlmölle bezeichnete Obermühle.
Nachweise
Literatur
- Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 23, Heldra, S.72-79
- Festschrift 1125 Jahre Heldra
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 135-136
- Eckhardt, Ersterwähnungen, S. 15-23
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 74-75
- G. Kohlstedt, Benediktinerpropstei und das spätere Kollegiatstift Grossburschla an der Werra
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 66
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 220
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 571 - 579
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 505
- F. Brumme, Das Dorf und Kirchspiel Friedrichswerth, S. 63
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 295-297
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Heldra, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5967_heldra> (aufgerufen am 26.11.2025)
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