Waldau

Dorf · 145 m über NN  
Gemeinde
Kassel
Landkreis
Kassel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

3 km südöstlich von Kassel

Lage und Verkehrslage

Stadtteil gegenüber der Südstadt von Kassel am rechten Ufer der Fulda mit bis heute sichtbarem dörflichem Charakter, geringer Siedlungsdichte sowie einfachem, langgestrecktem Grundriss entlang der Nürnberger Straße. Durch den Ort fließt der Feldbach, nordöstlich der Wahlebach, die Kirche befindet sich in zentraler Lage. Die Gemarkung wird bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts als Forstgelände sowie als militärisches Aufmarsch- und Übungsgelände genutzt. Um 1900 Wandel der Siedlungsstruktur durch Industrialisierung, Waldau wird in die Großraumplanung Kassels einbezogen. Unter nationalsozialistischer Herrschaft werden Rüstungsbetriebe errichtet, denen Kriegs- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung Waldaus (s. Topographie des Nationalsozialismus) zuarbeiten. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verändern die Struktur nachhaltig. Von 1923-1970 existiert im Süden der Flughafen Waldau. Nach dessen Schließung entsteht die Wohnstadt Waldau und es entwickelt sich ein Industriegebiet. 1981 findet die Bundesgartenschau in der angrenzenden Fuldaaue statt. Im Westen von Waldau verläuft die L 3460, im Süden, das heutige Industriegebiet abtrennend, die A 49 mit den Abfahrten Kassel-Waldau und Kassel-Industriepark.

Ersterwähnung

1293

Siedlungsentwicklung

Aus der Fuldaniederung bei Waldau/Bergshausen stammen bandkeramische Einzelfunde, Baggerfunde erbrachten eine bronzezeitliche Doppelaxt, Lappen- und Tüllenbeile, Anhänger, Sicheln, zwei Schwerter u.a.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (1344)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Umlegung der Flur

1867-1868

Älteste Gemarkungskarte

1691

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3535991, 5684030
UTM: 32 U 535903 5682196
WGS84: 51.289959° N, 9.514874° O

Statistik

Ortskennziffer

611000078

Frühere Ortskennziffer

611000741

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 711, davon 447 Acker (= 62.87 %), 162 Wiesen (= 22.78 %), 0 Holzungen

Einwohnerstatistik

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1458: Landgrafschaft Hessen, Amt Neustadt Kassel
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neustadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Waldau
  • 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Kaufungen
  • 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Waldau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis

Kassel, kreisfreie Stadt

Gemeindeentwicklung

1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Gericht

  • 1582: Sonderstellung innerhalb des Amtes als "einzelnes Dorf"
  • vor 1822: Amt Waldau
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel I
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft

  • 1295 verkaufen die Brüder Wittekind und Bertold von Schwarzenberg ihrem Herrn, Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin Mechthild und ihren Erben u.a. einen Hof in mit ihrem Anteil an dem dortigen Zehnten. Die Güter der Schwarzenberger stammen teils aus Eigen, teils aus Lehen der Grafen von Bilstein. Landgraf Hermann II. von Hessen verschreibt 1395 seiner Ehefrau Margarethe das Dorf Waldau nebst allen Zehnten und Zinsen als Wittum.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1293 erhält das Kloster Ahnaberg von denen von Bergshausen Güter in Waldau. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
  • 1344 verkaufen die Brüder von Schartenberg dem Kloster Breitungen eine Rente von zwei Pfund Pfennigen aus ihren Gütern in den Dörfern Waldau und Fulthain.
  • 1418 erhält die Pfarrkirche der Kasseler Neustadt Güter in Waldau, genannt Hauldorfs guedt, bestehend aus Hof, Häusern, Äckern, Gärten Geldzinsen, Hühnern und Gänsen.

Kirche und Religion

Ortskirchen

Pfarrzugehörigkeit

1569, 1585 und 1872 gehört Bettenhausen, das noch 1536 selbständig ist, zur Pfarrei Waldau. 1900 wrid das Filialverhältnis gelöst. 1949 wird Waldau aus dem Kirchenkreis Kaufungen in den Kirchenkreis Kassel umgelegt und Bergshausen eingegliedert das 1972 durch Errichtung einer Pfarrstelle verselbstständigt wird. 1931-1971 gehört die Kirchengemeinde Dennhausen vorübergehend zum Kirchspiel Waldau.

Patronat

Das Patronat befand sich seit 1367 im Besitz der Landgrafen.

Diakonische Einrichtungen

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 79 Gemeindestation mit einer Schwester; Diakoniestation 1934 - 1964 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Werner Borich alias Grebe 1517-1546, unbekannt, seit wann evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold

Kultur

Schulen

Forstlehranstalt zu Waldau (1798 bis 1815); 1910 Volksschule mit drei Klassen

Wirtschaft

Ursprünglich forst- und landwirtschaftliche Nutzung, um 1900 Industrialisierung, dann Sitz von Rüstungsindustrie (Fieseler, Jagdflugzeug ME 109). Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Entstehung eines modernen Industriegebiets nach Außerbetriebnahme des Flughafens.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Waldau, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2440_waldau> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/2440