Stammen

Die Lage von Stammen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
8 km nordöstlich von Hofgeismar
Lage und Verkehrslage
Zweigeteiltes Dorf mit einfachem, ringförmigem Grundriss am rechten Ufer der Diemel unterhalb der Einmündung der Esse. Im Osten Dorf mit Kirche in zentraler Lage, im Westen, dicht an der Diemel, ehemaliges Schloss und Rittergut der Herren von Pappenheim. Östlich des Ortskerns verläuft die B 83 (Kasseler Straße) von Hofgeismar nach Trendelburg. Daran entlang sowie im Kampgrund jüngere Siedlungsentwicklung
Historische Namensformen
- Stamnem, in (997-1000) [Kop. 1479 Traditiones Corbeienses, Nr. 456, S. 153, vgl. Schütte, Mönchslisten, S. 279]
- Steinnem, in (um 1015) [Zuordnung umstritten Vita Meinwerci, hrsg. von Guido M. Berndt, Cap. 55, S. 128-129, Vita Meinwerci, in: MGH Scriptores 11: Pertz, Historiae aevi Salici, S. 123]
- Stamen (1013) [Kop. MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 316-317, Nr. 266]
- Stamheim, in (um 1250) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. VII, Nr. III]
- Stanhen, in; Stammen, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 24 [27], S. 54 [114], S. 55 [118], S. 57 [136], S. 62 [166], S. 64 []175], S. 67 [191]]
- Stamme, , in, de; Stammen, de (1318) [Lehnbücher der Herzöge von Braunschweig von 1318 und 1344/65, S.41, Nr. 129, S. 42 Nr. 135, S. 46, Nr. 177, Auswertung S. 177]
- Stammen, in (1344/65) [Lehnbücher der Herzöge von Braunschweig von 1318 und 1344/65, S.51, Nr. 2, Auswertung S. 177]
- Stammes (1422) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 144]
- Stammen, in (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LV, Nr. XLIII]
- Stammen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 94]
- Stamme (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 3]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (13. Jahrhundert)
- villa (1344/65)
- Dorf (1422)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Forsthaus
- Katwinkel
- Stammerhöhe
- Stammen, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1874-76
Älteste Gemarkungskarte
1727
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3528841, 5714429
UTM: 32 U 528756 5712583
WGS84: 51.563592° N, 9.414852° O
Statistik
Ortskennziffer
633025070
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 267, davon 215 Acker (= 80.52 %), 15 Wiesen (= 5.62 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 305, davon 17 Wald (= 5.57 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 36 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 61 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 414, davon 409 evangelisch (= 98.79 %), 5 katholisch (= 1.21 %)
- 1961: 459, davon 312 evangelisch (= 67.97 %), 136 katholisch (= 29.63 %)
- 1970: 436
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1013: Hessengau, Grafschaft des Dedico (in pago Hassi in comitatu Dediconis)
- 1544: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg, Gericht der von Pappenheim
- 1568: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg, Gericht der von Pappenheim
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Trendelburg, Gericht der von Pappenheim
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Trendelburg, Gericht der von Pappenheim
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Trendelburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Carlshaven
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Trendelburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Altkreis
Hofgeismar
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Trendelburg zusammengeschlossen, deren Stadtteil Stammen wurde.
Gericht
- Niedere Gerichtsbarkeit als Herzoglich-Braunschweigisches Mannlehen der Herren Schöneberg, dann der Pappenheimer
- 1822: Justizamt Karlshafen
- 1867: Amtsgericht Karlshafen
- 1879: Amtsgericht Karlshafen
- 1943: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
- 1949: Amtsgericht Karlshafen
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar (Zweigstelle Karlshafen)
- 1969: Amtsgericht Hofgeismar
Herrschaft
- Nach den Lehnbüchern der Herzöge von Braunschweig sind 1318 an die von Stammen insgesamt vier Hufen ausgetan, an die von Markessen Teile von neun Hufen und sechs Höfen (in Stammen und Trende), 1344/65 haben die Edlen von Schöneberg drei Hufen inne.
- 1318 versetzt Johann von Markessen dem Ritter Johann von Stockhausen seine welfischen Lehengüter u.a. zu Stammen. 1336 nimmt Konrad von Schöneberg vier Hufen in Stammen von Braunschweig zu Lehen. 1422 erhält Heinrich von Schöneberg das Dorf Stammen vom Herzog von Braunschweig zu Lehen. Nach dem Aussterben der Schöneberger 1429 geht das Lehen an die von Pappenheim über. 1570 überträgt der Herzog von Braunschweig-Lüneburg den von Pappenheim als Mannlehen das Dorf Stammen mit dem Gericht, zwei Meierhöfen in und vor dem Dorf Stammen mit Zugehörungen, alles in der Form, wie es einst dem Herzogshaus von den Edelherren von Schöneberg heimgefallen war.
- Die Landgrafen von Hessen beanspruchen 1544 das Holzgeld, Wasser, Weide, Abgaben aus den Schafspferchen, die Bußen außerhalb des Dorfes, den Erbzins, den Rottzehnten sowie Wildland.
- Noch 1806 befanden sich Dorf und niedere Gerichtsbarkeit im Besitz derer von Pappenheim.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Unter den Gütern, die König Heinrich II. 1013 dem Kloster Helmarshausen überträgt, befinden sich auch solche in Stammen. 1325 schenkt der Herzog von Braunschweig dem Kloster fünf Hufen.
- Mitte des 13. Jahrhunderts verzichten Theoderich und Richard von Schachten u.a. auf 2 1/2 Hufen unrechtmäßig angeeignetes Land in Stammen zugunsten des Klosters Lippoldsberg. 1380 verfügt das Kloster noch über zwei Hufen, die von einem Hof bewirtschaftet werden. 1569 ist der Hof verpachtet.
- Das älteste Schöneberger Lehnbuch des 13./14. Jahrhunderts führt zahlreiche Güter in Stammen auf, die zu Lehen ausgetan sind (vgl. Herrschaft)
Ortsadel
1205-1488
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban (1464)
- Kleine gewestete Saalkirche von 1800 mit älterem Ostturm, 1982-92 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
Die ehemals selbständige Pfarrkirche zu Stammen ist 1872 und 1995 Filialgemeinde von Hümme
Patronat
Einem Bericht von 1546 zufolge gehörte die Pfarrei früher den Pröpsten von Hofgeismar. Im 16. Jahrhundert kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Pappenheimern und den Landgrafen um das Patronatsrecht. 1585 wird der Landgraf als Patron genannt.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Paderborn gen. Groppe 1546 bis nach 1556, 1546 ordiniert von Adam Krafft
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 592-613
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 641-646
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 352-354
- Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 168-169
- F. Pfaff, Die Abtei Helmarshausen, 2: Der Güterbesitz, die Verfassung und die Wirtschaft der Abtei, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, NF 35 (1911), S. 48
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 214
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 452
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 541
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
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Empfohlene Zitierweise
„Stammen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2094_stammen> (aufgerufen am 25.11.2025)
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