Raßdorf

Die Lage von Raßdorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
18,5 km südöstlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Kurzes Straßendorf (Wildecker Straße = K 62) an der Suhl am Südrand des Richelsdorfer Gebirges unmittelbar an der südlich verlaufenden heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Am Südrand verläuft die Eisenbahnlinie Bebra – Gerstungen (Inbetriebnahme der Strecke 25.9.1849), im Norden verlaufen die A 4 Richtung Erfurt sowie die Eisenacher Str. (L 3251).
Ersterwähnung
1538
Siedlungsentwicklung
Im Bereich der Gemarkung Raßdorf fanden Hinweise auf Wüstungen, denen bislang keine Namen in Schriftquellen zugewiesen werden konnten.
Die Lage von Raßdorf ist über Jahrhunderte durch ihre Grenzlage zwischen Hessen und Thüringen gekennzeichnet. Mit der innerdeutschen Teilung nach 1945 verschärft sich die Randlagenfunktion, durch die Raßdorf von traditionellen Verbindungsstrecken abgeschnitten wird.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Wildeck.
Historische Namensformen
- Rastendorf (1433) [HStAM Best. Urk. 76 Nr. 256]
- Rastendorf (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Rassdorf (1627) [Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 374]
- Rostorf (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14,2]
- Rasdorff (1747) [Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Blumenstein, Burg
- Teer- oder Pechhütte
- Wildecker (Talschloss Wildeck)
- Blumenstein, Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3568753, 5646100
UTM: 32 U 568652 5644281
WGS84: 50.946058° N, 9.977242° O
Statistik
Ortskennziffer
632020040
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 105, davon 64 Acker (= 60.95 %), 10 Wiesen (= 9.52 %), 17 Holzungen (= 16.19 %)
- 1961 (Hektar): 960, davon 860 Wald (= 89.58 %)
Einwohnerstatistik
- 1747: 10 und 13 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 88, davon 87 evangelisch (= 98.86 %), 0 katholisch, 1 Juden (= 1.14 %)
- 1961: 198, davon 182 evangelisch (= 91.92 %), 16 katholisch (= 8.08 %)
- 1970: 232
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1480-1733: Herzogtum Sachsen-Eisenach, Amt Gerstungen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Nentershausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Nentershausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Nentershausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform neben anderen Gemeinden als Ortsteil der Gemeinde Wildeck eingegliedert.
Gericht
- 1822: Assitenzamt Nentershausen
- 1826: Justizamt Nentershausen
- 1827: Justizamt Nentershausen
- 1834: Justizamt Rotenburg I
- 1836: Justizamt Rotenburg
- 1837: Justizamt Nentershausen
- 1867: Amtsgericht Nentershausen
- 1879: Amtsgericht Nentershausen
- 1932: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
- 1933: Amtsgericht Obersuhl
Herrschaft
- Die Herrschaft über Raßdorf im hessisch-thüringischen Grenzraum war lange Zeit strittig. 1433 ist Raßdorf zur Hälfte fuldisches Lehen der von Boyneburg. Im 15. Jahrhundert kommt es wiederholt zu Verpfändungen des fuldischen Amtes Gerstungen, zu dem Raßdorf gerechnet wurde, an die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen. Vom 15. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert gibt es dann Streitigkeiten zwischen Hessen und Sachsen, die erst 1733 in einem Abkommen zwischen den Regierungen in Kassel und Weimar zugunsten von Hessen beigelegt werden.
- Ein Teil des Dorfes, der Hof der Vultejus, gehörte bis 1733 nach Sachsen-Eisennach und kam dann zum Amt Nentershausen, der andere Teil wurde zum Amt Rotenburg gerechnet.
Kirche und Religion
Pfarrzugehörigkeit
1604 war der Hof Rastorf Filial von Seulingsee, 1747 nach Bosserode eingepfarrt, 1872 größtenteils nach Großensee, dann nach Dankmarshausen. Mit der Gründung der Pfarrstelle in Bosserode 1980 wurde es hier eingepfarrt.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Raßdorf - ein Dorf an der Grenze
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 983-988
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 374
- Fundberichte aus Hessen, 31. Jahrgang, 1991 (2), S. 540-541
Siehe auch
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Raßdorf, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3122_rassdorf> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/3122