Bensheim

Die Lage von Bensheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lage und Verkehrslage
Stadt mit komplexem, unregelmäßigem Grundriss an der Bergstraße an den westlichen Hängen des Odenwaldes. Drei auslaufende Erhebungen des Odenwaldes im Osten der Stadt, die durch das Lautertal und das Meerbachtal gespalten werden: im Nordosten der Kirchberg, im Osten der Hohberg und im Südosten der Hemsberg. Von Osten kommende Lauter fließt zentral durch die Stadt Richtung Westen. Durch die Lauter wird die Altstadt an den auslaufenden Hängen des Odenwaldes südlich begrenzt, im Norden wird sie halbkreisförmig von der B 3 und der B 47 begrenzt. Die Kreuzung beider Bundesstraßen bildet einen zentralen Knotenpunkt zusammen mit der aus Süden kommenden Hauptstraße aus der Altstadt. Erhöht im Osten der Altstadt gelegen katholische Pfarrkirche mit Ursprüngen aus dem 8. und 12. Jahrhundert und ehemaliges Kapuziner-Kloster aus dem 17. Jahrhundert. Südlich der Lauter zweiter altstädtischer Teil im Bereich des heutigen Hospitals und der St. Joseph Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Dichter Siedlungsübergang im Norden nach Auerbach. Bahnhof in zentraler Lage westlich der Altstadt. Industriegebiete im Süden und Westen, letzteres wird durch die zirka 1,5 km westlich vom Stadtkern verlaufende A 5 Frankfurt-Heidelberg von der eigentlichen Stadt getrennt. Die Stadtteile Zell, Gronau, Schönberg, Wilmshausen und Hochstädten befinden sich in den östlichen Tälern des vorderen Odenwaldes. Der Stadtteil Auerbach als nördliche Siedlungsweiterführung direkt an der Bergstraße. In der Ebene nordwestlich von Bensheim liegen die Stadtteile Schwanheim, Fehlheim und Langwaden. Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn";1845) (Inbetriebnahme der Strecke 22.6.1846). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Lampertheim/Hofheim (Ried) – Bensheim (Inbetriebnahme der Strecke 27.10.1869).
Ersterwähnung
765
Historische Namensformen
- Basinsheim (767, 770) (Codex Laureshamensis II, Nr. 232)
- Besinsheim (795)
- Basinesheim (956, 1002, 1071)
- Basinsheim (1095)
- Besensheim (1113)
- Besinsheim (1195)
- Bensheim (1213, 1419)
- Besensheim (1238)
- Besinsheym (1256)
- Benisheim (1258)
- Benßheim uff dem Gande (1427)
- Bennßheim (1521)
- Bennßhaim (1542)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (956, 1256)
- opidum (1318) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, Nr.CXLIII; Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,1, Nr. 2022]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Auerbach, Schloss
- Bensheim, Rodensteiner Hof
- Bensheim, Wambolter Hof
- Bettenheim
- Bordmühle
- Falkenhof
- Klausen-Mühle
- Mühltal
- Noth-Gottes Kapelle
- Stubenwaldhof
- Waldhaus
- Bensheim, Franziskanerniederlassung (→ Klöster)
- Bensheim, Franziskus-Schwestern (→ Klöster)
- Bensheim, Kapuzinerkloster (→ Klöster)
- Bensheim, Maria Ward Schwestern der Congregatio Jesu (→ Klöster)
- Bensheim, Schwestern vom Göttlichen Erlöser (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
- Rodensteiner Hof, Bensheimer Schloss
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3472683, 5504938
UTM: 32 U 472619 5503176
WGS84: 49.680485° N, 8.620447° O
Statistik
Ortskennziffer
431002010
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 4200 Acker, 1300 Wiesen, 3300 Wald, 600 Weinberge
- 1961 (Hektar): 3941, davon 700 Wald (= 17.76 %)
Einwohnerstatistik
- 1618: ca. 3000 Einwohner
- 1628: 2500 Einwohner
- 1757: 2131 Einwohner
- 1829: 3977 Einwohner
- 1961: 24060, davon 11617 evangelisch (= 48.28 %), 11696 katholisch (= 48.61 %)
- 1970: 27498 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Starkenburg, Amtsvogtei Bensheim
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amtsvogtei Bensheim
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Bensheim
- 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Bensheim
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- 1938: Deutsches Reich, Land Hessen, Landkreis Bergstraße (Umbenennung)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
Altkreis
Bergstraße
Gemeindeentwicklung
Gericht
- 1424: zur Cent Heppenheim
- seit 1902: Amtsgericht Bensheim
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1803 an Hessen
Ortsadel
von Bensheim
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 771: basilicam, que est in honore St. Michaelis constructa
- 817: unam ecclesiam cum reliquiis et eundem mansum, in quo ipsa ecclesia sita est
- 14. Jahrhundert: Spitalkirche zum hl. Geist
- 1480: Altäre: Margareta, Johannes, Maria Magdalena, Anna (Spital), Katharina (Kirchhof), Dreikönige, Kreuz
Patrozinien
- Michael; Katharina; Heiliger Geist [771]
- Georg (Georgius) [12. Jahrhundert]
Pfarrzugehörigkeit
Filialen Fehlheim und Zell
Patronat
771: an Kloster Lorsch
1232: an Erzstift Mainz
1249: an Mainzer Domkapitel
Klöster
- Zwei Klöster: Kapuziner (1628) und Beguinen (1743)
Diakonische Einrichtungen
Seit Gemeindepflege 1904 – 1909 Diakonissen des Elisabethenstifts in Darmstadt; Altersheim 1944 – 1945, Kindergarten 1959 – 1968 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021) ; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 1 Kraft, Gemeindehelferin; Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen Ausgabe von 1900 nennt ein Hospital und eine Landesirrenanstalt als Einrichtungen der Inneren Mission;
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Matthias Wohlfahrt 1545(?)-1548
Wiederholter Bekenntniswechsel: 1549 katholisch, 1556 lutherisch, ab 1563 unter Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz reformiert, 1577 wieder lutherisch, 1585 reformiert.
Katholischer Bekenntniswechsel: 1624, 1631 unter den Schweden wieder reformiert, 1635 endgültig katholisch.
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonatszugehörigkeit St. Viktor in Mainz, Landkapitel Bensheim
Juden
Erwähnung seit 1378; 1782: 17, 1803: 19, 1828: 74, 1867: 116, 1910: 160, 1925: 150, 1933: 160 Juden; die Synagoge lag in der Schöneberger Strasse 40. Es gab im Ort einen Schächter, sowie eine Israelitische Religionsschule.
Kultur
Schulen
erster genannter Schulmeister an der 1559 gegründeten Stadtschule: Johannes Schirmer 1552-1570; 1596 Aufbau einer deutschen Mädchenschule; 1686 Festlegung einer Schulordnung für die Latein-, Trivial- und Mädchenschule durch den Mainzer Erzbischof Franz Anselm von Ingelheim; 1804 Studienplan für die Volksschule und Gymnasien der hessischen Regierung; Volksschulgründungen zwischen 1804 und 1806, zweite evangelische Schule 1858, dritte 1882, vierte 1908; 1821 bis 1921 Staatliches Lehrerseminar; die 1874 gegründete Städtische Fortbildungsschule wird 1904 zur Kaufmännischen Schule; 1848 Kreisberufsschule (Gewerbeschule); 1840 bis 1933 Städtische Taubstummenschule; seit 1648 Staatliches Gymnasium; 1858 Gründung der Liebfrauenschule Englische Fräulein; 1872 Städtische Goetheschule
Hospitäler
Spital der Vorstadt aus dem 14. Jahrhundert; Neubau nach 1750
1518 Gutleuthaus der Hahnmühle, 1586 Pestilenzhaus in der Aue
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Bis 1828 sog. Märkergericht für die Verwaltung des Märkeerwaldes; seit 1782 Amtsvogtei; seit 1832 Kreisstadt bis 1938
Bereits im Mittelalter ertragreicher Acker- und Weinbau und Aufbau von Gewerbe; bedeutende Rotgerber-(Lohgerber) und Küferbetriebe, Verkauf der Produkte auf den großen heimischen Märkten;
Mitte des 19. Jahrhunderts beginnende Industrialisierung: Maschinenbau, Essigsiederei, Tabakindustrie, Bleiweißfabrik, Bierbrauerei, Papierfabrik; nach Eisenbahnanschluss Förderung des Handels mit Obst aller Art, Mehl, Holz, Wein; in 1920er Jahren Förderung der Baustoffindustrie (Granit) und des Baugewerbes, Maschinenbau, Papier-, Holzverarbeitung, Nahrungsmittelherstellung, Bekleidungsindustrie
Mühlen
1350 sind zwei Mühlem dem Erzstift Mainz abgabenpflichtig
1614: Hanmül
1648: Stattmühle, Mühle außerhalb der Stadt, Mühle neben dieser Mühle, Hahnmühl auf der Zeller Bach
1668: Hirchenmuhl in der Aw, Undermuhl unmittelbar dabei
Heinz Reitz (s. Literatur) hat 30 Mühlen verzeichnet (einschließlich der in Auerbach, Hochstädten, Schönberg und Gronau)
Markt
956 erteilte Otto I. dem Abt Gerbod von Lorsch das Marktrecht publicas mercationes für seine uilla Basinesheim; seit 1504 Martinimarkt (11.11.), 1619 Egidimarkt (1.9.), 1829 Fastnachtsmarkt
Zoll
1350: Kurmainzer Zoll
1648: Zollstätte zur Erhebung des herrschaftlichen Landzolles
Nachweise
Literatur
- Müller, Starkenburg, S. 44-50,
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 94-95,
- Buchmann, Burgen der Bergstraße 2. Aufl., S. 130-131,
- Dammann, Kunstdenkmäler Bensheim, S. 83-85,
- Wilhelm Becker, Artikel Bensheim, in: Hessisches Städtebuch, S. 62-65,
- Heinz Reitz, Mühlen wiederentdeckt. Dokumentation der Mühlenstandorte im Kreis Bergstraße, S. 23-78,
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 55,
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Provinz Rheinhessen, S. 59ff., 331ff.
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 377
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 13-14
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bensheim, Bergstraße“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/13050_bensheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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