Grandenborn

Die Lage von Grandenborn im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km südsüdwestlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem, nahezu rechteckigem Grundriss und geringer Siedlungsdichte auf der Ringgauhochfläche südöstlich der Boyneburg. Kirche in leicht erhöhter Lage am Nordrand, erhaltener Dorfanger im Süden. Verkehrsanbindung über Zubringer zur B 7 und B 400
Ersterwähnung
1270
Siedlungsentwicklung
Eine Aufteilung des Dorfes in Ober- und Nieder-Grandenborn gab es nicht, die Bezeichnung Nieder-Grandenborn bezieht sich auf die Wüstung Gangestal.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Zu Nieder-Grandenborn s. Gangestal
Historische Namensformen
- Graneburnen, in (1270) [HStAM Bestand Urk. 57 Nr. 452]
- Graneborn, de (1299) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 20, Nr. 35]
- Graneborn, in (1335) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 388-389, Nr. 990]
- Granborn (1433) [HStAM Bestand Urk. 76 Nr. 259]
- Graneborn (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 238, Nr. 2095]
- Grandeborn (1523) [HStAM Bestand Urk. 109 Nr. 77]
- Granabürn (1538) [HStAM Bestand S Nr. 570]
- Graneborn (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Grandeborn (1592) [Mercator, Hassia landtgraviatus HStAM Bestand Karten Nr. R II 28Karte Nr. 5]
- Grandeborn (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 12]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1345) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4994]
- Mengedorf (1654)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1906
Älteste Gemarkungskarte
1769
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3572783, 5661321
UTM: 32 U 572680 5659496
WGS84: 51.082361° N, 10.037626° O
Statistik
Ortskennziffer
636010020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 1224, davon 727 Acker (= 59.40 %), 25 Wiesen (= 2.04 %), 133 Holzungen (= 10.87 %)
- 1961 (Hektar): 1234, davon 300 Wald (= 24.31 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 60 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1608: 82 Haushaltungen
- 1744: 1 Schreiner, 2 Grobschmiede, 3 Schneider, 1 Zimmermann, 2 Maurer, 1 Schuhmacher, 3 Brantweinbrenner, 21 Leinweber, 26 Tagelöhner und Tagelöhnerinnen
- 1744: 313 Einwohner, 82 Häuser
- 1885: 516, davon 516 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 481, davon 459 evangelisch (= 95.43 %), 16 katholisch (= 3.33 %)
- 1970: 502
- 1987: 471
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1460: Landgrafschaft Hessen, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1654: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Reichensachsen
- 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Grandenborn wurde.
Gericht
- vor 1822: Amt Netra
- 1822: Justizamt Netra
- 1867: Amtsgericht Netra
- 1879: Amtsgericht Netra
- 1932: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- 1270 und 1335 sind grundherrliche Rechte der Herren von Boyneburg belegt. In der Folge teilen sich verschiedene Linien des Hauses die Herrschaftsrechte. Die Untertanen in Grandenborn unterstehen zur einen Hälfte den Boyneburg-Bischhausen, zur anderen den von Bemmelberg.
- 1345 bekundet der Ritter Ludwig von Baumbach, dass Landgraf Heinrich von Hessen oder seine Erben die ihm versetzten Teile der Dörfer Weißenborn, Krauthausen, Schickenberg, Grandenborn und Breitau mit 200 Mark lötigen Silbers auslösen können
- 1433 wird Hermann von Boyneburg vom Abt von Fulda mit Gütern in Grandenborn belehnt.
- Hessen kaufte 1650/51 die boyneburgischen Rechte in Grandenborn (Gericht Bischhausen). Damals besaß Boyneburg eine Hälfte der bürgerlichen und peinlichen Gerichtsbarkeit, die andere Hälfte war hersfeldisch gewesen (Gericht schon um 1335 geteilt).
- 1459 sind 18 Hofstätten hersfeldisches Lehen der von Boyneburg (HStAM Bestand L Nr. 29].
- Die Langrafen von Hessen haben 1538 ein Vorwerk oder Hof mit drei Huben Land.
- 1585 unterstehen die 60 Hausgesessenen der Familie Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach
Hessen, Landgrafen 1650 kommt es zur Veräußerung boyneburgscher Lehngüter (sogenannte bemmelbergische Anteile) u.a. in Grandenborn an Hessen, wodurch die Landgrafen stärker an der Ortsherrschaft partizipieren und versuchen Einfluss auf das Gericht Boyneburg geltend zu machen. 1654 ist Grandenborn ein sogenanntes Mengedorf, d.h. zweiherrig.- 1744 ist das Dorf zweiherrig, zur Hälfte (vier Hufen) unter der Herrschaft des Landgrafen von Hessen-Kassel, die andere Hälfte haben die von Boyneburg zu Netra. Die von Cornberg zu Richelsdorf haben eine adlig freie Hufe, die von Boyneburg zu Reichensachsen und der von Boyneburg Stedtfeld zu Wichmannshausen haben Ländereien.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Kreuzberg 1270 bekennt Abt Heinrich von Hersfeld, dass er auf Bitten Bodos von Boyneburg, seines Vetters Sohn, und dessen Bruders Heinrich von Hohenstein sowie dessen Mutters Adelheid dem Kloster Kreuzberg 2 Hufen in Grandenborn, welche ihm von den Benannten zum Seelenheil ihrer Eltern übergeben worden sind, zugeeignet hat.Germerode, Kloster 1335 beschenkt Reinhard von Boyneburg das Kloster Germerode mit Einkünften u.a. aus Grandenborn und Hochhausen. In den Zinsregistern des Klosters tauchen die Einkünfte erst 1502 auf.
Zehntverhältnisse
1360 übereignen Lutze von Nesselröden und seine Frau Margartet dem Kloster Germerode den Zehnten u.a. über 26 Hufen in Grandenborn und 15 in Hochhausen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Fensterloser Westturm aus dem 12. Jahrhundert, Schiff in klassizistischer Form nach A.J. Spangenberg 1840 errichtet, 1982-84 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
Im 17. Jahrhundert zeitweise zu Breitau, 1810 zeitweise zu Röhrda, seit 1820 zu Renda, 1994 Filialgemeinde im Kirchspiel Renda
Patronat
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Christoph Bretthauer 3.10.1569-1587
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Röhrda Die protestantische Pfarrei war 1872 ein Vikariat der Klasse Eschwege.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1598 sterben ca. 80 und von Juli bis Dezember 1626 etwa 150 Menschen an der Pest. In diesem Jahr plündern zudem noch die durchziehenden Truppen Tillys das Dorf.
1868 Großbrand, dem 14 Höfe in der Weiten Gasse zum Opfer fallen.
Wirtschaft
Ursprünglich überwiegend Landwirtschaft, Handwerk und Leinenweberei
Nachweise
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Grandenborn, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5839_grandenborn> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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